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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0229
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INNSBRUCKER STRASSE

OSTERNBURG

Das jüngste Baudenkmal Everstens liegt auf
der Südseite der Innsbrucker Straße inner-
halb eines Neubaugebiets und ist ein in Ol-
denburg einmaliges Beispiel für die Architek-
tur des Neuen Bauens (Innsbrucker Str. 18).
Geplant und ausgeführt wurde es 1933/34
durch den Architekten F. Wietfeld und den
Kunstmaler Adolf Niesmann, der sich ein
möglichst preiswertes Atelierhaus von funk-
tionaler Einfachheit bauen wollte. Als Orien-
tierung dienten ihm dabei die Einfamilienhäu-
ser der Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Bei
dem eingeschossigen Wohnhaus über L-för-
migem Grundriß, abgeschlossen durch ein
flaches Pultdach, dominiert der Atelierraum,
dessen abgerundete Nordostecke eine groß-
zügige Durchfensterung mit Stahlrahmenfen-
stern erhielt. Bei der Ausstattung der auf ein
Mindestmaß beschränkten Wohnräume ent-
schied man sich für billig anzufertigende
Holzmöbel in kubischen Formen mit abgerun-
deten Ecken, welche die Großform des Hau-
sesaufnahmen. Ein 1959 ausgeführter Anbau
auf der Gartenseite fügt sich ohne Störung in
den Zusammenhang des Hauses ein.

Die naturräumliche Grundlage für die Ent-
wicklung des sich südlich und südwestlich
der Altstadt erstreckenden Stadtteils, der aus
der 1922 mit der Stadt vereinigten Gemeinde
Osternburg hervorging, bildet der schmale
Flugsandrücken, der sich von der Bümmer-
steder Geest am Ostrand der Hunteniede-
rung bis zum Hunteknie entlangzieht und im
Osten an ein großes Hochmoorgebiet grenzt.
Auf diesem Geestkamm verlief die von Bre-
men kommende Friesische Heerstraße, de-
ren Verlauf die Cloppenburger Straße in be-
gradigter Form annähernd nachvollzieht. Im
19. Jh. wurde die nach einem Anlieger be-
nannte Straße noch als Chaussee nach
Vechta bezeichnet. Ihre Fortsetzung bildet im
Norden, nach Osten dem Hunteknie folgend,
die Stedinger Straße, die in die Marschge-
biete südlich des Flusses führt.
Grundbesitzer in dem Osternburger Gebiet
waren die Oldenburger Grafen, deren Gut
Drielake 1367 urkundlich erwähnt wird. Dafür
das 15. Jh. nur vereinzelt Höfe belegt sind,
scheint eine stärkere Besiedlung entlang des

Weges nach Vechta erst im 16. Jh. stattgefun-
den zu haben. 1616 gründete Graf Anton
Günther als Filiale von St. Lamberti eine Kir-
che mit eigenem Pfarrsprengel. FürseineGe-
mahlin Sophie Katharina ließ er in Osternburg
einen später Wunderburg genannten Garten
anlegen, an den heute nurnoch dergleichna-
mige Straßenzug erinnert. Die Vogteikarte
vom Ende des 18. Jh. verzeichnet auf der
Ostseite der Cloppenburger Straße eine
dichte Reihung kleiner bebauter Parzellen, an
die sich nach Osten schmale Flurstreifen des
bereits teilweise trockengelegten Moores an-
schließen. Handelte es sich bei dieser Bebau-
ung zumeist um giebelständige, kleinbäuerli-
che Wohnwirtschaftsgebäude, so errichteten
nach der Wallniederlegung insbesondere
Hofbeamte ihre Wohnsitze in der ländlichen
Umgebung Osternburgs und leiteten damit
zur später einsetzenden Urbanisierung über.
Bevorzugte Bauplätze lagen an der Bremer
Straße als südlicher Fortsetzung des Damms,
die ebenso wie andere Ausfallstraßen nach
städtebaulichen Vorstellungen des Klassizis-
mus ausgebaut wurde. Die Regulierung er-
folgte derart, daß die Bremer Straße südlich
der Cäcilienbrücke nach Osten abknickt und

Oldenburg mit der umliegenden Gegend, Ausschnitt, 1804, H. Hüner und G. H.
Tischbein (Stadtmuseum Oldenburg, KP 205)


Plan der Großherzoglichen Residenzstadt Oldenburg, um 1896, H. Gier (Stadt-
museum Oldenburg, KP 558)


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