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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0110
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Hildesheim, so genannter Magdalenengarten



Hildesheim, ehemaliges Augustiner-Nonnenkloster, Katholische Kirche St. Magdalenen

Hildesheim, Mühlenstraße 25, ehemaliges Augustiner-Nonnenkloster, Klausurgebäude


gründete Bettelorden der Büßenden Schwes-
tern zur hl. Magdalena widmete sich ganz ka-
ritativen Aufgaben. Im Volksmund war auch der
Name Süsternkloster gebräuchlich, daher noch
heute die Bezeichnung Süsternstraße, die zum
Kloster von der mittelalterlichen Stadtmauer
begrenzt wurde.
Vom Vorgängerbau der Klosterkirche hat sich
romanisches Mauerwerk im bestehenden Ge-
bäude erhalten. Es erfuhr schon kurze Zeit
später eine Erweiterung nach Osten und wurde
1294 geweiht. Mit dem wirtschaftlichen Auf-
schwung des Klosters ging ein erneuter Umbau
der Kirche um 1440 einher. Aus der möglicher-
weise vormals konzipierten Basilika entstand
eine dreischiffige, dreijochige Staffelhallenkirche
mit tiefem Rechteckchor. In diese Zeit fällt auch
die Umgestaltung des gotischen Westgiebels
der Kirche. Auffällig sind hier die weit vorkra-
genden Konsolsteine in Form von Figuren, die
die Lasten der Achtecktürme auf das Mauer-
werk, nebst Eckpfeiler, abtragen. In Verbindung
mit dem hallenartigen Umbau der Kirche im
Inneren ist auch das nordöstliche Pfeilerpaar,
datiert 1446, zu sehen. Geprägt wird das Äuße-
re bis heute durch die rege Bautätigkeit des
18. Jh. Hier sind vor allem die Westfassade,
das Süd- und Westportal und der Chor zu nen-
nen, wobei das Südportal in späterer Zeit in ein
Kriegerdenkmal umgestaltet wurde. Der Ver-
zicht auf Querhäuser und hohe Türme, stattdes-
sen die Verwendung des Dachreiters, sind Cha-
rakteristika der Bettelordenarchitektur und fan-
den auch in St. Maria Magdalenen Ausdruck.
Nach 1945 versuchte man beim Wiederaufbau
im Inneren weitgehend den gotischen Raum-
eindruck wieder herzustellen. Allerdings erhielt
das Langhaus eine Flachdecke, lediglich die
Seitenschiffe blieben weiterhin mit einem
Kreuzgratgewölbe versehen. Die Teilanhebung
des Bodenniveaus des 15./16. Jh. beim
Wiederaufbau nach 1945 wurde in allen Be-
reichen fortgeführt. Die beträchtliche Auf-
schüttung vermittelt heute einen gänzlich ver-
zerrten Eindruck der Innenraumproportionen.
Das südliche Seitenschiff lässt sowohl im
Inneren wie auch von Außen eine deutliche
Neigung nach Süden erkennen.
Zu nennen wären noch die besonders qua-
litätvollen Ausstattungsstücke wie der aus St.
Michaelis stammende Flügelaltar von 1520
oder der silberne Reliquienschrein des hl. Bern-
ward von 1750.
Nördlich der Kirche schließen die ehemaligen
Klausurgebäude, Mühlenstraße 25, an. Nach
einer wechselvollen Geschichte präsentiert sich
das heutige Kloster als mehrflügeliger, aber
dennoch einheitlich wirkender, in den 70er
Jahren modernisierter und im Inneren ent-
sprechend für die jetzige Nutzung als Altenheim
konzipierter Komplex. Nach der Aufl ösung des
Klosters im Jahre 1810 wurden die Gebäude im
Zusammenhang mit dem Michaeliskloster als
Heil- und Pflegeanstalt genutzt. Zwei- und drei-
geschossige Bruchsteinbauten aus Sandstein,
zum Teil verputzt, zum Teil mit Eckquaderung
oder Gurtgesimsen versehen, prägen das
Gesamtbild. Für die rechteckigen Fensterge-

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