fige Anlage konzipiert, obgleich größer und im
Gegensatz zu dieser auf quadratischer Grund-
fläche. Der Kapitelsaal war ursprünglich
lediglich vom Kreuzgang aus zugänglich. Die
Würfelkapitelle der vier freistehenden Säulen
und die sehr fein gearbeiteten Kapitelle der
Wandvorlagen prägen den Raumeindruck. Im
Grundriss identisch mit der Sakristei ist die
darüber liegende ehemalige Klosterbibliothek
mit ihren Kostbarkeiten. Sie dient heute als
Schatzkammer. Ihre ursprüngliche Bestimmung
als Bibliotheksraum spiegelt sich noch in den
Bogenfeldern der Wände. Gut sichtbar sind hier
die Buchstaben von A bis G in Freskotechnik
angebracht.
Erst mit der Säkularisation erfolgte schließlich
auch die Auflösung des Benediktinerklosters.
Der schon in deutlichem Verfall begriffene
Kreuzgang wurde zwischen 1813 und 1836
vollends beseitigt. Erhalten geblieben ist ledig-
lich im Ostflügel das mit einem Rundbogen
versehene Portal vom Kreuzgang in den Kapi-
telsaal. Die Gebäude erlebten seitdem ver-
schiedene Nutzungen, u. a. als Amtsgericht.
Nach dem Auszug des Gerichtes in den für die-
sen Zweck fertiggestellten Neubau 1968 in der
Kaiserstraße erhielt die Niedersächsische
Rechtspflegerschule die Räume zu ihrer Ver-
fügung. Heute ist hier im südlichen Teil des
Ostflügels, im Südflügel und der ehemaligen
Neuen Abtei der Fachbereich Rechtspflege der
Niedersächsischen Fachhochschule behei-
matet.
In den Umfassungsmauern des zweigeschos-
sig angelegten Südflügels, Godehardsplatz 5,
verbirgt sich durchaus noch originale Bausubs-
tanz aus dem 12. Jh. Allerdings verursachte
1969 die Einrichtung der Fachhochschule
umfangreiche Umbauten und dadurch weitere
Verluste. Überkommen ist die beeindruckend
gestaltete Kelleranlage. Größter Raum ist hier
der zweischiffige, in Ost-West Richtung orien-
tierte Gewölbekeller, der heute als Mensa
genutzt wird. Nach seinen Detailformen ist er in
das späte 15. Jh. zu datieren. Den Druck der
mächtigen Kreuzgewölbe fangen zwei in der
Mitte freistehende Achteckpfeiler auf. Birn-
Hildesheim, Godehardsplatz 6, ehemalige „Neue Abtei"
Hildesheim, Godehardsplatz 6, ehemalige „Neue
Abtei“, Portal
Hildesheim, Godehardsplatz 6, ehemalige „Neue
Abtei“, Barocktreppenhaus
stabrippen aus roten, gebrannten Formsteinen
prägen die sechs Gewölbejoche. Einige
Kriterien könnten auf einen Vorgängerbau
deuten, beispielsweise die Lage der Fenster,
der Konsolen und die daraus resultierende
Unterschiedlichkeit der Gewölbefelder. Mögli-
cherweise waren die an der Nordflanke sicht-
baren Auflager für ein Tonnengewölbe be-
stimmt. Mag es sich bei diesem Raum
zunächst um ein Cellarium gehandelt haben, so
dürfte der aufwändig gestaltete Raum später
als Winterrefektorium genutzt worden sein. Bei
den letzten Umbauarbeiten wurde das Fußbo-
denniveau um sechzig Zentimeter erhöht.
Aus dem 17. Jh. ist die ehemalige „Neue Abtei“,
Godehardsplatz 6. Zuletzt wurde das aus zwei
massiven Geschossen und einem Fachwerk-
obergeschoss bestehende Gebäude 1998
saniert. Einst zum Kloster gehörend, quasi in
der Flucht des Südflügels gelegen, wird es
heute ebenfalls von der Fachhochschule ge-
nutzt. Um das Barocktreppenhaus zu erhalten
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