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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0262
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Kornstr. 16, um 1890


Sündermannsweg 37, Hofanlage mit Scheune



Sündermannsweg 17, Scheune, 2. Hälfte 19. Jh.

der auf Doppelsäulen ruhende Eingangsvor-
bau, der ebenfalls einen Balkon mit Baluster-
brüstung trägt. Nach Westen schließt sich
dem Wohnhaus eine krüppelwalmgedeckte
Gulfscheune in Rohziegelbauweise mit Stich-
bogenfenstern und einem zahnschittähnli-
chen Fries unterhalb der Traufe an.
Von ortsgeschichtlichem Interesse ist in dem
ursprünglichen Ortskern Etzhorns die 1911
auf der Westseite der Butjadinger Straße er-
richtete Schule (Nr. 355), ein im Sockelbe-
reich backsteinverblendeter, eingeschossi-
ger Putzbau, bei dem Gestaltungsmerkmale
ländlicher Architektur aufgegriffen wurden.
So stellen z. B. an dem südlichen, als Lehrer-
wohnung konzipierten Gebäudeteil, der
durch einen außerhalb der Mittelachse posi-
tionierten vorgezogenen Trakt mit ausgebau-
tem Dachgeschoß und Zierfachwerk im Gie-
bel besonders straßenbildwirksam gestaltet
ist, das Krüppelwalmdach und die korbbogige
Einfahrt des zurückgesetzten Wirtschafts-
trakts Anklänge an Formen bäuerlicher
Wohnwirtschaftsgebäude dar. Bemerkens-
wert bei diesem im Sinne des Heimatschutz-
gedankens gestalteten Bau, der im nördli-
chen Teil die Klassenräume aufnimmt, ist der
gute Erhaltungszustand von Details aus der
Entstehungszeit (Putz, Fenster, Fußboden,
Türen, Treppenhaus).
Für das Vordringen städtischer Wohnhausar-
chitektur gegen Ende des 19. Jh. im ländli-
chen Raum sind die Gebäude Mittelkamp 11
und Kornstraße 16 Beispiele. Das erstge-
nannte, als Wohnhaus für Arbeiter der Bren-
nerei Hullmann erbaut, orientiert sich am Typ
des traufständigen Doppelwohnhauses mit
Drempel, zeigthierabereinefürdrei Familien
entwickelte Variante, wobei jede Wohneinheit
mit eigener Erschließung ausgestattet ist. An
dem neunachsigen Putzbau, der mit ge-
schoßtrennendem Gesims und Putzrahmung
der Fenster eine schlichte Fassade besitzt,
setzt der vorgezogene dreiachsige Mittelteil
eine symmetrische Zäsur. Kornstraße 16ver-
tritt den Typ des giebelständigen vierachsi-
gen Hauses mit Drempel, fassadenseitig
durch einen halbrunden Schwebegiebel aus-
gezeichnet, mit zweigeschossigem Erschlie-
ßungstrakt und einem Mittelrisalit auf der öst-
lichen Traufseite. Die Dekorformen sind dem
geläufigen Repertoire der Neurenaissance
entnommen.
Von der Kötersiedlung in Haseln haben sich
zu beiden Seiten des Etzhorner Weges, nach
Westen an der Haselriege und nach Osten am
Sündermannsweg, einige denkmalwerte
Hofanlagen erhalten, die alle zwischen 1667
und 1773 während der dänischen Herrschaft
begründet wurden. Auf der Flurkarte von
1842 sind die betreffenden Wohnwirtschafts-
gebäude (Haselriege 38, 41, 47; Sünder-
mannsweg 17, 37; Etzhorner Weg 148, 209)
ausnahmslos mit Vorderkübbungen ver-
zeichnet, die heute nur noch bei den beiden
Häusern am Sündermannsweg und bei Etz-
horner Weg 148 erhalten sind. Jedoch neh-
men alle Gebäude mit Ausnahme des Wohn-
wirtschaftsgebäudes Haselriege 38 dieselbe
Lage wie auf der genannten Flurkarte ein. Zur

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