Fassadengliederung stärker dem geometri-
schen Jugendstil zu. Ihre Planung verlief of-
fenbar einheitlich; ähnlich der Lösung in der
Wittekindstraße (s.o.) schließen vorspringen-
de Flügel den Vorgartenbereich ein. Dank der
durchgängig vorhandenen Gärten - z.T. mit
alten Einfriedigungen - und durch den Baum-
bestand entlang der relativ schmalen Fahr-
bahn, hat dieser Abschnitt der Jacobsstraße
- ähnlich der Beethovenstraße (s.o.) - den
Charakter einer reinen Wohnstraße behalten.
HAASEMANNSTRASSE
Den Charakter als Wohnstraße mit Vorgärten
hat bisher auch die Haasemannstraße be-
wahrt. Die Bebauung, die um 1900 mit Nr. 1
am Lichtenbergplatz begann, verzögerte sich
etwas aufgrund der Grundstücksverkaufsver-
handlung und erfolgt erst gleichzeitig mit der
Ostseite Küchengartenstraße zwischen 1908
(Nr. 4) und 1912 (Nr. 9). Wieder entstanden
Spekulationsbauten für die Mittelschicht und
zwei Genossenschaftsbauten für den Beam-
ten-Wohnungsverein (Nr. 7, 9, Architekten
Jürgens & Mencke, 1911,1912) mit relativ gut
ausgestatteten Wohnungen. Wegen der Par-
Haasemannstraße 10, 8ff., Wohnhäuser
Zellenstruktur im Anschluß an den Lichten-
bergplatz haben sie in den Häusern Nr. 2,4 ei-
nen ungewöhnlichen Zuschnitt. Auf der Ost-
seite (Nr. 4, 6, 8, 10) handelt es sich vorwie-
gend um Einspänner, auf der Westseite (Nr. 5,
7,9,11) stehen Zweispänner.
Die Bebauung der Straße mit viergeschossi-
gen Putzbauten, die im Mansarddach ein wei-
teres Wohngeschoß bergen, wirkt bei allen
Unterschieden im Detail einheitlich durch die
Verwendung gleicher Bauteile (Vorbauten un-
terschiedlicher Grundrisse, Baikonen, Log-
gien, z.T. Freitreppen). Typisch für die Zeit ist
das mächtige Mansarddach mit seinen vielfäl-
tigen Ausbauten und mit schweren Zwerch-
häusern, die in dieser Straße als einheitsstif-
tendes Merkmal fungieren. Anders als z.B. an
den Gebäuden am Lichtenbergplatz macht
sich hier eine Abwendung von überreichem
Schmuck bemerkbar; der Dekor beschränkt
sich auf wenige Motive, besonders an den sti-
listisch späteren Fassaden (Nr. 5-11,12) hat
er den Charakter von Applikationen. Dabei er-
lebte die Säule oder Rundstütze eine Renais-
sance - Hinweis auf Einflüsse des Neoklassi-
zismus mit neobarockem Einschlag.
Haasemannstraße 3, 5ff., Wohnhäuser
GEBÄUDE AM KÜCHENGARTENPLATZ
Auf dem östlichen trapezförmigen Grundstück
ließ die Stadt Hannover 1927 nach Planung
von Elkart einen Miethauskomplex bauen
(Stephanusstraße 29, Am Küchengarten 3,
Haasemannstraße 14), in dem in der Sockel-
zone die „Städtischen Bäder“ untergebracht
waren - Hinweis auf die Wohnungsstruktur
im Stadtteil.
Der Komplex gliedert sich in zwei fünfge-
schossige Seitentrakte und einen siebenge-
schossigen Mittelrisalit unter Walmdach, des-
sen oberes Geschoß attikaähnlich abgesetzt
ist. Die Risalitkanten betonen schräggestellte,
bis zum „Hauptgesims“ reichende „Strebe-
pfeiler“. Die Gliederung der Fassaden erfolgt
duch Fensterbänder mit verschatteten kleinen
Öffnungen, die von grob profilierten Betonein-
fassungen zusammengeschlossen sind. Eine
ähnliche Einfassung betont das dreiteilige
„Bädertor“ in der Mitte der Hauptfassade. Das
Material ist rot/braun/violetter Klinker. Die Ge-
staltung gibt dem Komplex etwas Blockhaft-
Wuchtiges.
Der Mittelrisalit bildet zwischen Stephanus-
und Haasemannstraße, die er leicht nach We-
sten lenkt, die Südfront des Platzes Am Kü-
chengarten, der nach der Reduzierung des
Gleiskörpers 1910 von A. Sasse als repräsen-
tativer Eingang in die Stadt Linden vis ä vis der
Leinertbrücke entworfen wurde. Die Randbe-
bauung dieses Platzes, der im Krieg zerstört,
dann durch die Neugestaltung vollständig um-
funktioniert wurde, fand ihre Vollendung erst
1927 durch die „Städtischen Bäder“ und die
Anlage Fössestraße 4, 6, 8, 10, 12, Limmer-
straße 3, 3a, 5. Diese viergeschossigen Klin-
kergebäude für Wohnen und Gewerbe ent-
worfen von Hartjenstein, schlossen das tra-
pezförmige Areal zwischen Fösse-, Selma-
und Limmerstraße und füllten das städtebauli-
che Vakuum zwischen dem Platz und der
nordöstlich gelegenen fortgeschrittenen Be-
bauung aus dem späten 19. Jh.
Während die flächigen Fronten an den Fösse-
(8-12) und Limmerstraße (3-5) - hier aller-
dings ein Versprung als Anschluß an die ältere
Fluchtlinie - lediglich eine differenzierte Hori-
zontalgliederung zeigen (leider wurden die al-
ten Sprossenfenster ersetzt), weisen gestei-
gerte Plastizität u.a durch kielförmige Erker an
den Gebäudeecken, kastenförmige Dachhäu-
ser und reichere Gestaltung den annähernd
symmetrischen Abschnitt zum Platz (Fösse-
straße 4-6) als Hauptfassade aus. Hier glei-
chen fünf über dem Gurtgesims knapp vortre-
tende Kompartimente mit Drillingsfenstern
und dazugehörige hochrechteckige figürliche
Reliefplatten die horizontale Wirkung der ver-
kröpften Gesimse aus. An den drei mittleren
Feldern unter den Dachhäusern verstärken
kubistische Dekorplatten in den Brüstungsfel-
dern die Vertikale. Diese vergleichsweise zier-
liche Fassade, deren ganzer Reichtum sich
erst in der Nähe erschließt (die Reliefs stam-
men möglicherweise von Vierthaler), wird
heute teilweise von vorgestellter Bebauung
verdeckt. Von der alten Möblierung des Plat-
zes hat sich auf der gegenüberliegenden Sei-
te der Limmerstraße eine etwa 1927 aufge-
stellte Normaluhr (Entwurf Elkart) erhalten.
Am Küchengarten 3, Haasemannstraße 14, ehern. „Städtische Bäder“, 1927, Architekt K. Elkart
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schen Jugendstil zu. Ihre Planung verlief of-
fenbar einheitlich; ähnlich der Lösung in der
Wittekindstraße (s.o.) schließen vorspringen-
de Flügel den Vorgartenbereich ein. Dank der
durchgängig vorhandenen Gärten - z.T. mit
alten Einfriedigungen - und durch den Baum-
bestand entlang der relativ schmalen Fahr-
bahn, hat dieser Abschnitt der Jacobsstraße
- ähnlich der Beethovenstraße (s.o.) - den
Charakter einer reinen Wohnstraße behalten.
HAASEMANNSTRASSE
Den Charakter als Wohnstraße mit Vorgärten
hat bisher auch die Haasemannstraße be-
wahrt. Die Bebauung, die um 1900 mit Nr. 1
am Lichtenbergplatz begann, verzögerte sich
etwas aufgrund der Grundstücksverkaufsver-
handlung und erfolgt erst gleichzeitig mit der
Ostseite Küchengartenstraße zwischen 1908
(Nr. 4) und 1912 (Nr. 9). Wieder entstanden
Spekulationsbauten für die Mittelschicht und
zwei Genossenschaftsbauten für den Beam-
ten-Wohnungsverein (Nr. 7, 9, Architekten
Jürgens & Mencke, 1911,1912) mit relativ gut
ausgestatteten Wohnungen. Wegen der Par-
Haasemannstraße 10, 8ff., Wohnhäuser
Zellenstruktur im Anschluß an den Lichten-
bergplatz haben sie in den Häusern Nr. 2,4 ei-
nen ungewöhnlichen Zuschnitt. Auf der Ost-
seite (Nr. 4, 6, 8, 10) handelt es sich vorwie-
gend um Einspänner, auf der Westseite (Nr. 5,
7,9,11) stehen Zweispänner.
Die Bebauung der Straße mit viergeschossi-
gen Putzbauten, die im Mansarddach ein wei-
teres Wohngeschoß bergen, wirkt bei allen
Unterschieden im Detail einheitlich durch die
Verwendung gleicher Bauteile (Vorbauten un-
terschiedlicher Grundrisse, Baikonen, Log-
gien, z.T. Freitreppen). Typisch für die Zeit ist
das mächtige Mansarddach mit seinen vielfäl-
tigen Ausbauten und mit schweren Zwerch-
häusern, die in dieser Straße als einheitsstif-
tendes Merkmal fungieren. Anders als z.B. an
den Gebäuden am Lichtenbergplatz macht
sich hier eine Abwendung von überreichem
Schmuck bemerkbar; der Dekor beschränkt
sich auf wenige Motive, besonders an den sti-
listisch späteren Fassaden (Nr. 5-11,12) hat
er den Charakter von Applikationen. Dabei er-
lebte die Säule oder Rundstütze eine Renais-
sance - Hinweis auf Einflüsse des Neoklassi-
zismus mit neobarockem Einschlag.
Haasemannstraße 3, 5ff., Wohnhäuser
GEBÄUDE AM KÜCHENGARTENPLATZ
Auf dem östlichen trapezförmigen Grundstück
ließ die Stadt Hannover 1927 nach Planung
von Elkart einen Miethauskomplex bauen
(Stephanusstraße 29, Am Küchengarten 3,
Haasemannstraße 14), in dem in der Sockel-
zone die „Städtischen Bäder“ untergebracht
waren - Hinweis auf die Wohnungsstruktur
im Stadtteil.
Der Komplex gliedert sich in zwei fünfge-
schossige Seitentrakte und einen siebenge-
schossigen Mittelrisalit unter Walmdach, des-
sen oberes Geschoß attikaähnlich abgesetzt
ist. Die Risalitkanten betonen schräggestellte,
bis zum „Hauptgesims“ reichende „Strebe-
pfeiler“. Die Gliederung der Fassaden erfolgt
duch Fensterbänder mit verschatteten kleinen
Öffnungen, die von grob profilierten Betonein-
fassungen zusammengeschlossen sind. Eine
ähnliche Einfassung betont das dreiteilige
„Bädertor“ in der Mitte der Hauptfassade. Das
Material ist rot/braun/violetter Klinker. Die Ge-
staltung gibt dem Komplex etwas Blockhaft-
Wuchtiges.
Der Mittelrisalit bildet zwischen Stephanus-
und Haasemannstraße, die er leicht nach We-
sten lenkt, die Südfront des Platzes Am Kü-
chengarten, der nach der Reduzierung des
Gleiskörpers 1910 von A. Sasse als repräsen-
tativer Eingang in die Stadt Linden vis ä vis der
Leinertbrücke entworfen wurde. Die Randbe-
bauung dieses Platzes, der im Krieg zerstört,
dann durch die Neugestaltung vollständig um-
funktioniert wurde, fand ihre Vollendung erst
1927 durch die „Städtischen Bäder“ und die
Anlage Fössestraße 4, 6, 8, 10, 12, Limmer-
straße 3, 3a, 5. Diese viergeschossigen Klin-
kergebäude für Wohnen und Gewerbe ent-
worfen von Hartjenstein, schlossen das tra-
pezförmige Areal zwischen Fösse-, Selma-
und Limmerstraße und füllten das städtebauli-
che Vakuum zwischen dem Platz und der
nordöstlich gelegenen fortgeschrittenen Be-
bauung aus dem späten 19. Jh.
Während die flächigen Fronten an den Fösse-
(8-12) und Limmerstraße (3-5) - hier aller-
dings ein Versprung als Anschluß an die ältere
Fluchtlinie - lediglich eine differenzierte Hori-
zontalgliederung zeigen (leider wurden die al-
ten Sprossenfenster ersetzt), weisen gestei-
gerte Plastizität u.a durch kielförmige Erker an
den Gebäudeecken, kastenförmige Dachhäu-
ser und reichere Gestaltung den annähernd
symmetrischen Abschnitt zum Platz (Fösse-
straße 4-6) als Hauptfassade aus. Hier glei-
chen fünf über dem Gurtgesims knapp vortre-
tende Kompartimente mit Drillingsfenstern
und dazugehörige hochrechteckige figürliche
Reliefplatten die horizontale Wirkung der ver-
kröpften Gesimse aus. An den drei mittleren
Feldern unter den Dachhäusern verstärken
kubistische Dekorplatten in den Brüstungsfel-
dern die Vertikale. Diese vergleichsweise zier-
liche Fassade, deren ganzer Reichtum sich
erst in der Nähe erschließt (die Reliefs stam-
men möglicherweise von Vierthaler), wird
heute teilweise von vorgestellter Bebauung
verdeckt. Von der alten Möblierung des Plat-
zes hat sich auf der gegenüberliegenden Sei-
te der Limmerstraße eine etwa 1927 aufge-
stellte Normaluhr (Entwurf Elkart) erhalten.
Am Küchengarten 3, Haasemannstraße 14, ehern. „Städtische Bäder“, 1927, Architekt K. Elkart
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