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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0138
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Hildesheim, Brühl 15, Seminarkirche


Hildesheim, Brühl 15, Seminarkirche, Maria Immaculata

portal im östlichen Mittelschiff. Das deutliche
Abfallen des Geländes nach Westen wird durch
die variierende Größe der Sockelzone aufgefan-
gen. Die äußere Gestaltung des Chores auf-
nehmend, erfolgt die Gliederung des Seiten-
schiffes durch Strebepfeiler mit Gurtgesims und
spitzbogigen Fenstern, unter denen weitere
moderne Fenster angebracht sind. Die West-

fassade mit dem wahrscheinlich aus der
Entstehungszeit stammenden, zugemauerten,
spitzbogigen Portal wurde unter Verwendung
alter Substanz wiederaufgebaut. Nachvoll-
ziehbar ist das an den noch heute sichtbaren
Störungen des Mauerwerkes.
Weiter östlich zeigt die geschlossene Bebauung
Neue Straße 22-24 und 27-30 wieder die typi-
schen Charakteristika der 50er Jahre in Hildes-
heim. Einfassungen aus Waschbeton rahmen
die Fenster und Türen der schlichten, dreistöcki-
gen Putzbauten. Lediglich ein schmales Gurt-
gesims teilt die Häuser Nr. 22 und 29 in der
Horizontalen. Letzterem ist östlich ein schwach
aus der Flucht springender, utluchtartiger Ge-
bäudeteil aus Waschbetonteilen vorgesetzt. Ein
Mittelrisalit mit schlichtem Giebel betont sowohl
zur Straße wie zum Innenhof die Tordurchfahrt.
Die unterschiedlichen, abgetreppten Traufhö-
hen folgen dem westlich abfallenden Gelände.
Die 1952/54 entstandene Nachkriegsbebauung
an der Neuen Straße 1, la, 2, 2a am östlichen
Ende zeigt deutlich den Versuch einer his-
torisierenden Architektur. Eine mit bleiverglasten
Fenstern bestückte Utlucht aus Waschbeton
schmückt das Haus Nr.1.

Seminarkirche
Dem Gebäudekomplex Neue Straße 22-30 liegt
südlich das ehemalige Klostergebäude bzw.
deren sich östlich parallel zur Seminarkirche,

Brühl 15, und entlang der Neuen Straße zie-
hende Bruchsteinmauer mit gotischem Portal
gegenüber. 1444 erwarb der Orden (auch
„Brüder vom gemeinsamen Leben“ oder
„Fraterherren“ genannt) den Lüchtenhof im
Brühl. Sowohl die „Lüchten“ (Kerzenleuchter)
fanden Aufnahme im Ordenswappen wie auch
die Darstellung der „Maria im Schüsselkorb“. In
diesem Gebäude fand der Orden während sei-
ner Gründungsphase Aufnahme. Nach seiner
Auflösung 1611 zogen 1631/38 die Kapuziner
in die Gebäude und begannen bereits 1657 mit
dem Vorgängerbau der Seminarkirche, Brühl
15. Nach einem Brand erfolgte 1766-72 der
Wiederaufbau in spätbarocken Formen, wie
sich die Fassade trotz der Kriegszerstörung von
1945 auch heute noch darstellt. Nach der
Aufhebung des Kapuzinerordens 1813 wurden
die Gebäude 1825 als Priesterseminar, Brühl
16-17, eingerichtet.
Die Saalkirche, Brühl 15, mit rechteckigem
Grundriss schließt östlich mit einem eingezoge-
nen Rechteckchor ab. Das Innere der Kirche
brannte 1945 völlig aus, erhalten ist nur die ver-
putzte, dreiachsige, barocke Giebelfassade mit
Natursteinsockel. Der Westgiebel ist um circa
9 m von der Straßenflucht des anschließenden
ehemaligen Klostergebäudes zurückgesetzt, so
dass gewissermaßen eine Vorhofsituation ent-
steht. Vier Pilaster mit Kompositkapiteilen, die
keine tragende Funktion erfüllen, auf hohen
Postamenten, strukturieren die zweigeschossig
gegliederte Fassade. Sie tragen ein Gebälk mit
Kranzgesims, einer schmalen Attika und glat-

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