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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0106
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Theater, Grundriß von P. Zimmer, aus: Siedenburg, Oldenburgisches Staatstheater, 1974



weitert. Unter Einbeziehung des von 1848
stammenden Vorgängerbaus errichtet, zeigt
das benachbarte Haus Nr. 41 im Renais-
sancestil das charakteristische Gepräge einer
historistischen Villa, die sich durch eine diffe-
renziertere Baukörpermodellierung und auf-
wendige Dekoration - hier mit besonderer
Plastizität an dem zwerchgiebelbekrönten Ri-
salit der beiden nördlichen Fensterachsen
eingesetzt - von den aufgrund ihrer Schlicht-
heit kühler und distanzierend wirkenden klas-
sizistischen Häusern unterscheidet. Derglei-
chen Architekturauffassung gehören auch
das 1880 von G. Schnitger für den Vizeober-
stallmeister Graf Wedel entworfene Haus
Bergstraße 17sowie die beiden am Südende
des Theaterwalls nebeneinander stehenden
und ebenfalls zweigeschossigen Gebäude
Theaterwall2{erb. 1892, Arch. J. H. Brandes)
und Nr. 4 (erb. 1884, Arch. L. Klingenberg)
an; letzteres vor allem durch die ungestört er-
haltene Ladenzone und den mittigen, reich
mit Stuck verzierten Turmerker bemerkens-
wert.

Theater, neubarocke Innenausstattung


Das Theater
In Zusammenhang mitder Anlage eines groß-
bürgerlichen Wohnviertels westlich des
Theaterwalls, dem Dobbenviertel, wurde
1879-81 nach Plänen von G. Schnitger als
dessen zweites Großbauprojekt unmittelbar
südlich des alten Theaters ein Theaterneubau
errichtet (Theaterwall 19). Er brannte zehn
Jahre später aus, wurde aber von 1891-93
durch den Architekten Paul Zimmer wieder-
aufgebaut, der sich im wesentlichen an dem
in spätklassizistischen Formen unter Verwen-
dung palladianischer Motive ausgeführten
Entwurf Schnitgers orientierte. Auf Zimmer
geht jedoch die das Straßenbild des Theater-
walls dominierende laternenbekrönte Grat-
kuppel über dem Bühnenhaus zurück, dasur-
sprünglich ein abgeflachter Walm schloß.
Auch die Innenausstattung erneuerte er ab-
weichend von den originalen Renaissance-
formen in üppigem Rokokodekor.
Drei Gebäudegruppen werden durch den ge-
meinsamen Unterbau aus rustiziertem Sok-
kel- und Erdgeschoß zusammengefügt. Im
Westen ragt das durch Blindfenster geglie-
derte Bühnenhaus auf, seitlich begleitet von
niedrigeren, dreiachsigen Flügelbauten. Ihm
schließt sich nach Osten das Zuschauerhaus
mit hufeisenförmig angeordneten Rängen an,
dessen durch eine Balustrade abgeschlosse-
nes Obergeschoß in gleichförmiger Reihung
von Rundbogenfenstern zwischen korinthi-
schen Pilastern gestaltet ist. Schließlich folgt
der Foyerbau mit einachsigen Seitenrisaliten
(ursprünglich Treppenhäuser), dem im Ober-
geschoß gegen den Theaterwall ein pfeiler-
gerahmter Portikus mit vier korinthischen
Säulen vorgelegt ist. Das von H. Boschen
modellierte Tympanonrelief stellt Apoll mit
Thalia und Melpomene, Bacchus mit dem
Panther sowie Psyche mit der Sphinx dar. Die
Fassade hinter der Säulenstellung nimmt
über den drei Rundbogentüren die Büsten
von Goethe, Lessing und Schiller auf. Der Ab-

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