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Die Gartenkunst — 9.1907

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Schultze-Naumburg, Paul: Naturverschönerung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0030

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22

DIE GARTENKUNST

IX, 2

auch so Auf Abb. 16 sieht man eine der interessantesten Burgen
ein Pfad- aus dem mittleren Deutschland. Ich glaube, wir werden
Ander uns einig darüber sein, dafs die geschlossene Silhouette
war. Sein der mächtigen Baukörper einen wundervollen Kulminations-
Künstler- punkt des Bergzuges ergibt, der mit Recht eine mächtige
auge er- Steigerung der Naturschönheit hervorbrachte. Die Burg
kannte, ist eine der drei Gleichen in Thüringen, die, wie bekannt,
welche die Merkpunkte der ganzen Gegend ausmachen. Auch
Formen bei ihr wiederholt sich das alte Spiel: Für nichts ist Geld
sich der zu haben, aber um eine schöne alte Burg nochmals zu ver-
Land- schönern, dafür wird es gefunden (Abb. 17). Der Turm an sich
schaff- ist noch gar nicht mal schlecht, aber er steht nicht in
ein- richtigem Mafsstabe zur Burg, die er erdrückt und klein
schmieg- macht und deren Silhouette er in keiner Weise verbessert,
ten, dafs Er ist zudem vollkommen unnötig, denn die unbewohnte
es nicht Burg dient keinem andern Zweck mehr, als dem der Natur-
Spitzen Verschönerung, und als Aussichtsturm kommt er kaum in
und Betracht, da die Burg ohnehin frei auf höchster Bergspitze
Zacken liegt und man von allen Fenstern den freien Blick ins

Abb. 14.

und Türmchen und Erkerchen bedürfte, um
einen Schlofsbau weit ins Land hineinschauen
zu lassen, um "ihn frei auf waldigen Berges-
höhen zu lagern und aus ihm einen edelsten
Höhepunkt von Naturverschönerung zu machen.
Von seinem Takt der Natur gegenüber können
noch Generationen zehren.

Abb. 16.

Tal geniefst. Ob man denselben Blick noch
10 Meter höher hat, kann für den wahren
Naturfreund doch wahrhaftig nicht in Frage
kommen.

Aber die Aussichtstürme! Sie bilden ein
böses Kapitel im Buche unserer Naturver-
schönerung. Ich will wahrhaftig nicht be-
haupten, ein Aussichtsturm sei in jedem
Fall ein Übel und könne nicht schön sein.
Ich zeige auf Abb. 18 einen der bekann-
testen und vielleicht schönsten Aussichts-
türme Deutschlands, den Fuchsturm bei
Jena. Seine einfache, schlichte Zylinder-
form pafst vortrefflich auf den langgestreck-
ten Buckel des Hausberges und gibt auch
sonst das Bild ab, das wir hier trotz alier
Einfachheit als eine gute architektonische
Form erkennen. Er ist vor kurzem abgebrannt,.
Abb is ist aber in seiner alten Form von neuem
 
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