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Die Gartenkunst — 9.1907

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Schultze-Naumburg, Paul: Naturverschönerung
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Kießling, A.: Die Bedeutung und Verwertung der Perspektive und des freien Zeichnens beim Entwerfen von Gartenanlagen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0032

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24

DIE GARTENKUNST

IX, 2

die Wirklichkeit ungenügend perspektivisch
erscheinen. (Man vergleiche Abb. 5. S. 26.)

Scharf zeigt sich hier das Versagen
der Vogelperspektive (iii) gegen die Wie-
dergabe „ii" bei natürlichem Horizont
(Gesichtshöhe über dem Boden: 1,5 über
0,5 Geländehöhe). Die Vogelperspektive
kann auch die möglichen Überschneidungen
naturgemäfs nicht fassen, so liegt denn
der Weg bei „iii" völlig übersichtlich und
die Senkung von 1,50 m nach A hin wird
nur ganz schwach angedeutet.

Zeit ist Geld: Die alten Perspektiven
waren sehr kostspielig, indessen ist es
anders geworden, die neueren Mittel ge-
statten eine bequeme und scbnelleEntwicke-
lung. Auf den einzelnen Punkt in einer
Ansicht kommen jetzt durchschnittlich bei
einiger Übung 2—3 Min. Das neueste
Abb. 22. Ableseverfahren mittelst Strahlenlineals

ermöglicht ohne Zirkel und zeitraubende
herrscht der Restaurateurgeschmack, der mit breiten Buch- Hilfskonstruktionen genaue Arbeiten selbst bei einem Mafs-
staben anschreibt: „Aussichtsturm 30 Meter hoch, grofs- stabe von 1:500 in kurzer Zeit.

artige Aussicht. Vornehmes Restaurant, der Neuzeit ent- Damit hat die Perspektive als technisches Hilfsmittel

sprechend ausgestattet!" Zu was für einfachen und doch Anspruch darauf, berücksichtigt zu werden, selbst wo es
äufserst stimmungsvollen Formen man früher für einfache sich um freie, nicht architektonische Formen handelt.
Schutzhütten auf den Bergen kam, zeigt Abb. 21. Es ist „Ja, wenn die zeitraubende Auszeichnung nicht wäre,"

das die Kopie des Häuschens auf dem Kickelhahn, in das wird mancher entgegnen! Die Kohle erledigt diese Be-
Goethe sein Nachtlied anschrieb. Der Hochwald ist aller- denken. Mit wenigen breiten Zügen steht die dunkle
dings weg. und an seiner Stelle steht eine jener hohen Masse eines Baumes in der Ansicht: noch etwas Abtönung
Balkenfabriken, zu denen moderne Forstwirtschaft unsern und die Kronen lösen sich voneinander. Zur Selbstkontrolle
Wald umzuwandeln beginnt. Aber auch so liegt in dem in den Hauptpunkten des Plans genügt solch derbe Be-
Häuschen eine Mahnung, die auch unsere Zeit noch wohl handlung vollkommen. Es hiefs diese Tätigkeit zu weit
vertragen kann. treiben, wenn man die Pflanzungen jetzt schon auf ihre

Endlich in Abb. 22 noch ein versöhnendes Bild, das
einstige Brockenhaus, wie es noch am Anfang des 19. Jahr-
hunderts stand. Auch in diesem Bilde bekundet sich eine

Gröfse der Auffassung und Wucht der architektonischen A M\

Gestaltung, dafs man vor ihm durchaus bekennen mufs: tÄT; ^WIj^Jv»,

der Mensch vermag es. mit seinen Bauwerken sogar die i ijpft' IM I -\

Einsamkeit und Öde von Bergeshöhen zu steigern. ' mm1 ,

Die Bedeutung und Verwertung der Perspektive und
des freien Zeichnens beim Entwerfen von Gartenanlagen.

Von a. Kiefsling. X ' " f^fe

Auf das eigentliche Konstruktionsverfahren einzugehen,
ist nicht Zweck dieser Zeilen. Es sei gestattet noch die ■fÜB %0'tr **'ijf*^

zweite Form der Perspektive an dieser Stelle vergleichend - m **fl 'jfcif

heranzuziehen, die aus der Vogelschau. Mk &BlA:Wm ^Kl

Zu bestimmten Zwecken eine äufserst wertvolle Kon-
struktion, ist ihr Wert doch nur auf die anschauliche HHHHflBapll
Orientierung gegründet. Vm die mali-iische Wirkung eim-r ; " . «,
Gartenanlage zu prüfen oder auch nur zu zeigen, sind ^^^B^^m3m»wHPS|^^
ihre Bilder viel zu sehr planähnlich und damit unzisiä'.igli'-li. \'

als dafs sie hierfür Belang hätten. 1 »er Hauptfehler ist, H^^HÜMSMBI^mh^mb^hh^n

dafs die Linien und Formen des Geländes mit Bezug auf Abb. 20.
 
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