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Die Gartenkunst — 9.1907

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Kießling, A.: Die Bedeutung und Verwertung der Perspektive und des freien Zeichnens beim Entwerfen von Gartenanlagen, [1]
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Trip, Julius: Nochmals der Friedhofswettbewerb in Hameln
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0020

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12 DIE GARTENKUNST IX, 1

Szenerie wie in der Natur wechselnd nach wirken zu lassen, Im Bilde:

so ist es ganz selbstverständlich, dafs man den günstigsten 1. Bestimmung der Bildgröfse (Planteile mit vielen
Punkt im Plan hierfür wählt. In der Ansicht gibt man, Einzelheiten, wie reicher Vordergrundpflanzung ver-

wie bekannt, der Mitte des Bildes den Vorzug, doch wirkt langen gröfseres Format).

die rein zirkelrechte Einteilung leicht langweilig. 2. Bestimmung des Formates (Hoch- oder Breitformat.

Der „Kernpunkt" erhöht oder vermindert den Wert Ersteres ist in vielen Fällen vorzuziehen),

der Szenerie, von seinem Vorhandensein hängt die Bin- 3. Bestimmung der jeweiligen Horizonthöhe, „1,50 über
heitlichkeit der Wirkung ab. Das Auge verlangt einen dem Fufspunkt!"

Ruhepunkt in der Gruppierung und wendet sich unbefriedigt 4. Festlegung des Augpunktes (und damit des Kerns
ab, wenn es von einer Fülle gleicher Werte bestürmt, einen der Landschaft).

solchen nicht findet. 5. Konstruktion des Kernes (Haus, Teich, wertvolle

Nicht das „Glatte", „Geleckte" der Gärten ist es in Blumenzusammenstellungen).

6. Konstruktion der zunächst des „Stand-
punktes" liegenden Gehölze usw. wegen
ihrer verdeckenden Kulissenwirkung (der
Kernpunkt darf nicht durch diese leiden).

7. Konstruktion dessen, was die vorderen
Gruppen von der dahinterliegenden Land-
schaft noch sichtbar lassen. In derselben
Weise werden nach und nach die ferneren
Gegenstände ermittelt.

Durch diese Arbeitsweise wird nichts
Überflüssiges entwickelt und Zeit gespart: z. B.
ist es bei einem im Bilde quergelagerten
Blumenstück von ungegliedertem Umrifs nur
bei hohem Standpunkt nötig, die hinteren
Grundrifslinien zu ermitteln. Dasselbe gilt von
dichten Gehölzgruppen, denn man kann die
auf der abgelegenen Seite befindlichen Gehölze
nicht sehen. (Schlufs folgt.)

Nochmals der Friedhofsvvettbewerb in

t-fr-f**- ->^' \ / 30o Hameln.

f**~?/'/"¥ \ ^r^\lx°,. Leider kann ich eine Entgegnung auf die

i- juL'-faHU. ■_^^r^^S^ ~~" " " Hömannsche Kritik nicht umgehen, weil der

/. vWv "Iclll^5'' "~ / - y ^r Verfasser in seiner Besorgnis um die Inter-

ff. Übt*. J#t.

essen der Stadtgemeinde Hameln und unseres
n./^CumtMp. _\Jfe^%^'1'" gartenkünstlerischen Nachwuchses meinen Plan

als unausführbar bezeichnet hat. Er verur-

u. tMia «fe. ALi.-au i L,^ teilt ihn hauptsächlich wegen des Mifsver-

' v haltnisses der einzelnen Graberklassen zuein-

Al)b- 3- ander, die, wie er sagt, jedem Friedhofspraktiker

ins Auge springen mufs. Sollte 'der Verfasser

diesem Fall, welches einen wohltuenden Eindruck beein- nicht doch besser daran getan haben, ehe er mir die

trächtigt, sondern der Mangel eines wohlempfundenen Qualität als Friedhofspraktiker abspricht, einmal ernstlich

kraftvollen Schlusses. den Versuch zu machen, meinen Gedankengang zu

Für eine zielbewufste Entwickelung hat sich nach verstehen?! Wenn wir, in Betätigung der doch heute

stehende Disposition bewährt: immer mehr anerkannten Anschauung, dafs bei einer Reform

Im Plan: der Friedhofsgestaltung vor allem gegen die Massen-

1. Bestimmung des Kernpunktes, \ je nach Sachlage belegung Front gemacht werden mufs, Vorschläge ge-

2. Bestimmung des Standpunktes,/ auch umgekehrt. legentlich eines Wettbewerbes machen, so müssen wir

3. Bestimmung der den Kernpunkt umrahmenden Land- dieses meines Erachtens in weitgehendstem Mafse, prinzi-
schaft (Bildgrenzen). piell und ohne Rücksicht auf eventuelle wirtschaftlich

4. Bezeichnung der für die Konstruktion wichtigsten mundgerechtere Entwürfe von Friedhofspraktikern tun.
Punkte mit Zahlen oder Buchstaben. Mein Bestreben war es, lediglich in Verfolgung solcher
 
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