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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0015
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STADT OLDENBURG

Geschichtlicher Überblick

Die Entstehung einer Marktsiedlung und ihre Entwicklung bis ins 13. Jahrhundert
Oldenburg liegt auf 53 Grad 9 Minuten nördlicher Breite und 8 Grad 13 Minuten östlicher
Länge im nordwestdeutschen Tiefland. Geologisch wird die Stadt durch Formationen des
Pleistozäns und Holozäns bestimmt, die hier nur ein geringes Bodenrelief ausbilden.
Die Entstehungsgeschichte Oldenburgs liegt in der günstigen verkehrsgeografischen
Lage im Raum zwischen Weser und Ems begründet. Die beiden großen Geestplatten
dieses Gebiets, die nordoldenburgisch-ostfriesische Geest und die mitteloldenburgische
Geest werden durch weite Hochmoorflächen westlich der Stadt sowie die Hunte- und
Wesermarsch mit ihren Randmooren im Osten Oldenburgs voneinander getrennt. Außer
im Westen entlang des Emsufers war ein Übergang in den nordoldenburgisch- ostfriesi-
schen Raum nur am Hunteknie möglich: Hier springt die nördliche Geest mit einem
Sporn, der das Abknicken der im Wiehengebirge entspringenden Hunte nach Osten ver-
ursacht, in die Hunteniederung vor. Von Süden schiebt sich an den Sporn ein nacheiszeit-
licher Flugsandrücken der Delmenhorster Geest, so daß ein natürlicher Flußübergang
gegeben war, den eine bereits in sächsischer Zeit über die trockene Geest verlaufende
Fernhandelsstraße, die Friesische Heerstraße, nutzte. Sie führte im Mittelalter von Jever
überBockhorn, Wiefelstede und Oldenburg nach Wildeshausen, um dort Anschluß an die
Flämische Straße zu gewinnen, die, von der Ostsee über Hamburg und Bremen kom-
mend, den Weg über Cloppenburg und Lingen nach Antwerpen und Brügge erschloß.
Neben dieser Moorpaßlage war es die Lage an der Gezeitengrenze, die die Entstehung
eines Stapel- und Umschlagplatzes förderte.
Archäologische Untersuchungen in den sechziger und siebziger Jahren unseres Jahr-
hunderts konnten für Oldenburg eine bis ins 7. Jh. zurückreichende Siedlungskontinuität
nachweisen. Die Siedlung entstand auf friesischem Boden in einem Bereich, wo die Sied-
lungsräume von Friesen (Ammergau, nördlich der Haaren), Westfalen (Lerigau, südlich
der Haaren und westlich der Hunte) und Engern (Largau, östlich der Hunte bis zur Weser)
aneinanderstießen. In diesem Gebiet, das seit dem 8. Jh. im Grenzbereich der territoria-
len Ausdehnung von Sachsen und Friesen lag, bildete sich während des 12. Jh. die Graf-
schaft Oldenburg heraus.
Der erste namentlich bekannte Angehörige des späteren Oldenburger Grafenhauses,
Egilmar I., wird in einer Urkunde des Bremer Bischofs Liemar 1091 als Graf („comes
Egilmarus“) bezeichnet und war vermutlich im Hasegau und Lerigau begütert. Wohl als
Vasall der Billungernahm er deren Grafenrechte in Östringen, im Largau und in Teilen des
Lerigaus sowie die Vogtei über das Alexanderstift in Wildeshausen wahr. Größere Selb-
ständigkeit dürften die Egilmaringe mit dem Aussterben der Billunger im Jahre 1106 ge-
wonnen haben. In einer Urkunde des Jahres 1108 nennt sich Egilmar I. selbst „comes in
confinio Saxonie et Friesie potens et manens“ und dokumentiert damit seinen Machtan-
spruch in einem noch nicht fest umrissenen Territorium. In derselben Urkunde (OUB, II,
17) wird erstmals die „Aldenburg “ erwähnt, deren Standort bis heute nicht identifiziert ist.
Zoller (1988) vermutet sie in dem bereits im 18. Jh. durch die Flurregulierung verschwun-
denen Ringwall bei Drielake. Der Name etablierte sich für die Angehörigen des Grafen-
hauses (der Enkel Egilmars I., Christian, nennt sich 1149 „comes Christianus de Alden-
burg“, OUB, II, 22-1149), und sie übernahmen ihn für ihre im 12. Jh. südlich der Sied-
lung in der Hunteniederung errichtete Burg, die zum Zentrum einer Landesherrschaft
wurde.
Die oldenburgische Herrschaft schien zunächst durch die Ansprüche Heinrichs des Lö-
wen gefährdet, der als Erbe billungischer Rechts- und Besitztitel den welfischen Macht-
bereich auszudehnen suchte und 1167 einen Aufstand, an dem Graf Christian beteiligt
war, erfolgreich niederschlug. Nach Heinrichs Sturz 1180 konnte sich Oldenburg jedoch
zu einem selbständigen Territorium entwickeln, dem es bis in das 14. Jh. gelang, im Am-
merland, auf der Delmenhorster Geest sowie im Raum um Oldenburg und Stedingen
Herrschaftsrechte zu gewinnen. Mittelpunkte oldenburgischer Herrschaftsausübung wa-
ren um 1200 Oldenburg und Wildeshausen. Als Machtzentrum vermochte sich Olden-
burg erfolgreich zu behaupten, als Graf Christian einen um 1270 von Ministerialen geführ-
ten Angriff gegen die Burg abwehren konnte, bei dem jedoch die Häuser der Siedlung
niederbrannten.

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