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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0078
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Zwischen ihnen reihen sich über dem rusti-
zierten Sockel die sieben Fensterachsen der
beiden Geschosse in strenger Vertikalität auf,
indem sie zwischen die schmalen Mauerstrei-
fen der ionischen Kolossalpilaster einge-
spannt sind. Diese sich in die klassizistische
Tradition Oldenburgs nahtlos einfügende Ar-
chitektursprache wurde für die nachfolgen-
den Bankhäuser der Stadt richtungsweisend,
zumal sie, wie z.B. das von dorischen Halb-
säulen mit kräftigem Gebälk gerahmte Portal
belegt, das gewünschte, aus Seriosität und
würdiger Repräsentation gepaarte Bild eines
solchen Unternehmens adäquat zum Aus-
druck brachte.

DIE STRASSEN DER
HEUTIGEN ALTSTADT
LANGE STRASSE
Als Teilstrecke des Handelsweges nach
Friesland entwickelte sich die Lange Straße
im Mittelalter zur wichtigsten Straße der Sied-

Lange Str. 3, urspr. Turm der Heiliggeistkapelle


lung. Durch diese bis in die Gegenwart über-
kommene Funktion einer Hauptgeschäfts-
straße der Altstadt ist sie in besonderem
Maße einem sich wandelnden wirtschaftli-
chen Interesse unterworfenen Verände-
rungs- und Anpassungsdruck ausgesetzt.
Entsprechend zeigt sie ein sehr heterogenes,
überwiegend von gründerzeitlicher Architek-
tur geprägtes Erscheinungsbild. Darüber hin-
aus bietet sie ein Spektrum städtischer Haus-
typen verschiedener Epochen und beleuch-
tet damit beispielhaft die baugeschichtliche
Entwicklung der Stadt.

Der Lappan
Das älteste Bauwerk an der Langen Straße
und einer der wenigen aus mittelalterlicher
Zeit überkommenen Bauten ist der sog.
Lappan (Lange Str. 3). Bis zur Niederlegung
der Wallanlagen ab 1789/90 bildete der aus
der Fluchtlinie vorspringende Turm über qua-
dratischem Grundriß die nördliche Bebau-
ungsgrenze der Altstadt. Aufgeführt wurde er
1467/68 als Turm der Heiliggeistkapelle, ei-

ner 1394 errichteten Saalkirche, die einen
hölzernen Vorgängerbau besaß. Sie gehörte
zu dem vor 1351 von der Bürgerschaft in Zu-
sammenhang mit dem Auftreten der Pest
1350 gestifteten Armenhaus. Die 1529 im
Zuge der Reformation säkularisierte Kapelle
wurde durch den Stadtbrand 1676 zerstört,
wobei der Turm seinen gotischen Helm ver-
lor. Ihn ersetzte 1709 die jetzige Welsche
Haube, deren Schindeldeckung 1805 gegen
einen Kupferbeschlag ausgetauscht wurde.
Seiner mit der Haube auf 35 Meter angewach-
senen Höhe ist es unter anderem zu verdan-
ken, daß der Lappan zum Wahrzeichen der
Stadt Oldenburg wurde.
Der Brandschaden von 1676 und die wech-
selvolle Nutzung des Turms, der unter ande-
rem zu Wohnzwecken, als Schankwirtschaft
und Bildergalerie diente, hat sich in zahlrei-
chen Störungen des Ziegelmauerwerks nie-
dergeschlagen. Auf der Südseite sind im
Mauerwerk über dem Erdgeschoß drei über-
einanderliegende Fensterzonen aus Spitzbö-
gen zu erkennen. Ein umlaufendes Deut-
sches Band unter der oberen und mittleren


Lange Str. 77, 1677


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