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Hildesheim, Markt 21-23 und Marktbrunnen
dreigeschossige Traufseite zur Judengasse
schlicht. Ein heute funktionsloser Fenstersturz
mit der Jahreszahl „1554“ und dem Wappen
des Hauptportals verweist auf eine der um-
fassenden Umbauphasen dieses Hauses.
Die sich im südlichen Bereich befindlichen
Gewölbekeller können aufgrund typologischer
Vergleiche ins 14. Jh. datiert werden, wobei im
westlichen Bereich eine ältere Datierung
vorstellbar ist.
Östlich vom Tempelhaus, in der Fassade des
Verlagshauses der Gebrüder Gerstenberg,
Rathausstraße 18, sind die 1950/51 nach
Entwürfen des Künstlers Prof. Fürstenberg aus
Goslar entstandenen Reliefs aus Sandstein zu
sehen. In ihren Motiven nehmen sie Bezug auf
den druckgraphischen Betrieb bzw. thema-
tisieren die „Welt der Bücher“.
Östlich des Rathauses wurde die ursprünglich
dichte Bebauung Ende des 19. Jh. zum Teil
entfernt, im Zuge des Wiederaufbaues nach
1945 erfuhr der Platz „An der Lilie“ eine noch-
malige Vergrößerung nach Osten und zeigt sich
noch heute als Freifläche.
Eine Folge der verheerenden Bombenangriffe
im März 1945 war die fast vollständige Zer-
störung der Innenstadt und damit auch des
Marktplatzes einschließlich seiner Bebauung.
Nach den kontrovers diskutierten städtebau-
lichen Wettbewerbsentwürfen zum Wiederauf-
bau und einer Volksabstimmung im Jahre 1953
zugunsten einer Marktplatzerweiterung ent-
schied man sich für eine weitgehend moderne
Neubebauung. Die damit verbundene grund-
sätzliche Umgestaltung hatte eine Vergröße-
rung des Platzes nach Norden zur Folge.
Bereits 1949 hatte die Sparkasse mit der
Errichtung ihres Neubaues nach den Entwürfen
des Göttinger Architekten Diez Brandi mit der
südlichen Randbebauung in der historischen
Bauflucht des Marktplatzes begonnen. Die
Bebauung konnte mit der Errichtung des Hotels
„Rose“ an der Westseite Anfang der 60er Jahre
des 20. Jh. durch den Architekten Dieter Oes-
terlen abgeschlossen werden. Die Stimmen, die
einen Wiederaufbau des Knochenhaueramts-
hauses forderten, verstummten jedoch nicht.
Eine Rückführung der nach Norden deutlich
erweiterten Platzfläche wurde in einem Innen-
stadtkonzept des Jahres 1977 beschrieben.
Auch gab der geplante südliche Sparkas-
senneubau Raum für neue Diskussionen um
eine Rekonstruktion des Marktplatzes. 1983
beschloss der Rat der Stadt die Rückführung
des historischen Marktplatzes in seinen ur-
sprünglichen Dimensionen mit einer Neubebau-
ung entlang der alten Nordgrenze. Die Ent-
scheidung, den Sparkassenneubau an der
Südseite des Marktplatzes mit den rekonstru-
ierten Fassaden des Wedekindhauses, des
Lützelhauses und des Rolandhauses, Markt
21-23, zu errichten, bedingte sowohl den
Abriss des vor Ort in seinen Qualitäten nicht
angenommenen Neubaus von Diez Brandi als
auch einer jüngeren Erweiterung durch G. Graub-
ner. Die nach Süden zum Markt vorgeblendeten
Fassaden sind nicht als Projektion des Inneren
zu verstehen. Dahinter verbirgt sich ein die drei
historischen Hausparzellen verbindender Neu-
bau. Wurden das Wedekind- und Rolandhaus
als freie Kopien verstanden, so entstand das
Lützelhaus in deutlich abstrahierter Form.
Auch die West- und Nordseite des Marktplat-
zes wurden einer Teilrekonstruktion unterzogen.
Die das Ensemble prägenden Fassaden des
Knochenhaueramtshauses, Markt 7, wurden
entsprechend der dokumentarischen Über-
lieferung nach Abriss des Hotels „Rose“ auf der
alten Parzelle und unter Einhaltung der früheren
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