238
Besprechungen
Besprechungen
Friedrich Holste, Die Bronzezeit in Süd- und Westdeutschland (Handbuch der Ur-
geschichte Deutschlands, herausgegeben von Ernst Sprockhoff, Band 1). 13 Text-
abbildungen, 26 Tafeln, 13 Karten, 128 Seiten. Verlag von Walter de Gruyter,
Berlin 1953.
Friedrich Holste, Die bronzezeitlichen Vollgriff Schwerter Bayerns (Münchner Beiträge
zur Vor- und Frühgeschichte, herausgegeben von Joachim Werner, Band 4).
4 Textabbildungen, 18 Tafeln, 55 Seiten. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung,
München 1953.
Der 1942 im Osten gefallene, dem Marburger Schülerkreis G. von Merharts ent-
stammende, wohl beste Kenner bronzezeitlicher Verhältnisse, Friedrich Holste, er-
greift in den beiden oben angezeigten Arbeiten posthum noch einmal das Wort in der
uns heute immer wieder bewegenden Frage: Wie entstand jene der Frühbronzezeit
folgende, als Kultur der nordalpinen Hügelgräber bezeichnete hochbronzezeitliche
Formenwelt? Welche Schicksale hat sie während der drei Jahrhunderte ihres Be-
stehens durchlebt und unter welchen Umständen hat sie ihr schließliches Ende ge-
funden? Handelt es sich bei der Studie über die „Vollgriffschwerter Bayerns“ mehr um
eine subtile Spezialuntersuchung zu diesen Fragen, so gibt die zusammenfassende
Arbeit über die „Bronzezeit in Süd- und Westdeutschland“ erschöpfende Auskunft
über den genannten Problemkreis.
Der Studie über die Schwerter ist ein Gedanke vorangestellt, der erstmals in der
Holsteschen Dissertation über die „Bronzezeit im nordmainischen Hessen“ (Vorge-
schichtliche Forschungen, Heft 12, 1939) zum Ausdruck kam und der auch jetzt wieder
wie ein roter Faden die beiden letzten Arbeiten Holstes durchzieht: Es geht heute nicht
mehr um die typologische Verknüpfung einzelner, oft weit verstreuter Formen zu Ent-
wicklungsreihen, ein methodisches System, das Paul Reinecke in seinen klassischen
Chronologieaufsätzen um einer ersten Ordnung willen anzuwenden gezwungen war,
es geht heute vielmehr um die räumliche Festlegung jedes einzelnen Typs, um die
Herausarbeitung geographisch umgrenzbarer Kultureinheiten, die, einmal gewonnen,
dann erst durch gegenseitige Vergleiche die Möglichkeit zu wirklich tragfähigen
chronologischen und damit letztlich auch historisch-politischen Aussagen gestatten. Das
Durchdenken neuer methodischer Ansatzpunkte und ihre konsequente Anwendung auf
einen dafür geeigneten Fundstoff ist immer Holstes besondere Stärke gewesen. So
wird das gründliche Durcharbeiten der immer fesselnd und mit unerbittlicher Logik
geschriebenen wissenschaftlichen Untersuchungen des Verfassers für den aufnahme-
bereiten Leser auch dann zu einem Gewinn, wenn das angeschnittene Thema nicht zum
unmittelbaren Interessenkreis des Benutzers gehört. Friedrich Holste war einer der
großen Wegbereiter unseres Faches, und sein Tod hat eine Lücke gerissen, die immer
dann besonders fühlbar wird, wenn man sich in seine Arbeiten vertieft. Man wird
darum Herausgebern und Verlegern -— Ernst Sprockhoff und dem Verlag de Gruyter
in Berlin sowie Joachim Werner und der Beckschen Verlagsbuchhandlung in München
—■ besonderen Dank wissen, daß sie die beiden letzten Arbeiten Holstes in so muster-
gültiger und zugleich pietätvoller Weise herausgebracht haben. Beide Untersuchungen
sind in ihrer Art exemplarisch zu nennen, und die Absicht der Herausgeber, sie mög-
lichst unverändert der Fachwelt vorzulegen, war daher sehr zu begrüßen. Konnte im
Falle des Handbuchbeitrages — im übrigen der Habilitationsschrift Holstes — jeglicher
Eingriff vermieden werden, so waren bei der Studie über die Schwerter angesichts
ihres fragmentarischen Charakters einige Ergänzungen unvermeidbar, die jedoch mit
großem Einfühlungsvermögen und Takt vorgenommen worden sind. Rezensent scheint
es in dieser Situation unbillig, eine auch wie immer geartete Kritik an den vor-
liegenden Arbeiten Holstes vorzunehmen. Natürlich ist die Forschung in den seit dem
Tode Holstes verflossenen 14 Jahren weitergekommen, ließen sich gelegentlich etwas
andersartige Auffassungen vortragen, die vor allem durch entsprechende Neufunde
auch begründbar wären, doch würde dies alles an der auch heute noch lebendigen
Gültigkeit der Holsteschen Arbeiten nur Unwesentliches ändern. So sei hier lediglich
in knapper Form der Inhalt vorgetragen, freilich unter fallweiser Beifügung neuerer
Literatur, die zur Ergänzung der Holsteschen Ausführungen dienlich sein mag.
Besprechungen
Besprechungen
Friedrich Holste, Die Bronzezeit in Süd- und Westdeutschland (Handbuch der Ur-
geschichte Deutschlands, herausgegeben von Ernst Sprockhoff, Band 1). 13 Text-
abbildungen, 26 Tafeln, 13 Karten, 128 Seiten. Verlag von Walter de Gruyter,
Berlin 1953.
Friedrich Holste, Die bronzezeitlichen Vollgriff Schwerter Bayerns (Münchner Beiträge
zur Vor- und Frühgeschichte, herausgegeben von Joachim Werner, Band 4).
4 Textabbildungen, 18 Tafeln, 55 Seiten. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung,
München 1953.
Der 1942 im Osten gefallene, dem Marburger Schülerkreis G. von Merharts ent-
stammende, wohl beste Kenner bronzezeitlicher Verhältnisse, Friedrich Holste, er-
greift in den beiden oben angezeigten Arbeiten posthum noch einmal das Wort in der
uns heute immer wieder bewegenden Frage: Wie entstand jene der Frühbronzezeit
folgende, als Kultur der nordalpinen Hügelgräber bezeichnete hochbronzezeitliche
Formenwelt? Welche Schicksale hat sie während der drei Jahrhunderte ihres Be-
stehens durchlebt und unter welchen Umständen hat sie ihr schließliches Ende ge-
funden? Handelt es sich bei der Studie über die „Vollgriffschwerter Bayerns“ mehr um
eine subtile Spezialuntersuchung zu diesen Fragen, so gibt die zusammenfassende
Arbeit über die „Bronzezeit in Süd- und Westdeutschland“ erschöpfende Auskunft
über den genannten Problemkreis.
Der Studie über die Schwerter ist ein Gedanke vorangestellt, der erstmals in der
Holsteschen Dissertation über die „Bronzezeit im nordmainischen Hessen“ (Vorge-
schichtliche Forschungen, Heft 12, 1939) zum Ausdruck kam und der auch jetzt wieder
wie ein roter Faden die beiden letzten Arbeiten Holstes durchzieht: Es geht heute nicht
mehr um die typologische Verknüpfung einzelner, oft weit verstreuter Formen zu Ent-
wicklungsreihen, ein methodisches System, das Paul Reinecke in seinen klassischen
Chronologieaufsätzen um einer ersten Ordnung willen anzuwenden gezwungen war,
es geht heute vielmehr um die räumliche Festlegung jedes einzelnen Typs, um die
Herausarbeitung geographisch umgrenzbarer Kultureinheiten, die, einmal gewonnen,
dann erst durch gegenseitige Vergleiche die Möglichkeit zu wirklich tragfähigen
chronologischen und damit letztlich auch historisch-politischen Aussagen gestatten. Das
Durchdenken neuer methodischer Ansatzpunkte und ihre konsequente Anwendung auf
einen dafür geeigneten Fundstoff ist immer Holstes besondere Stärke gewesen. So
wird das gründliche Durcharbeiten der immer fesselnd und mit unerbittlicher Logik
geschriebenen wissenschaftlichen Untersuchungen des Verfassers für den aufnahme-
bereiten Leser auch dann zu einem Gewinn, wenn das angeschnittene Thema nicht zum
unmittelbaren Interessenkreis des Benutzers gehört. Friedrich Holste war einer der
großen Wegbereiter unseres Faches, und sein Tod hat eine Lücke gerissen, die immer
dann besonders fühlbar wird, wenn man sich in seine Arbeiten vertieft. Man wird
darum Herausgebern und Verlegern -— Ernst Sprockhoff und dem Verlag de Gruyter
in Berlin sowie Joachim Werner und der Beckschen Verlagsbuchhandlung in München
—■ besonderen Dank wissen, daß sie die beiden letzten Arbeiten Holstes in so muster-
gültiger und zugleich pietätvoller Weise herausgebracht haben. Beide Untersuchungen
sind in ihrer Art exemplarisch zu nennen, und die Absicht der Herausgeber, sie mög-
lichst unverändert der Fachwelt vorzulegen, war daher sehr zu begrüßen. Konnte im
Falle des Handbuchbeitrages — im übrigen der Habilitationsschrift Holstes — jeglicher
Eingriff vermieden werden, so waren bei der Studie über die Schwerter angesichts
ihres fragmentarischen Charakters einige Ergänzungen unvermeidbar, die jedoch mit
großem Einfühlungsvermögen und Takt vorgenommen worden sind. Rezensent scheint
es in dieser Situation unbillig, eine auch wie immer geartete Kritik an den vor-
liegenden Arbeiten Holstes vorzunehmen. Natürlich ist die Forschung in den seit dem
Tode Holstes verflossenen 14 Jahren weitergekommen, ließen sich gelegentlich etwas
andersartige Auffassungen vortragen, die vor allem durch entsprechende Neufunde
auch begründbar wären, doch würde dies alles an der auch heute noch lebendigen
Gültigkeit der Holsteschen Arbeiten nur Unwesentliches ändern. So sei hier lediglich
in knapper Form der Inhalt vorgetragen, freilich unter fallweiser Beifügung neuerer
Literatur, die zur Ergänzung der Holsteschen Ausführungen dienlich sein mag.