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Die Gartenkunst — 9.1907

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Heicke, C.: Die hainartige Umgestaltung der sogenannten Holzecke im Frankfurter Stadtwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0015

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IX, 1 DIE G Ali TEN KUNST

seine Anregungen auf einen fruchtbaren Boden. Nachdem
der Verein einige Jahre mit der Aufwendung von Mitteln
für kleineren Aufgaben zurückgehalten und dadurch einen
gröfseren Fond angesammelt hatte, konnte er im März
des Jahres 1904 mit dem Antrage an die Stadtverwaltung
herantreten, den an der Hauptzugangsstrasse zum Stadt-
wald gelegenen Distrikt „Holzhecke" einer hainartigen
Umgestaltung zu unterziehen, und gleichzeitig sich zur
Übernahme des Hauptanteils der entstehenden Kosten
bereit erklären.

Nach längeren Verhandlungen, in denen es namentlich
auf die Beseitigung von laut gewordenen Befürchtungen
ankam, als solle aus dem Wald ein regelrechter und
erhebliche Unterhaltungskosten verursachender Zierpark
gemacht werden, wurde das Anerbieten des Verschöne-
rüngsvereins angenommen und die Ausführung nach dem
Entwürfe des Verfassers beschlossen.

Wir fügen unseren Ausführungen zwei Planskizzen
bei, aus denen der gegenwärtige und der in Ausführung
begriffene neue Zustand ersichtlich sind und lassen den dem
Entwurf beigefügten Erläuterungsberichtnachstehend folgen :

„Die Holzhecke macht, wie es auch sonst bei Wald-
teilen der Fall ist, die, in nächster Nähe einer grofsen
Stadt gelegen, dem nachteiligen Einflufse des Verkehrs
grofser Menschenmengen ganz besonders ausgesetzt sind,
einen höchst unbefriedigenden Eindruck. In der Regel
wächst dieser mifsständige Eindruck in dem Mafse, wie
die Rente, welche die Forstverwaltung aus einem derartigen
Waldteile herauswirtschaftet, sich verringert.

Man mufs sich daher wundern, dafs die Stadt Frankfurt
nicht längst dem Beispiele anderer Städte gefolgt ist, die
derartige Teile ihres Waldbesitzes in Anlagen von mehr
parkartigem Charakter umgewandelt haben, um so dem
grofsen Publikum einen angenehmen und gern aufgesuchten
Aufenthaltsort zu bieten.

Wir können als Beispiele das Bois de Boulogne in
Paris, Bois de la Cambre bei Brüssel, die Eilenriede bei
Hannover, das Rosental und das Connewitzer Holz bei
Leipzig, den König-Albert-Park bei Dresden und andere mehr
anführen. Neuerdings sind bekanntlich auch Teile des
Berliner Tiergartens einer solchen Umgestaltung unter-
zogen worden, die nach dem einstimmigen Urteil aller
Sachkenner als äufserst gelungen bezeichnet werden mufs.
Die Empfindung, dafs mit unserer Holzhecke etwas Ähnliches
geschehen müsse und könne, ist nicht neu. Bereits vor
60 Jahren beschäftigte man sich schon lebhaft mit der
Frage, in welcher Weise dieser vom Publikum am meisten
besuchte, den Eingang des Waldes bildende Distrikt in
Zukunft bewirtschaftet werden sollte und fafste im „Grofsen
Hat" am 2. April 1844 den Beschlufs — dafs bei Holz-
fällungen in genanntem Waldteil nicht allein nach forst-
männischen Grundsätzen zu verfahren, sondern auch
Rücksicht auf die Annehmlichkeit des Publikums zu
nehmen sei. Und im Jahre 1863 wurde beschlossen,
auf einen regelmäfsigen Reinertrag bei der Bewirtschaftung
der Holzhecke ganz zu verzichten und der Forstverwaltung
eine plänterartige hörst- und gruppenweise Verjüngung

unter möglichst langer Erhaltung und pflege von Ober-
stand und Überhalt vorzuschreiben.

Nach diesem Grundsatze ist die Holzhecke seit 35 Jahren
bewirtschaftet worden. Allein das Resultat läfst, nachdem
auch die Stürme der Jahre 1901—1904 durch Wurf und
Bruch das Waklbild sehr zu seinem Nachteil verändert
haben, den Wunsch berechtigt erscheinen, dafs man nach
dem Vorbilde anderer Grol'städte sich bei der ferneren
Behandlung der Holzhecke die Überführung in eine Anlage
von mehr waldparkartigem Charakter zum Ziele setze.

Solche Anlagen unterscheiden sich von den eigentlichen
Forsten dadurch, dafs bei ihrer Bewirtschaftung nicht
mehr nach forsttechnischen Grundsätzen verfahren, viel-
mehr auf Rentabilität verzichtet und lediglich auf Steigerung
der Waldschönheit durch Anwendung der dem Landschafts-
gärtner zu Gebote stehenden Mittel bedacht genommen
wird.

Wenn wir die Anregung, welche vom Verschönerungs-
verein nach dieser Richtung hin für die Holzhecke gegeben
wird, begrüfsen und ihre Ausführung befürworten, so
glauben wir dabei voraussetzen zu dürfen, dafs die Um-
wandlung nicht auf diesen Waldteil beschränkt bleiben
wird, sondern dafs, wenn erst gezeigt sein wird, was
sich aus einem solchen Waldteile bei sachgemäfser Be-
handlung mit verhältnismäfsig nicht erheblichen Mitteln
machen läfst, auch noch andere Partien — Biegwald usw.
-- der gleichen Behandlung unterzogen werden.

Dabei möchten wir von vornherein der Besorgnis ent-
gegentreten, als solle die Holzhecke in eine moderne und
mit allen Hilfsmitteln der Gartenkunst ausgestattete Park-
anlage umgewandelt werden, deren kurz geschorener
Rasen von keinem Fufs betreten werden darf, deren
seltene ausländische Blumen und Gehölze vor jeder Be-
rührung behütet werden müssen.

Alle Mafsnahmen müssen vielmehr das Ziel verfolgen,
die Urwüchsigkeit des Waldbestandes zu wahren und, so-
weit sie durch die Forstkultur verloren gegangen ist,
wieder herzustellen. Denn es besteht ein grofser Unter-
schied zwischen dem malerischen sich aus den verschie-
densten heimischen Baumarten zusammen setzenden
Walde und einem nach modernen Grundsätzen gepflegten
Forste. Jenen malerischen Mischwald, gewifsermassen
in idealisierter Form, wieder herzustellen, mufs das Ziel
bei der landschaftsgärtnerischen Behandlung solcher
Waldungen, wie die Holzhecke, sein.

Dazu ist notwendig, dafs die Gleichförmigkeit der nur
aus ganz wenigen Baumarten bestehenden forstlichen
Bestände durch Unter- und Zwischenpflanzungen von
anderen einheimischen Baum- und Straucharten unter-
brochen wird. Auch können, soweit es die Erzielung
gröfserer Mannigfaltigkeit wünschenswert erscheinen läfst,
einige wenige ausländische Arten mit verwendet werden,
indessen mufs man sich dabei auf solche beschränken,
die schon lange bei uns eingebürgert und auch dem Laien
zur gewohnten Erscheinung geworden sind.

Die geschlossenen Bestände sollen mit Durchsichten
und lichtgestellten Baumgruppen abwechseln, zwischen
denen der Boden anstatt der öden Laubschicht eine Rasen-
 
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