aufgeführten Bau erinnern insbesondere das
die Vertikale betonende Zierfachwerk des
Südgiebels und der ähnlich einem „bay win-
dow“ angelegte Vorbau der Südostecke an
die Architektur englischer Landhäuser. Ruft
man sich die nur wenige Jahre zuvor von
demselben Architekten als ein Paradebei-
spiel späthistoristischer Bauauffassung er-
richtete Villa Gartenstraße 8 in Erinnerung,
wird die für das Dobbenviertel charakteristi-
sche Kontinuität dertätigen Architekten in Re-
lation zu dem baukünstlerischen Wandlungs-
prozeß im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhun-
derts deutlich.
Zu dem einem „Cottage“ vergleichbaren Er-
scheinungsbild des Hauses Unter den Eichen
16 am Nordrand des Eversten Holzes, 1910
eingeschossig und traufständig zur Straße er-
richtet (Arch. Gildemeister und Sunkel), tra-
gen außer dem biberschwanzgedeckten
Schopfmansarddach die starke Durchfenste-
rung durch eine Dreier- und Vierergruppe von
Fenstern in dem unter abgeschlepptem Dach
vorgezogenen Standerker sowie die polygo-
nale Ausbildung der Dachgauben bei. Auch
der benachbarte Putzbau Nr. 18, 1909/10
durch Brandes nach einem Entwurf von Gil-
demeister und Sunkel aufgeführt, gibt ein
Beispiel für eine der das erste Jahrzehnt des
20. Jh. mitprägenden Bestrebungen, die sich
um klare Linienführung und unverschnörkelte
Formgebung bemühte. Jedoch wird bei den
Einfamilienhäusern gehobenen Standards
nichtauf einen differenziert gegliederten Bau-
körper verzichtet, wie hier die seitlichen Flü-
gelbauten unter Giebel- bzw. Schopfman-
sarddach und die kupfergedeckten Ausluch-
ten der Fassade zeigen. Wie schon bei den
vorangegangenen Gebäuden spielen die
Fenster mit dem kleinteilig versproßten Ober-
licht bei der Strukturierung der Fassade eine
entscheidende Rolle.
Vergleichbare Gebäude mitzurückhaltendem
Ausdruck wurden in der 1909/10 als Nord-
Süd-Verbindung zwischen Haarenufer und
Lasiusstraße angelegten Jahnstraße hinter
kleinen Vorgärten errichtet (z.B. Jahnstraße
1, erb. 1911 /12; Nr. 9, erb. 1912/13, beide er-
bautdurch J. Husmann; Nr. 9 erhält als letzter
Oldenburger Wohnsitz des Hans Biermann
(1868—1946), Herausgeber des satirischen
Blattes „Der Oldenburger Residenzbote“,
kulturhistorische Bedeutung. Den Ausdruck
einer „bodenständigen“ Architektur doku-
mentiert besonders gut Jahnstraße 9 mit den
traditionellen Dachformen von Mansardgie-
bel- und Halbwalmdach, der Natursteinver-
blendung des Sockels, dem rauh aufgetrage-
nen Putz und der vertikalen Bretterverscha-
lung im Giebeldreieck sowie den für die Fas-
sadenproportion wichtigen Fensterläden.
Einer Strömung, die mit barockisierenden
und klassizistischen Reminiszenzen auf Mo-
tive der Architektur „um 1800“ zurückgreift,
gehören einige, zumeist zweigeschossige
Gebäude unter Walm- bzw. Mansarddach an
Jahnstraße (Nr. 13, erb. 1913/14, Arch. K.
Boschen; Nr. 14, erb. 1920, Arch. J. Hus-
mann), Hindenburgstraße (Nr. 31, erb. 1916/
17, Arch. Baurat Früstück) und Meinardus-
straßean (Nr. 18, erb. 1925, Arch. Baurat Frü-
stück; Nr. 20, erb. 1924/25, Arch. F. Lüb-
bers). Bei diesen unter großvolumigen Dä-
chern geschlossen wirkenden Baukörpern
liegt die Präferenz in einer symmetrischen
220
die Vertikale betonende Zierfachwerk des
Südgiebels und der ähnlich einem „bay win-
dow“ angelegte Vorbau der Südostecke an
die Architektur englischer Landhäuser. Ruft
man sich die nur wenige Jahre zuvor von
demselben Architekten als ein Paradebei-
spiel späthistoristischer Bauauffassung er-
richtete Villa Gartenstraße 8 in Erinnerung,
wird die für das Dobbenviertel charakteristi-
sche Kontinuität dertätigen Architekten in Re-
lation zu dem baukünstlerischen Wandlungs-
prozeß im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhun-
derts deutlich.
Zu dem einem „Cottage“ vergleichbaren Er-
scheinungsbild des Hauses Unter den Eichen
16 am Nordrand des Eversten Holzes, 1910
eingeschossig und traufständig zur Straße er-
richtet (Arch. Gildemeister und Sunkel), tra-
gen außer dem biberschwanzgedeckten
Schopfmansarddach die starke Durchfenste-
rung durch eine Dreier- und Vierergruppe von
Fenstern in dem unter abgeschlepptem Dach
vorgezogenen Standerker sowie die polygo-
nale Ausbildung der Dachgauben bei. Auch
der benachbarte Putzbau Nr. 18, 1909/10
durch Brandes nach einem Entwurf von Gil-
demeister und Sunkel aufgeführt, gibt ein
Beispiel für eine der das erste Jahrzehnt des
20. Jh. mitprägenden Bestrebungen, die sich
um klare Linienführung und unverschnörkelte
Formgebung bemühte. Jedoch wird bei den
Einfamilienhäusern gehobenen Standards
nichtauf einen differenziert gegliederten Bau-
körper verzichtet, wie hier die seitlichen Flü-
gelbauten unter Giebel- bzw. Schopfman-
sarddach und die kupfergedeckten Ausluch-
ten der Fassade zeigen. Wie schon bei den
vorangegangenen Gebäuden spielen die
Fenster mit dem kleinteilig versproßten Ober-
licht bei der Strukturierung der Fassade eine
entscheidende Rolle.
Vergleichbare Gebäude mitzurückhaltendem
Ausdruck wurden in der 1909/10 als Nord-
Süd-Verbindung zwischen Haarenufer und
Lasiusstraße angelegten Jahnstraße hinter
kleinen Vorgärten errichtet (z.B. Jahnstraße
1, erb. 1911 /12; Nr. 9, erb. 1912/13, beide er-
bautdurch J. Husmann; Nr. 9 erhält als letzter
Oldenburger Wohnsitz des Hans Biermann
(1868—1946), Herausgeber des satirischen
Blattes „Der Oldenburger Residenzbote“,
kulturhistorische Bedeutung. Den Ausdruck
einer „bodenständigen“ Architektur doku-
mentiert besonders gut Jahnstraße 9 mit den
traditionellen Dachformen von Mansardgie-
bel- und Halbwalmdach, der Natursteinver-
blendung des Sockels, dem rauh aufgetrage-
nen Putz und der vertikalen Bretterverscha-
lung im Giebeldreieck sowie den für die Fas-
sadenproportion wichtigen Fensterläden.
Einer Strömung, die mit barockisierenden
und klassizistischen Reminiszenzen auf Mo-
tive der Architektur „um 1800“ zurückgreift,
gehören einige, zumeist zweigeschossige
Gebäude unter Walm- bzw. Mansarddach an
Jahnstraße (Nr. 13, erb. 1913/14, Arch. K.
Boschen; Nr. 14, erb. 1920, Arch. J. Hus-
mann), Hindenburgstraße (Nr. 31, erb. 1916/
17, Arch. Baurat Früstück) und Meinardus-
straßean (Nr. 18, erb. 1925, Arch. Baurat Frü-
stück; Nr. 20, erb. 1924/25, Arch. F. Lüb-
bers). Bei diesen unter großvolumigen Dä-
chern geschlossen wirkenden Baukörpern
liegt die Präferenz in einer symmetrischen
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