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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 14.1957

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Schiek, Siegwalt: Fürstengrabhügel 4 bei der Heuneburg auf Markung Hundersingen (Kr. Saulgau): Vorbericht
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66264#0151

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Fürstengrabhügel 4 bei der Heuneburg

139

Fiirstengrabhiigel 4
bei der Heuneburg auf Markung Hundersingen (Kr. Saulgau)
Vorbericht
Von Siegwalt Schiek, Tübingen
Mit 1 Textabbildung und Tafel 24 A
Wenige hundert Meter nördlich der Heuneburg liegen auf dem Feld
„Gießübel“ und im Wald „Talhau“, beiderseits der Straße nach Binzwangen,
vier große Grabhügel. Um das Gelände landwirtschaftlich besser nutzen zu
können, wurde in den Jahren 1876/77 Hügel 1 nahezu völlig abgetragen und
Hügel 2 stark verschleift. Im Frühjahr 1877 führte der damalige Landes-
konservator E. Paulus eine Nachuntersuchung in den Resten der beiden
Hügel durch, im Juni 1877 grub er den dritten aus.
In allen drei Grabhügeln zeigte sich eine zentral gelegene, in den an-
stehenden Boden eingetiefte hölzerne Grabkammer. Hügel 1 barg außerdem
noch fünf Nachbestattungen, deren Beigaben, darunter vier goldene Hals-
ringe und zwei goldene Armringe, das bisher aus solchen Gräbern Bekannte
an Reichtum weit übertrafen. Weiterhin fanden sich Reste eines Wagens,
reichhaltiges Pferdegeschirr und etwa zwölf Bronzegefäße. E. Paulus be-
zeichnete die Hügel als „Fürstengräber“; auf der nahegelegenen „Heune-
burg“ vermutete er den ehemaligen Wohnsitz jener Herrscher.
Außer den genannten Funden zeigte sich in jenen drei Hügeln noch eine
Reihe von Brand- oder Herdstellen, die auf dem anstehenden Boden lagen;
die Hügelschüttungen enthielten eine Unmenge von Tierknochen und
Scherben von zum Teil rot-weiß bemalten Tongefäßen. Die Brandstellen
deutete der Ausgräber als Reste von Feuern, die bei den Bestattungsfeier-
lichkeiten entfacht worden waren, die Knochen und Scherben als Reste des
Totenmahles.
Da die Berichte über jene alten Grabungen des letzten Jahrhunderts
unklar sind und sich oft widersprechen, entschloß sich die Grabungsleitung
der Heuneburg, den äußerlich noch intakt erscheinenden Hügel 4 ebenfalls
zu untersuchen. Die Ausgrabung begann im Herbst 1954 und wurde 1955
fortgesetzt. Sie ist noch nicht abgeschlossen. Trotzdem erscheint es ange-
bracht, über den bisherigen Stand einen kurzen Vorbericht zu bringen.
Der Hügel hat einen Durchmesser von 52 m und eine Höhe von 3,70 m.
Die Aufschüttung besteht aus Lehm, der stark mit Holzkohle, Asche, Tier-
knochen, Tonscherben und einigen Bronzen durchsetzt ist. In der Mitte
(siehe Abb. 1) zeigte sich eine in den gewachsenen Boden eingetiefte Grube,
in der eine aus Eichenholz gezimmerte rechteckige Grabkammer von etwa
2,8 zu 3,6 m Seitenlänge stand. Die Höhe betrug mindestens 80—90 cm.
Die quergelegten Bodenbretter waren auf vier rechtwinklig zueinander
liegenden Balken verlegt. An den Innenwänden ließen sich Reste einer ehe-
maligen Bespannung aus grobem Gewebe nachweisen. Das Grab erwies sich
als ausgeraubt, der Schacht, den die Grabräuber von oben her angelegt
hatten, war deutlich zu erkennen. Das Skelett des Toten war verlagert, die
Knochen befanden sich jedoch noch in ihrem natürlichen Verband. Daraus
ergibt sich, daß die Beraubung nur wenige Jahre nach der Bestattung ge-
schehen sein muß, denn der Verwesungsprozeß kann zur Zeit der Beraubung
des Grabes noch nicht abgeschlossen gewesen sein. Auf dem Boden der
Kammer fanden sich noch geringe Reste eines Wagens, Teile von Pferde-
geschirr und die Abschlußleiste eines Gürtelblechs.
 
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