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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0063
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INNENSTADT

ENTSTEHUNG UND GRUNDRISS¬
ENTWICKLUNG VON ALT- UND
NEUSTADTSIEDLUNG
Die Altstadt Oldenburgs hebt sich aus dem
Stadtgrundriß deutlich durch den Straßenring
ab, den Theater-, Heiligengeistwall, Post-
straße, Staulinie und Paradewall um sie bil-
den. Ihr Umriß paßt sich dem Geestsporn an,
der sich von Nordnordwest nach Südsüdost
aus derflachgewellten oldenburgisch-ostfrie-
sischen Geest in die Hunteniederung vor-
schiebt.
Über die Entstehung und mittelalterliche Ent-
wicklung einer Siedlung, die in kontinuierli-
chem Zusammenhang zur Stadt Oldenburg
steht, lassen sich neben den schriftlichen
Quellen konkretere Aussagen erst auf-
grund archäologischer Grabungsergebnisse
der letzten dreißig Jahre machen. Älteste
Funde, die bei Grabungen in den sechziger
und siebziger Jahren im Bereich des nördli-
chen Marktplatzes und der Häusingstraße zu-
tage traten, sind in das 8. und 9. Jh., vereinzelt
in das 7. Jh. zu datieren. Sie lassen auf eine
bäuerliche Siedlung aus dreischiffigen Wohn-
stallhäusern und Grubenhütten als Wirt-
schaftsgebäude schließen. Im 10./11. Jh. er-
streckte sich die Siedlung wohl im Bereich
zwischen Hausbäke, einem seit 1804 so be-
zeichneten und zu Anfang der sechziger
Jahre des 20. Jh. verrohrten Haarenarm, Rit-
terstraße und Mühlenstraße. Scherbenfunde
an der Ecke Achtern- und Staustraße deuten
vielleicht auf eine nördliche Erweiterung in
diesem Zeitraum hin.
Eine größere Ausdehnung um den Kern er-
folgte erst seit Ende des 12. oder Anfang des
13. Jh., in deren Zuge die östliche Achtern-
straße und ein Teil der nördlichen Ritterstraße
besiedelt wurden. Dagegen läßt sich eine Be-
siedlung des westlichen Markts und der südli-
chen Langen Straße erst für das 13. und 14.
Jh. belegen. Auch der Schioßbereich zwi-
schen Hunte und Hausbäke wurde erst im
13./14. Jh. bebaut. Ein Zurückweichen der
Besiedlung im 13. Jh. in den Randbereich des
Markts könnte mit der Entstehung von Markt,
Lambertikirche und Burg in Zusammenhang
gebracht werden.
Die wohl im 12. Jh. gegründete Burg der Ol-
denburger Grafen lag in der Hunteniederung
südlich der Siedlung. Von dieser trennte sie
ein Haarenarm, wobei bis heute offen bleiben
muß, ob es sich um ein natürliches oder
künstlich geschaffenes Flußbett handelt. Von
der Burg leitete ein Faschinendamm den Ver-
kehr der Friesischen Heerstraße durch die
Hunteniederung bis zur Friesenbrücke (1387
„pons frisonum“ genannt) über die Haaren.
Wahrscheinlich gleichzeitig mit der Burg leg-
ten die Grafen gegenüber auf dem Geest-
sporn eine Art Vorburg an, die sie nach Nor-
den gegen die Siedlung durch einen sumpfi-
gen Graben und einen vielleicht palisadenbe-
setzten Wall abgrenzten. Während der Wall
wohl beim Bau der Lambertikirche im frühen
13. Jh. niedergelegt wurde, markierte der

Kirche

Dobben


Jordan

Eversten

N

Haaren

Plan der Stadt Oldenburg um 1600, aus: Lübbing, Oldenburg (1975)

Entwurf:
Hermann Lübbing 5?

_Altstadt-Kern
lll'lllil Neustadt
Lambertiviertel
V////A Zur Hausvogtei
• •••• Altstadtgrenze
nuui WallbauAFg.1b.Jt.
. Mauer bau n.131/5
W Tore im 16.u.17.Jt.
E) Tore vor 1500

OLDENBURG
zurGrafenzeif

Haagen-

GräH.
Haberland

r x ~^-~^~-§fumpFer

Friesen-

Ba/Ihs. I Brücke

Geisti. Gebäude

Neues Hs.

keller-

d-ARonde!

Garten-^pcken-^r.
. wxxxxy * Turm' z

StlLamberti



Graben, die Rönne, bis zu ihrer Aufhebung
1680 die Jurisdiktionsgrenze der gräflichen
Hausvogtei. Die Rönne verlief noch bisins 18.
Jh. aus der Häusingstraße kommend leicht
bogenförmig über die heutige Marktmitte,
schnitt die Kleine Kirchenstraße im Bereich
des Degode-Hauses (Markt 24), um dann in
die Bergstraße einzumünden.
Die im Süden von der Haaren eingefaßte
Marktsiedlung des 13. und der 1. Hälfte des
14. Jh. fand ihre natürlichen Grenzen im We-
sten durch die Haarenniederung und im
Osten durch ein zur Hunteniederung führen-
des Moorgebiet. Zu ihrem mandelförmigen
Umriß trug die im Norden aus Wall und Gra-
ben angelegte Grenze im Verlauf des heuti-
gen Straßenzuges von Gast-, Schütting- und
Staustraße bei. Das Zentrum des städtischen
Lebens bildete der zwischen den beiden in
Nord-Süd-Richtung parallel verlaufenden
Hauptstraßen eingespannte Quermarkt als
schmales Rechteck nördlich des Lamberti-
friedhofs.

Die Bebauung scheint sich schon im frühen
14. Jh. über die Umwallung hinweggesetzt zu
haben, da bereits 1340 von der „ nie Stadt Ol-
denborch“ die Rede war. Im Freibrief von
1345 wurde die Stadterweiterung auf dem
Geestsporn nach Norden aufgegriffen und
festgelegt, daß aus den nördlich liegenden
Kohlgärten Hausplätze geschaffen werden
sollten. Fürden Bau einerebenfallsgeplanten
Stadtmauer schuf der Graf die Vorausset-
zung, indem er der Stadt gleichzeitig den au-
ßerhalb gelegenen Ziegelhof übereignete.
Die erstmals 1433 erwähnte Mauer verlief auf
der Innenseite der heutigen Wallanlagen. Im
Norden, wo die Siedlung bis zu dem kurz
vor 1351 gegründeten Heilig-Geist-Hospital
reichte, fand sie ihre Grenze am Ansatz des
Geestsporns an den Geestrücken.
Das im Verlauf der spätmittelalterlichen Stadt-
erweiterung entstandene und bis heute die
Innenstadt prägende Straßensystem läßt sich
anhand des 1598 von Pieter Bast angefertig-
ten Kupferstichs nachvollziehen. In der Vo-

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