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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 14.1957

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66264#0174

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Jungsteinzeit

Jungsteinzeit
Neolithische Reste sind in der Berichtszeit wieder sehr zahlreich. Be-
sonders erwähnt seien das Bruchstück eines Tontieres aus Höfingen, der
Spiralkeramik zuzuteilen, ebenfalls der Ausguß eines Tüllengefäßes aus
Murr. Aus Zuffenhausen stammt ein Feuersteinklingendepot, und im Ulmer
Stadtgebiet kamen spätneolithische Reste einer Siedlung zum Vorschein.
Besonders häufig sind Steinbeilfunde aus dem ganzen Land, das Steinbeil
von Rötenbach bei Alpirsbach ist das westlichste, das am weitesten gegen
den Schwarzwald vorgeschobene Fundstück dieser Art, das bis jetzt bekannt
ist. Eine besondere Überraschung brachte die Untersuchung eines Grab-
hügels bei Unterjettingen (siehe ZürnS. 133 ff.), am Schwarzwaldrand ge-
legen, mit umfangreichen Steinsetzungen und Funden, die dem Michels-
berger Kreis einzuordnen sind.
Weiter Raum wurde diesmal der Darstellung der spiralbandkeramischen
Siedlungsfunde auf der östlichen Alb gelassen. Schon die Funde spiralver-
zierter Scherben bei Sontheim an der Brenz durch H. Ferner (Fdb. NF 7, 18)
und in Asselfingen durch L. Schäfle und A. Heckel (Fdb. NF 9, 12) ließen die
Vermutung auf tauchen, daß in dieser Gegend mit steinzeitlicher Besiedlung
in größerem Rahmen zu rechnen sei. In den vergangenen drei Jahren hat
sich nun besonders A. Kley der Erforschung der neolithischen Besiedlung
der Ostalb angenommen und durch ihn angeregt die beiden Oberschüler
P. Blankenstein und U. Linse. Ihnen ist es zu verdanken, daß im Ulmer
Raum heute über 20 neolithische Fundstellen verzeichnet werden können.
Es ist vorwiegend Feuersteinmaterial, das auf diesen Siedlungen aufge-
funden worden ist und das auf Tafel 7—9 dargestellt wird. Die Geräte sind
äußerst charakteristisch, sie lassen sich ohne weiteres von denen spätneo-
lithischer Siedlungen, etwa vom Waidenbühl bei Donzdorf (in Fdb. NF 12,
13, nur flüchtig erwähnt, es liegen von dort jetzt Hunderte von Geräten vor,
die später in einem anderen Zusammenhang ausführlich dargestellt werden
sollen), unterscheiden. Bei Pfeilspitzen handelt es sich immer um solche mit
gerader oder eingebuchteter Basis. Stielpfeilspitzen fehlen völlig. Unter den
Kleingeräten sind besonders kennzeichnend eine Reihe von Schabern, Hohl-
kerben und vor allen Dingen Bohrer in jeder Größe und Form, mitunter
mit zierlich und lang ausgezogenen Bohrspitzen. Es sei auf die Abbildungen
auf Tafel 7—9 verwiesen. Die Bohrer treten auf jeder Fundstelle auf. Selbst
wenn das Feuersteinmaterial spärlich ist, sind bestimmt noch einige Bohrer
darunter. Man hat sie andernorts als „Dickenbännli-Spitzen“ bezeichnet.
Ob sie mit diesen verwandt sind oder gar derselben Kulturgruppe ange-
hören, sind noch offene Fragen. In der Schweiz jedenfalls scheint dieser
Gerätetyp nicht an eine bestimmte Kulturgruppe gebunden zu sein (freund-
liche Mitteilung von Herrn Professor Dr. Vogt, Zürich). Flächenhafte
Retuschierung ist spärlich. Beachtenswert ist ferner, daß neben diesen
Kleingeräten auffallend grobe, große Gerätetypen einherlaufen wie Kern-
hobel, grobe Klingenabschläge, Spitzen und dergleichen mehr (vgl. Taf. 8, D).
An verschiedenen Fundpunkten konnte mit diesem Feuersteinmaterial zu-
sammen Keramik und Steinbeile gefunden werden. Die Keramik gehört
ausschließlich dem bandkeramischen Kreis an (Taf. 10,1—22), einige Scherben
kann man dem Munzinger Typ zuweisen, gefunden wurde auch eine einzelne
Rössener Scherbe. Die Steingeräte sind die üblichen des bandkeramischen
Kreises, „Pflugscharen“, Flachbeile, durchbohrte Hämmer. Zum Geräte-
bestand siehe auch den ausführlichen Bericht über Lehr von A. Kley. Die
Feuersteingerätetypen gestatten, einen Fundplatz auch ohne Vorliegen von
 
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