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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0155

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Insgesamt zeigten die in einer Flucht mit Bau-
wich aufgereihten Wohnhäuser mit den Ne-
bengebäuden im Hofbereich (Werkstatt,
Kleintierställe, Toiletten) kleinstädtisches For-
mat. Die verbleibenden Reste dieser Bebau-
ung für Handwerker und Facharbeiter doku-
mentieren die bescheidenen und zögernden
Anfänge der Lindener Aufsiedlung.
Ahrberg- und Haspelmathstraße
Wie verhalten die Aufsiedlung in Linden von-
statten ging, zeigt sich an diesen beiden Stra-
ßen, die bereits seit 1850 als unbefestigte We-
ge der Bebauung harrten, tatsächlich aber
erst 1876/77 die ersten Häuser erhielten.
Zum Teil handelt es sich noch um Putzgebäu-
de (z.B. Haspelmathstraße 13, 21), die mei-
sten haben jedoch Rohziegelfassaden mit
sparsamer Gliederung. Zwischen diesen fin-
den sich einheitlich geplante Doppelhäuser
(Haspelmathstraße 14/16, 18/20, 22/24, Ahr-
bergstraße 2/3, 4/5, 6/7) von je drei Fenster-
achsen. Das Satteldach ist ausgebaut und in
den meisten Fällen durch Zwerch- bzw. Dach-
haus erweitert. Die Erschließung der trauf-
ständig mit Bauwich in einer Flucht stehenden
Gebäude erfolgt von der Rückseite, so daß die
begehrte Straßenfront den beiden Wohnräu-
men vorbehalten bleibt und nicht für Eingang
und Flur verloren geht. Die jeweils drei Woh-
nungen einer Haushälfte umfaßten vor der Sa-
nierung 38 qm. Der Entwurf für die Bauten
stammt von L. Debo, der sich seit der Planung
der Arbeitersiedlung Fannystraße in Linden-
Nord (1854) mit einfachstem Arbeiterwoh-
nungsbau befaßt hatte. Bauträger war die
1869 von „philantropisch“ gesinnten Beamten
und Industriellen gegründete „Gemeinnützige
Aktienbaugesellschaft“, die sich die Errich-
tung gesunder Wohnungen für unbemittelte
Familien zum Ziel gesetzt hatte. Mangels In-
teresse zahlungsfähiger Geldgeber löste sich
die Gesellschaft auf, die außer diesem ein
Projekt in der Vereinstraße (Zoo-Viertel) ge-
fördert hatte.
Im Laufe der achtziger und neunziger Jahre
verdichtete sich die Bebauung, es setzen sich
drei- und viergeschossige Bautypen durch,
die eine hohe Grundstücksausnutzung garan-
tierten. Außerdem achtete man auf an-
spruchsvollere Fassaden und auf städtebau-
lich wirksame Gestaltung der Eckgebäude
(z.B. Ahrbergstraße 1, Charlottenstraße 58,
Haspelmathstraße 25,11). Deutlich wird auch
hier der Einfluß der Hannoverschen Bauschu-
le und der renaissancistischen Fassadenvor-
bilder. In dieser engen Nachbarschaft ver-
schiedener Haustypen spiegelt sich die Ent-
wicklung des Mietwohnungsbaus für beschei-
dene Ansprüche im 4. Viertel des 19. Jh. Die
folgende Gruppe erweitert das Spektrum der
Gebäude am Straßenzug Charlottenstraße
um Bauten der Periode vor dem Ersten Welt-
krieg.
Charlottenstraße/T onstraße
Die Planungen des Stadtbauamtes bezogen
seit 1894 den Bereich südlich der Behnsen-
straße ein. Kurz nach 1900 wurde die Charlot-
tenstraße verlängert und die Querstraße bis
zur Strousbergstraße angelegt. Unmittelbar
darauf erfolgte die gleichmäßige Parzellierung



Charlottenstraße 32 (links), Charlottenstraße 2 (rechts), Grundrisse Erdgeschoß


Charlottenstraße 32, Wohnhaus, um 1850

Charlottenstraße 6, 4, 2, Wohnhäuser


Haspelmathstraße 24/22, 20/18, 16/14,
Doppelwohnhäuser, um 1880, Architekt L. Debo



Ahrbergstraße, Blick nach Osten

Ahrbergstraße 9, 8-1


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