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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0140
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Hildesheim, Brühl 20, ehemaliges Hospital von Alten, heute Fachhochschule Hildesheim, Brühl 20, Schutzmantel-Madonna


Hildesheim, Brühl 20, ehemaliges Hospital von Alten, Innenhof, heute Fachhochschule


Das ehemalige Pesthaus, ein rechteckiger,
zweigeschossiger Baukörper mit schlichter
Fenstereinfassung - Ecke Neue Straße/Brühl -
bildet im Nordwesten den Abschluss der
gesamten Anlage. Schon im Laufe der Zeit
vielfältigen Veränderungen preisgegeben, wur-
de auch dieses Gebäude nach dem Zusam-
mensturz 1924 wiederaufgebaut. In Überein-
stimmung mit der Kirchenfassade und als
Pendant zum Priesterseminar ist auch hier der
Eingang erhöht und durch Stufen zugänglich.
Daraus resultiert eine Betonung der Mittel-
achse. Hierzu tragen das Oberlicht über dem
Eingang und das Relief der Kreuzigungs-
darstellung bei.
Die heute noch als Priesterseminar genutzten
Gebäude Brühl 16-17 stoßen im Norden an die
Kirche und bilden so mit dem ehemaligen Pest-
haus den rechteckigen, zurückgelegten Kir-
chenvorplatz der Seminarkirche. Der südliche

Giebel bildet, wie schon erwähnt, vom architek-
tonischen Aufbau das Pendant zum gegen-
überliegenden ehemaligen Pesthaus. Den südli-
chen Eingang zum Seminargebäude ziert ein im
Vergleich zur Kreuzigungsgruppe gegenüber
größeres Relief mit der Darstellung der Ordens-
insignien. Gegenwärtig befindet sich in dem
Gebäude Brühl 16-17 das bischöfliche Priester-
seminar. 1773-76 entstanden der Ost- und
Westflügel. Der zweistöckige, traufseitig zum
Brühl verlaufende Westflügel ist als schlichter
Putzbau auf hohem Sandsteinsockel gestaltet.
Auffallend an dieser eher schmucklosen Fassa-
de ist eine aufwändig gestaltete Mariendar-
stellung, datiert 1737, mit Wappen der Familien
Brabeck und Hatzfeld und darüber liegender
Inschrift. Zum Teil kann heute noch die his-
torische Raumnutzung des Predigerseminars
nachvollzogen werden. Dies gilt besonders für
den Ostflügel, in dem sich noch die ursprüng-
liche Zellenaufteilung zeigt. Bei der Verlänge-

rung des Westflügels nach Süden zu Beginn
des 20. Jh. entstand der zum Brühl hin ge-
richtete Giebel, der die Westfassade der Semi-
narkirche deutlich abstrahiert aufnimmt. Ein
paar Jahre später wurde der Ostflügel ebenfalls
verlängert.
Südlich anschließend und östlich einen Teil der
Straßenflucht Gelber Stern einnehmend liegt
das ehemalige Hospital von Alten, Brühl 20. Es
handelt sich um einen 1833-40 errichteten
dreigeschossigen Putzbau mit hohem Sand-
steinsockel, bei dem Spolien des Vorgänger-
baus in die Fassade miteinbezogen wurden.
Die Fassade des klassizistischen Gebäudes ist
streng gegliedert durch Fensterachsen, Eck-
quaderungen und umlaufende Gurtgesimse.
Schmuckelement der westlichen Fassade des
Brühl ist unter anderem ein klassizistisches
Portal mit Dreiecksgiebel, Akroterien und profi-
liertem Gewände. Auf die Hospitäler von Alten,
St. Barbara, St. Katharina und St. Trinitatis, die
im 19. Jh. zusammengeschlossen wurden, ver-
weist eine über dem Portal liegende Inschrift. In
der südlichen Eckquaderung der Westfassade
ist eine Relief-Darstellung einer Schutzmantel-
Madonna mit Schriftband zu sehen. Im Innen-
hof Brühl 20 befindet sich ein ehemaliges
Hospitalgebäude in Fachwerkkonstruktion aus
dem 15. Jh., ein typischer Baukörper der Gotik
und letzter Vertreter seiner Art in Hildesheim.
Charakteristisch sind das vorkragende Ober-
geschoss, die weite Ständerstellung, deren An-
ordnung den Deckenbalken entspricht, weiter-
hin die Einzelverstrebung der Ständer durch
Fußwinkelhölzer. Die sich hier findenden Vor-
hangbögen, Dreiecksverzierungen der Knag-
gen und Trapezfries sind oft verwendete
Schmuckelemente gotischer Zeit. Zweige-
schossig und mit eingeschobenem Zwischen-
geschoss besitzt das Gebäude eine über dem
Eingang asymmetrisch versetzte Windeluke.
Das Gebäude, gegenwärtig als Bibliothek
genutzt, wurde im Laufe von jüngeren Sanie-
rungsmaßnahmen mit einem Betonsockel bzw.
einer Bodenplatte versehen. Auch wurden aus

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