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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0171
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Reihenhäusern bestehenden Wohnanlage
erhebt sich im Scheitel der Straße innerhalb
einer Grünanlage ein achtgeschossiger, mit
hellbraunen Ziegeln verblendeter Stahlbe-
tonbau unter überstehendem Flachdach (Nr.
42, erb. 1959/60 durch die GSG). Die beiden
gegeneinander versetzten, durch ein ge-
meinsames Treppenhaus verbundenen Bau-
körper werden auf der Westseite durch die
gestaffelte Anordnung von Baikonen gestal-
tet, während der Ostseite zur Erschließung
der 72 Wohnungen für Einzelpersonen in
Rückgriff auf den Typ des Laubenganghauses
der zwanziger Jahre Laubengänge vorgelegt
sind. Über die horizontale Gliederung der
Brüstungsbänder hinweg spannt sich, dem
Stilempfinden der fünfziger Jahre entspre-
chend, ein filigranes Netz aus eisernen An-
dreaskreuzen.
Nach Westen von der Ziegelhofstraße ab-
zweigend, führt die Industriestraße auf das
Terrain der 1923 von G. Bölts zusammen mit
Großherzog Friedrich August gegründeten
ersten Oldenburger Fleischwarenfabrik, de-
ren Standort nördlich der Bahnlinie Olden-

Industriestr. 1, ehern. Fleischwarenfabrik, 1923/24


Industriestr. 1, Wasserturm der ehern. Fleischwa-
renfabrik Bölts


burg-Leer den erforderlichen Bahnanschluß
ermöglichte (Industriestraße 1). Der bis 1924
nach Plänen Walter Freeses aufgeführte
Komplex umfaßte zunächst fünf Gebäude,
wurde danach aber mehrfach erweitert. Ins-
besondere die den Eingangsbereich flankie-
renden Verwaltungsbauten mit ihren voluten-
eingefaßten Zwillingszwerchhäusern und die
Maschinenzentrale, ausgezeichnet durch ei-
nen Portikus unter volutengeschmücktem
Dreiecksgiebel, sind Beispiele einer fort-
schrittlichen Industriearchitektur der zwanzi-
ger Jahre, die einer der Bauaufgabe adäquate
sachliche Lösung wählte, ohne auf einzelne
Repräsentationsmotive (Portikus der Maschi-
nenhalle) sowie den Bezug zur regionalen
Klinkerarchitektur und ihre materialimmanen-
ten Dekorationsmöglichkeiten zu verzichten.
Herausragendes Gebäude ist der Wasser-
turm, gegliedert durch mittige Vertikalbänder
in Ziegelziersetzung, mit seiner weithin sicht-
baren Kupferhaube über dem konsolgestüt-
zen Umgang. Im Interesse der Erhaltung die-
ses bedeutenden Industriedenkmals wird
eine künftige Nutzung der inzwischen stillge-
legten Fabrik u. a. als Industriemuseum ange-
strebt.


Melkbrink 54-66,1927/28, Architekt J. R. Charton

AUFERSTEHUNGSKIRCHE UND
FRIEDHOF AM FRIEDHOFSWEG SOWIE
CHRISTOPHORUS-KIRCHE AM BROOK-
WEG
Die Unmöglichkeit einer Erweiterung des
Gertrudenfriedhofs erforderte 1874 die An-
lage eines neuen Friedhofs, für den das au-
ßerhalb der vorstädtischen Besiedlung lie-
gende Areal westlich des Melkbrinks ausge-
wählt wurde und zu dem in Verlängerung der
Ziegelhofstraße der Friedhofsweg führte.
Dem nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach
erweiterten Friedhof liegt ein rasterförmiges
Wegenetz zugrunde. Die Bevölkerungszu-
nahme während der zwanziger Jahre in dem
Quartier um den Friedrich-August-Platz
führte zur Planung der Auferstehungskirche
(Friedhofsweg 75), die sowohl die Funktion
einer Friedhofskapelle als auch einer Pfarrkir-
che erfüllen sollte. Nach dem Entwurf von
Karl Mühlenpfordt, Braunschweig, wurde
1930/31 in der Blickachse des Melkbrinks ein
in Nord-Süd-Richtung orientierter Bau mit ge-
radeabschließendem Kirchenschiff und Turm
errichtet, an dessen Nord- und Westseite sich



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