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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0160

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Östlich der Kirche stehen ein ehemaliges
Wohnwirtschaftsgebäude mit höherem, zwei-
stöckig abgezimmertem Wohnteil und der da-
zugehörige Stall mit Stauraum und Querein-
fahrt von etwa 1810 (Sackmannstraße 24).
1894 wurde der Bauernhof nördlich der Kirche
errichtet (Sackmannstraße 28). Das Wohn-
haus dokumentiert den damaligen Einfluß der
Hannoverschen Bauschule auf die Neubau-
ten in den Dörfern der Umgebung Hannovers.
Südlich der Kirche findet sich ein 1808 nach
dem großen Brand errichtetes Haus, dessen
Fachwerkkonstruktion (Längsdielenhaus,
zweistöckig abgezimmert, durchschießende
Torständer) gemeinsam mit einem Bau aus
Anderten in Hannover einzigartig ist (Sack-
mannstraße 23). Rest des ehemals bedeuten-
den Hofs „im Pott“ ist das Leibzuchthaus von
1818 (Twedenweg 7).
In der 2. Hälfte des 19. Jh. siedelten einige
Bauern außerhalb des Dorfes und gaben ihre
Höfe zur Neubebauung frei. So entstanden
1890 auf einer ehemaligen Halbmeierstelle ei-
ne anspruchsvolle Villa (Sackmannstraße 20.
Arch. D. Sielken) und nicht weit entfernt das
bescheidenere Wohnhaus im Stil der Hanno-
verschen Bauschule (Sackmannstraße 19).

In der Folgezeit verschwand auch der ehema-
lige Pfarrhof: 1912 baute E. Wendebourg für
den Superintendenten die relativ große Villa
im Stil der Reformarchitektur der Zeit vor dem
Ersten Weltkrieg (Sackmannstraße 32).
Trotz der durch diese Bauten eingeleiteten
Veränderungen und zahlreicher Neubauten
im alten Kern und in seiner unmittelbaren Um-
gebung, trägt Limmer noch immer die Züge ei-
ner dörflichen Ansiedlung, ein Eindruck, der
sich besonders im Bereich um die Kirche und
im westlichen Abschnitt der Sackmannstraße
aufdrängt. Den Eingang in dieses „Dorf“ sig-
nalisieren in ansonsten heterogener Umge-
bung die Bauten auf einer ehemaligen Groß-
köterstelle (Sackmannstraße 1, 1805, Wun-
storfer Straße 74, erbaut ca. 1840).
Wunstorfer Straße 130
Zum Ende des 19. Jh. war die dörfliche Struk-
tur in Limmer aufgeweicht, Industrie verdräng-
te die Landwirtschaft. 1897/99 erfolgte die
Auslagerung der Produktion der 1860 gegrün-
deten „Hannoverschen-Gummi-Kamm-Com-
pany“ (1912 „Excelsior“, seit 1927 zu den
Continentalwerken gehörend) von der Striehl-

straße in die Feldmark von Limmer am West-
ende der Wunstorfer Straße. In zwei Jahren
entstand ein Fabrikneubau mit interessanten
Fabrikhallen, die inzwischen zerstört sind. Er-
halten hat sich hingegen das Verwaltungsge-
bäude, ein aufwendiger symmetrisch konzi-
pierter Verblendziegelbau mit noch immer rei-
chem gotisierendem Dekor.
Nach dem Umzug expandierte das Werk wei-
ter. 1920-22 wurde nach Plänen von Lutz aus
dem Jahr 1916 der imposante viergeschossi-
ge Trakt am Zweigkanal Linden errichtet, der
eindrücklich die klassizistisch anmutende In-
dustriebaukunst der Zeit um den Ersten Welt-
krieg vorführt. Heute nimmt das Werk den ge-
samten Nordwestzwickel des Stadtteils Lim-
mer ein und setzt mit seinem mächtigen Was-
serturm ein weithin sichtbares Landmai.
UM DIE HARENBERGER STRASSE
Im 19. Jh. wurde - wie in vielen dörflichen Ge-
meinden - der Kirchhof als Begräbnisplatz zu
eng. Man legte auch in Limmer einen neuen
Friedhof außerhalb des Dorfes auf der Südsei-
te der Harenberger Straße an, der 1845 eröff-
net, 1902 geschlossen wurde.

Sackmannstraße 23, Wunstorfer Straße 130, Continental-Werke, Fabrikgebäude
Wohnwirtschaftsgebäude, 1808


Sackmannstraße 24, Wunstorfer Straße 130, Continental-Werke, Fabrikgebäude, 1920-22
Wohnwirtschaftsgebäude, um 1810 Architekt Lutz


Sackmannstraße 19, Wohnhaus, 1890 Twedenweg 7, Wohnwirtschaftsgebäude, 1818


Sackmannstraße 32, Villa, 1912,
Architekt E. Wendebourg


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