158
Altsteinzeit
Altsteinzeit
Diese Periode hat in der Berichtszeit verschiedentlich neue Funde und
Ergebnisse erbracht. Als Einzelfunde sind besonders bedeutsam zwei neue
Plastiken von der Vogelherdhöhle. Die Untersuchung dreier endpaläo-
lithischer Stationen in Giengen an der Brenz durch G. Riek, über die eine
eingehende Sonderveröffentlichung als Heft 2 der Veröffentl. d. Staatl.
Amtes f. Denkmalpflege, Stuttgart, erschienen ist, hat neue Möglichkeiten
der Sedimentdatierung aufgezeigt. Von Bedeutung ist ferner die Zusammen-
stellung älterer und neuer paläolithischer Freilandspuren im Neckarland
durch Freising (siehe S. 7ff.), der endlich auch die schon lange bekannten,
aber nie gewürdigten Funde von E. Reinhard am Beizberg bei Kleinheppach
bearbeitet hat (Steingeräte der mittleren Altsteinzeit aus Kleinheppach
[Ldkr. Waiblingen]; Eiszeitalter und Gegenwart, Bd. 4/5, 87 ff., 1954).
Giengen an der Brenz (Kr. Heidenheim). Am N-Hang des Bruckersbergs wurden im
September 1954 unter örtlicher Leitung von Professor Dr. G. Riek (Tübingen) 3 paläo-
lithische und mesolithisehe Stationen untersucht: die Bärenfelsgrotte, die Spitalhöhle
und das Klingenfelsschutzdach. Ausführliche Veröffentlichung siehe G. Riek, Drei jung-
paläolithische Stationen am Bruckersberg in Giengen an der Brenz. Mit einem fau-
nistischen Beitrag von F. Heller (Erlangen). Veröffentl. d. Staatl. Amtes f. Denkmalpfl.,
Stuttgart. Reihe A, Heft 2, 1957.
Top. K. 7327 — Verbleib: Samml. d. Inst. f. Vor- und Frühgeschichte, Tübingen.
St. A. f. D.
Heilbronn-Böckingen. Siehe Freising, S. 7 ff.
— Neckargartach. Siehe Freising, S. 7 ff.
Kleinheppach (Kr. Waiblingen). Siehe Freising, S. 7 ff.
Neuffen (Kr. Nürtingen). 2,4 km SO liegt am Fuß einer Felsgruppe unterhalb der
Albkante die Barnberger Höhle. Im Spätsommer 1933 hoben H. Stoll und G. Riek im
vordersten Abschnitt dieser Höhle nahe der rechten Höhlenwandung einen etwa 1,5 m
langen und 0,8 m breiten Suchschacht aus. Da die Höhlensedimente bis auf 0,8 m Tiefe
gründlich gestört waren, wurde von einer weiteren Grabung Abstand genommen. Die
Aufnahme eines Profils war ebenfalls unmöglich. Der Störungsschutt stellte einen hell-
braunen Kalkverwitterungslehm dar, der mit wenigen, völlig regellos eingelagerten,
scharfkantigen Weißjurasplittern verschiedenster Größen vermengt war. Ein Teil des
Höhlenbodens schien in früherer Zeit von unbekannter Seite abgetragen worden zu
sein. Aus dem Störungsschutt wurden 7 Schmalklingenabschläge von auffallend ge-
ringer Länge geborgen. Das Rohmaterial derselben ist ein weißlicher bis grauer und
ein hellbrauner Jurajaspis. Nach der Art und Weise der Klingenspaltung liegen Reste
eines Endmagdalenien vor. Fauneneinschlüsse fehlten. (Siehe Veröffentl. d. Staatl.
Amtes f. Denkmalpfl., Stuttgart. Reihe A, Heft 1, 1956, 35, Taf. XI 1—7.)
Top. K. 7422 — Verbleib: WLM 55/2. G. Riek
Rammingen (Kr. Ulm). Am Bockstein wurde im Jahre 1955 vom 25. Juli bis zum
3. September gegraben. Fortgesetzt wurden die Arbeiten am „Törle“ der alten Bock-
steinhöhle (vgl. R. Wetzel, Das Törle an der alten Bocksteinhöhle. Mitteil. d. Ver. f.
Naturwiss. u. Math, in Ulm. Heft 24, 1954). Hier wurde das Medianprofil von 1953 um
einen 1,5 m breiten Streifen nach NW erweitert und zahlreiche weitere Funde der
reichen Auricnacienkultur gehoben. Neben auffallend vielen Sticheln aller klassischen
Formen ist der Fund eines schiefergeschnitzten Anhängeringes bemerkenswert, ein
Stück, das bisher weder im deutschen noch im französischen Auricnacien und über-
haupt Jungpaläolithikum seine Parallelen hat. Die Lehme unter den Auricnac-
horizonten ergaben neben wieder vielen Tierknochen einige Steinwerkzeuge — zu
wenig bisher, um mehr als einen sicher „altpaläolithischen“ Charakter zu konstatieren.
Die Hauptarbeit des Jahres galt dem Abbau des Mittelstotzens, der unterhalb der
Bocksteinschmiede zwischen dem „großen Graben“ von 1953/54 und dem „Brandhang-
graben“ von 1954 stehengeblieben war. Das wichtigste Ergebnis dieses Abbaues war
die stratigraphische Verbindung zwischen den bisher unvermittelt nebeneinander-
stehenden (wiewohl nur 5 m voneinander entfernten) Profilen beider Gräben und da-
mit die zeitliche Ordnung ihrer Kulturen. Unter einem Faustkeilhorizont, dessen
schöne Werkzeuge mit der Hauptkultur der Schmiede nicht identisch, ihr aber sehr
ähnlich sind, kam vor allem eine Kultur mit zum Teil feinst und fast durchweg ein-
seitig retuschierten Abschlagswerkzeugen zutage. Der Bocksteinabhang scheint lange
Altsteinzeit
Altsteinzeit
Diese Periode hat in der Berichtszeit verschiedentlich neue Funde und
Ergebnisse erbracht. Als Einzelfunde sind besonders bedeutsam zwei neue
Plastiken von der Vogelherdhöhle. Die Untersuchung dreier endpaläo-
lithischer Stationen in Giengen an der Brenz durch G. Riek, über die eine
eingehende Sonderveröffentlichung als Heft 2 der Veröffentl. d. Staatl.
Amtes f. Denkmalpflege, Stuttgart, erschienen ist, hat neue Möglichkeiten
der Sedimentdatierung aufgezeigt. Von Bedeutung ist ferner die Zusammen-
stellung älterer und neuer paläolithischer Freilandspuren im Neckarland
durch Freising (siehe S. 7ff.), der endlich auch die schon lange bekannten,
aber nie gewürdigten Funde von E. Reinhard am Beizberg bei Kleinheppach
bearbeitet hat (Steingeräte der mittleren Altsteinzeit aus Kleinheppach
[Ldkr. Waiblingen]; Eiszeitalter und Gegenwart, Bd. 4/5, 87 ff., 1954).
Giengen an der Brenz (Kr. Heidenheim). Am N-Hang des Bruckersbergs wurden im
September 1954 unter örtlicher Leitung von Professor Dr. G. Riek (Tübingen) 3 paläo-
lithische und mesolithisehe Stationen untersucht: die Bärenfelsgrotte, die Spitalhöhle
und das Klingenfelsschutzdach. Ausführliche Veröffentlichung siehe G. Riek, Drei jung-
paläolithische Stationen am Bruckersberg in Giengen an der Brenz. Mit einem fau-
nistischen Beitrag von F. Heller (Erlangen). Veröffentl. d. Staatl. Amtes f. Denkmalpfl.,
Stuttgart. Reihe A, Heft 2, 1957.
Top. K. 7327 — Verbleib: Samml. d. Inst. f. Vor- und Frühgeschichte, Tübingen.
St. A. f. D.
Heilbronn-Böckingen. Siehe Freising, S. 7 ff.
— Neckargartach. Siehe Freising, S. 7 ff.
Kleinheppach (Kr. Waiblingen). Siehe Freising, S. 7 ff.
Neuffen (Kr. Nürtingen). 2,4 km SO liegt am Fuß einer Felsgruppe unterhalb der
Albkante die Barnberger Höhle. Im Spätsommer 1933 hoben H. Stoll und G. Riek im
vordersten Abschnitt dieser Höhle nahe der rechten Höhlenwandung einen etwa 1,5 m
langen und 0,8 m breiten Suchschacht aus. Da die Höhlensedimente bis auf 0,8 m Tiefe
gründlich gestört waren, wurde von einer weiteren Grabung Abstand genommen. Die
Aufnahme eines Profils war ebenfalls unmöglich. Der Störungsschutt stellte einen hell-
braunen Kalkverwitterungslehm dar, der mit wenigen, völlig regellos eingelagerten,
scharfkantigen Weißjurasplittern verschiedenster Größen vermengt war. Ein Teil des
Höhlenbodens schien in früherer Zeit von unbekannter Seite abgetragen worden zu
sein. Aus dem Störungsschutt wurden 7 Schmalklingenabschläge von auffallend ge-
ringer Länge geborgen. Das Rohmaterial derselben ist ein weißlicher bis grauer und
ein hellbrauner Jurajaspis. Nach der Art und Weise der Klingenspaltung liegen Reste
eines Endmagdalenien vor. Fauneneinschlüsse fehlten. (Siehe Veröffentl. d. Staatl.
Amtes f. Denkmalpfl., Stuttgart. Reihe A, Heft 1, 1956, 35, Taf. XI 1—7.)
Top. K. 7422 — Verbleib: WLM 55/2. G. Riek
Rammingen (Kr. Ulm). Am Bockstein wurde im Jahre 1955 vom 25. Juli bis zum
3. September gegraben. Fortgesetzt wurden die Arbeiten am „Törle“ der alten Bock-
steinhöhle (vgl. R. Wetzel, Das Törle an der alten Bocksteinhöhle. Mitteil. d. Ver. f.
Naturwiss. u. Math, in Ulm. Heft 24, 1954). Hier wurde das Medianprofil von 1953 um
einen 1,5 m breiten Streifen nach NW erweitert und zahlreiche weitere Funde der
reichen Auricnacienkultur gehoben. Neben auffallend vielen Sticheln aller klassischen
Formen ist der Fund eines schiefergeschnitzten Anhängeringes bemerkenswert, ein
Stück, das bisher weder im deutschen noch im französischen Auricnacien und über-
haupt Jungpaläolithikum seine Parallelen hat. Die Lehme unter den Auricnac-
horizonten ergaben neben wieder vielen Tierknochen einige Steinwerkzeuge — zu
wenig bisher, um mehr als einen sicher „altpaläolithischen“ Charakter zu konstatieren.
Die Hauptarbeit des Jahres galt dem Abbau des Mittelstotzens, der unterhalb der
Bocksteinschmiede zwischen dem „großen Graben“ von 1953/54 und dem „Brandhang-
graben“ von 1954 stehengeblieben war. Das wichtigste Ergebnis dieses Abbaues war
die stratigraphische Verbindung zwischen den bisher unvermittelt nebeneinander-
stehenden (wiewohl nur 5 m voneinander entfernten) Profilen beider Gräben und da-
mit die zeitliche Ordnung ihrer Kulturen. Unter einem Faustkeilhorizont, dessen
schöne Werkzeuge mit der Hauptkultur der Schmiede nicht identisch, ihr aber sehr
ähnlich sind, kam vor allem eine Kultur mit zum Teil feinst und fast durchweg ein-
seitig retuschierten Abschlagswerkzeugen zutage. Der Bocksteinabhang scheint lange