Mit der Zunahme der Betriebe um und in Um-
mer stieg auch die Bevölkerungszahl (s.o.)
und damit der Bedarf an Wohnraum. Um 1870
entstand die erste reine Wohnsiedlung an der
neu abgesteckten Dieselstraße. Die Gruppe
von meist giebelständigen eingeschossigen
Häusern (Nr. 3-7, 9, 11) mit dazugehörigen
Anbauten (Abort, Kleintierställe) und kleinen
Höfen ist ein Dokument des Arbeiterwoh-
nungsbaus und des gesellschaftlichen Um-
bruchs in Ummer.
Äußerlich anspruchsvoller gibt sich das etwa
1885 errichtete zweigeschossige Eckhaus mit
mehreren Wohnungen und Ladeneinbau, das
Maurermeister Giesecke errichtete (Haren-
berger Straße 1). Es prägt aufgrund des Ver-
sprungs der Fluchtlinien mit seinen wohlge-
stalteten Fassaden die Straßengabelung und
den Osteingang der Harenberger Straße.
JENSEITS DES ZWEIGKANALS
Der dritte Friedhof, 1902 eröffnet, ebenfalls
geschlossen, liegt am Eichenbrink im Limmer
Holz, dem ehemaligen Gemeindewald, von
dem nördlich vom Friedhof nur noch ein Rest
um den Limmerbrunnen erhalten ist.
Abseits des Dorfes lag der Limmerbrunnen,
der sich im 19. Jh. als Ausflugsziel und Bade-
lokal für das Königshaus und hannoversche
Bürger wechselnder Beliebtheit erfreute.
Nach der Annexion durch Preußen wurde die
Anlage 1873 an den Vollmeier Wedekind ver-
kauft, der zunächst den Betrieb verpachtete,
sich selbst jedoch in der Nähe ein Haus baute
(Limmerbrunnen 11), das zu den wenigen
klassizistischen Bauten in Hannover gehört:
Laves errichtete es 1817 als Gartenhaus für
die Kammerfrau Beckedorf an der Jägerstra-
ße in Herrenhausen; damit ist es vermutlich
das früheste Wohngebäude Laves’ in Hanno-
ver. 1873 translozierte man das zweistöckige
holzverschalte Fachwerkgebäude mit dem
reichen gußeisernen Balkonvorbau in idylli-
sche Umgebung nahe dem Limmerbrunnen.
Zur besseren Nutzung als Wohnhaus erhielt
es um 1897 einen Treppenturm und außer-
dem eine freistehende Remise mit Kutscher-
wohnung in einer Mischung aus Jugend- und
„Altdeutschem“ Stil.
Auf dem schräg gegenüber liegenden Grund-
stück ließ sich 1896 ein begüterter hannover-
scher Bürger eine Villa (Architekt Gebrecht?)
Limmerbrunnen 11, Wohnhaus, 1817/1873,
Architekt G.L.F. Laves
Harenberger Straße 1, Wohnhaus, 1885,
Maurermeister Giesecke
Dieselstraße, Blick nach Norden
erbauen (Nr. 14). Es handelt sich um ein male-
risch gestaltetes Ziegel/Fachwerkgebäude
mit reicher Silhouette, das einschließlich der
Remise sehr gut erhalten ist. Beide Gebäude
zeugen von einer Zeit vor dem Kanalbau, als
man meinte südlich des Dorfes in Verbindung
mit dem Brunnen ein anspruchsvolles Villen-
viertel gründen zu können.
FRIEDHOFSTRASSE
Im Osten des Stadtteils wurde ab etwa 1877
der Militärfriedhof angelegt, der etwa 1920 um
die nördliche Hälfte erweitert und mit einer
neuen Kapelle ausgestattet wurde.
Die westlich der Friedhofstraße stehende ein-
heitlich geplante, lebhaft gegliederte Gruppe
von drei- und viergeschossigen Wohnbauten
mit Klinker/Putzfassaden und expressioni-
stisch beeinflußtem Dekor gehört wie ein Teil
der westlich liegenden Wohnhäuser zur Pla-
nung Fössefeld, die nach dem Ersten Welt-
krieg verändert wieder aufgenommen aber
nicht vollendet wurde (s.o. und Lindener Nord-
stadt). Diese Gruppe, die ihre Wirkung haupt-
sächlich nach Osten entfaltet, prägt ganz ent-
scheidend die Ostansicht des Stadtteils.
Limmerbrunnen 14, Villa, 1896
Sackmannstraße 1,
Wohnwirtschaftsgebäude, 1805
Friedhofstraße 20-34, Wohnhäuser, um 1926
159
mer stieg auch die Bevölkerungszahl (s.o.)
und damit der Bedarf an Wohnraum. Um 1870
entstand die erste reine Wohnsiedlung an der
neu abgesteckten Dieselstraße. Die Gruppe
von meist giebelständigen eingeschossigen
Häusern (Nr. 3-7, 9, 11) mit dazugehörigen
Anbauten (Abort, Kleintierställe) und kleinen
Höfen ist ein Dokument des Arbeiterwoh-
nungsbaus und des gesellschaftlichen Um-
bruchs in Ummer.
Äußerlich anspruchsvoller gibt sich das etwa
1885 errichtete zweigeschossige Eckhaus mit
mehreren Wohnungen und Ladeneinbau, das
Maurermeister Giesecke errichtete (Haren-
berger Straße 1). Es prägt aufgrund des Ver-
sprungs der Fluchtlinien mit seinen wohlge-
stalteten Fassaden die Straßengabelung und
den Osteingang der Harenberger Straße.
JENSEITS DES ZWEIGKANALS
Der dritte Friedhof, 1902 eröffnet, ebenfalls
geschlossen, liegt am Eichenbrink im Limmer
Holz, dem ehemaligen Gemeindewald, von
dem nördlich vom Friedhof nur noch ein Rest
um den Limmerbrunnen erhalten ist.
Abseits des Dorfes lag der Limmerbrunnen,
der sich im 19. Jh. als Ausflugsziel und Bade-
lokal für das Königshaus und hannoversche
Bürger wechselnder Beliebtheit erfreute.
Nach der Annexion durch Preußen wurde die
Anlage 1873 an den Vollmeier Wedekind ver-
kauft, der zunächst den Betrieb verpachtete,
sich selbst jedoch in der Nähe ein Haus baute
(Limmerbrunnen 11), das zu den wenigen
klassizistischen Bauten in Hannover gehört:
Laves errichtete es 1817 als Gartenhaus für
die Kammerfrau Beckedorf an der Jägerstra-
ße in Herrenhausen; damit ist es vermutlich
das früheste Wohngebäude Laves’ in Hanno-
ver. 1873 translozierte man das zweistöckige
holzverschalte Fachwerkgebäude mit dem
reichen gußeisernen Balkonvorbau in idylli-
sche Umgebung nahe dem Limmerbrunnen.
Zur besseren Nutzung als Wohnhaus erhielt
es um 1897 einen Treppenturm und außer-
dem eine freistehende Remise mit Kutscher-
wohnung in einer Mischung aus Jugend- und
„Altdeutschem“ Stil.
Auf dem schräg gegenüber liegenden Grund-
stück ließ sich 1896 ein begüterter hannover-
scher Bürger eine Villa (Architekt Gebrecht?)
Limmerbrunnen 11, Wohnhaus, 1817/1873,
Architekt G.L.F. Laves
Harenberger Straße 1, Wohnhaus, 1885,
Maurermeister Giesecke
Dieselstraße, Blick nach Norden
erbauen (Nr. 14). Es handelt sich um ein male-
risch gestaltetes Ziegel/Fachwerkgebäude
mit reicher Silhouette, das einschließlich der
Remise sehr gut erhalten ist. Beide Gebäude
zeugen von einer Zeit vor dem Kanalbau, als
man meinte südlich des Dorfes in Verbindung
mit dem Brunnen ein anspruchsvolles Villen-
viertel gründen zu können.
FRIEDHOFSTRASSE
Im Osten des Stadtteils wurde ab etwa 1877
der Militärfriedhof angelegt, der etwa 1920 um
die nördliche Hälfte erweitert und mit einer
neuen Kapelle ausgestattet wurde.
Die westlich der Friedhofstraße stehende ein-
heitlich geplante, lebhaft gegliederte Gruppe
von drei- und viergeschossigen Wohnbauten
mit Klinker/Putzfassaden und expressioni-
stisch beeinflußtem Dekor gehört wie ein Teil
der westlich liegenden Wohnhäuser zur Pla-
nung Fössefeld, die nach dem Ersten Welt-
krieg verändert wieder aufgenommen aber
nicht vollendet wurde (s.o. und Lindener Nord-
stadt). Diese Gruppe, die ihre Wirkung haupt-
sächlich nach Osten entfaltet, prägt ganz ent-
scheidend die Ostansicht des Stadtteils.
Limmerbrunnen 14, Villa, 1896
Sackmannstraße 1,
Wohnwirtschaftsgebäude, 1805
Friedhofstraße 20-34, Wohnhäuser, um 1926
159