DIE GARTENKUNST
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Zeit- und Streitfragen.
Die Reform der Gartenkunst und die Tradition. dieses Licht, das den rechten Weg gewiesen hat'? Nach
Von Ludwig F. Fuehs. au dem Sturm und Drang, nach dem Tohuwabohu von
„ . , . i •■ j- j d ■ u Kunstrichtungen undKunstansichten fand man einen sicheren
Es ist eigentlich merkwürdig, daß es immer noch °
r. , ,. v. , „ . T, , „ . , Halt an den alten Meistern. An lenen, die wie eherne
Leute gibt, die glauben, daß ein Umschwung aul irgend- J ' .
, , n , •• r i u j o jr~ i ti u tu Kelsen herausragen über das Hasten und Treiben zu ihren
welchem Gebiete möglich sei, ohne daß Kampfe, oft heftige °
,T.. „ , , , , ,Tr , Füssen durch alle Zeit. Und zwar waren es nicht allein
Kampfe, daraus entstehen. Wer immer den goldenen
. Li« -i t-i • j . . i*i die Meister der weiter zurückliegenden Jahrhunderte
Mittelweg vorschlagt, wer zu Frieden und Ausgleich °
, . , „. ,,. , ... , , , , ,,, sondern vor allen auch dieienigen des 18. und des auf-
mahnt, dessen Aufrichtigkeit und wahres Interesse sollte , , . „. ,.
, ... , , . r, ... , ., • gehenden 19. Sakulums, denen man sein Studium zuwandte,
beargwöhnt werden, vielleicht auch seine Zuständigkeit in ° , . , .. „ , .
der Sache * nlcht glaubt vergleiche die Erscheinung der retro-
c , ,' t... » . , , ry . • ■. j spektiven Ausstellungen, erprüfedie Jahrhundertsausstellung.
Solche Kampfe toben heute auf allen Gebieten des r . . _ a . ^ ,. „ „ ,
die im vorigen Sommer in Berlin so großes Aulsehen er-
Lebens. Das politische in fortschreitender Kräftigung be-
griffene Nationalbewußtsein sucht die entsprechenden Aus-
drucksmittel der neuerrungenen Kräfte. Ein solches Aus-
drucksmittel, und zwar eines der wichtigsten und charakte-
ristischsten, ist vor allem auch die Kunst in ihrem vollen
Umfang, die Kunst als die rhythmische Lebensäußerung
der Kultur, und der Kampf um dieselbe, wie sie unserer
neuen Zeit entspricht, hat nichts Entweihendes, sondern
ist weihevoll und vor allem gesund. Ich glaube nicht fehl-
regte, und er wird sich eines anderen besinnen. Hat man
doch, seit uns diese Erkenntnis überkam, viele ältere Maler
erst würdigen gelernt und hat entdeckt, daß diese einsamen
Menschen ihrer Zeit voraus waren.
In der Bildhauerkunst liegt die Parallele deshalb nicht
so nahe, da die bis jetzt unerreichte Plastik der Helenen
und der Renaissance bis auf weiteres als Autorität zu
gelten hat, d. h. auch sie sucht den Anschluß an die Tra-
dition. Ebenfalls Anschluß an die Helenen verlangen
zugehen, wenn ich annehme, daß diese Erkenntnis den . ■ ■,••„,,, „ ., ,
T 7, ,. „ ., , .„,■ . . „.. „ ,. energische Stimmen, die m allerletzter Zeit laut werden,
Leiter dieser Zeitschrift bewogen hat, einem Kampier die ° .
und die eine stilistische Reform der Schaubuhne und des
Tanzes fordern.
Feder in die Hand zu geben.
Meine Absicht ist, zu zeigen, daß alle Gebiete der
bildenden Kunst in solchen Krisen stehen, wie die ist, in Wer hat noch vor 15 Jahren der Volkskunst anders denn
welche die Gartenkunst vor ein paar Jahren eingetreten als Sammler gegenüber gestanden? Heute haben wir die
ist, ja eintreten mußte, zu zeigen, daß vielfach schon ein stilistische Wahrhaftigkeit der bodenständigen Volkskunst
Anlauf genommen wird zu einem Aufschwünge im höheren erkannt, die zu pflegen, zu erhalten und, da wo sie
Sinne. Ich verstehe unter „höherem Sinne" die Betonung durch Unverstand und die Surrogatwirtschaft unserer
der rhythmischen Gestaltung. Wir werden sehen, daß die modernen Zivilisation zertreten wurde, wieder aufzurichten
Kraft zu diesem letzten, bedeutungsvollsten Schritt gewonnen unsere ernsteste Pflicht ist. Uberall sogar schon auf
wird im Anschluß an die Tradition, das will heißen an die Dörfern existieren Museen oder sind solche im Entstehen
Kunstübung derjenigen Zeit, die dem Verfalle des natio- begriffen, die sich die Pflege der Volkskunst zur Aufgabe
nalen Bewußtseins voraufgegangen ist. machen- Vortreffliche Publikationen existieren über dieses
Am markantesten zeigt sich diese Erscheinung in der Thema. All dies geschieht, um dem Landvolk zu zeigen,
Malerei. Nach einer Periode heftigsten Haders, die jede wo es anzuknüpfen hat zur Wiedererlangung einer eigenen,
Saison ein anderes Schlagwort als Parole ausgab, ist eine selbständigen Kultur, die es braucht als Prophylaxe gegen
solche ernstester Arbeit und tiefster Verinnerlichung ge- die verzweifelte Erscheinung der Landflucht,
folgt. Keine Verinnerlichung des Darzustellenden, des Ein Kunstgebiet, das direkt auf unser Thema überleitet,
Sujets, denn das wäre ein Rückschritt gewesen, sondern ist die Architektur. Sie ist die einzige Kunst, die von
eine Verinnerlichung, Vergeistigung der formalen und denen, die sie ausüben, von je bewußterweise als Rhythmus
koloristischen Ausdrucksweise. Man begriff: Kunst ist behandelt wurde. Das vielgebrauchte Wort: Architektur
Rhythmus, in diesem Falle Rhythmus der Form und der ist versteinerte Musik, weist daraufhin. Trotzdem konnte
Farbe. Woher kam nun dieser plötzliche Umschwung, es auch hier geschehen, daß dieser Fundamentalsatz ver-
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Zeit- und Streitfragen.
Die Reform der Gartenkunst und die Tradition. dieses Licht, das den rechten Weg gewiesen hat'? Nach
Von Ludwig F. Fuehs. au dem Sturm und Drang, nach dem Tohuwabohu von
„ . , . i •■ j- j d ■ u Kunstrichtungen undKunstansichten fand man einen sicheren
Es ist eigentlich merkwürdig, daß es immer noch °
r. , ,. v. , „ . T, , „ . , Halt an den alten Meistern. An lenen, die wie eherne
Leute gibt, die glauben, daß ein Umschwung aul irgend- J ' .
, , n , •• r i u j o jr~ i ti u tu Kelsen herausragen über das Hasten und Treiben zu ihren
welchem Gebiete möglich sei, ohne daß Kampfe, oft heftige °
,T.. „ , , , , ,Tr , Füssen durch alle Zeit. Und zwar waren es nicht allein
Kampfe, daraus entstehen. Wer immer den goldenen
. Li« -i t-i • j . . i*i die Meister der weiter zurückliegenden Jahrhunderte
Mittelweg vorschlagt, wer zu Frieden und Ausgleich °
, . , „. ,,. , ... , , , , ,,, sondern vor allen auch dieienigen des 18. und des auf-
mahnt, dessen Aufrichtigkeit und wahres Interesse sollte , , . „. ,.
, ... , , . r, ... , ., • gehenden 19. Sakulums, denen man sein Studium zuwandte,
beargwöhnt werden, vielleicht auch seine Zuständigkeit in ° , . , .. „ , .
der Sache * nlcht glaubt vergleiche die Erscheinung der retro-
c , ,' t... » . , , ry . • ■. j spektiven Ausstellungen, erprüfedie Jahrhundertsausstellung.
Solche Kampfe toben heute auf allen Gebieten des r . . _ a . ^ ,. „ „ ,
die im vorigen Sommer in Berlin so großes Aulsehen er-
Lebens. Das politische in fortschreitender Kräftigung be-
griffene Nationalbewußtsein sucht die entsprechenden Aus-
drucksmittel der neuerrungenen Kräfte. Ein solches Aus-
drucksmittel, und zwar eines der wichtigsten und charakte-
ristischsten, ist vor allem auch die Kunst in ihrem vollen
Umfang, die Kunst als die rhythmische Lebensäußerung
der Kultur, und der Kampf um dieselbe, wie sie unserer
neuen Zeit entspricht, hat nichts Entweihendes, sondern
ist weihevoll und vor allem gesund. Ich glaube nicht fehl-
regte, und er wird sich eines anderen besinnen. Hat man
doch, seit uns diese Erkenntnis überkam, viele ältere Maler
erst würdigen gelernt und hat entdeckt, daß diese einsamen
Menschen ihrer Zeit voraus waren.
In der Bildhauerkunst liegt die Parallele deshalb nicht
so nahe, da die bis jetzt unerreichte Plastik der Helenen
und der Renaissance bis auf weiteres als Autorität zu
gelten hat, d. h. auch sie sucht den Anschluß an die Tra-
dition. Ebenfalls Anschluß an die Helenen verlangen
zugehen, wenn ich annehme, daß diese Erkenntnis den . ■ ■,••„,,, „ ., ,
T 7, ,. „ ., , .„,■ . . „.. „ ,. energische Stimmen, die m allerletzter Zeit laut werden,
Leiter dieser Zeitschrift bewogen hat, einem Kampier die ° .
und die eine stilistische Reform der Schaubuhne und des
Tanzes fordern.
Feder in die Hand zu geben.
Meine Absicht ist, zu zeigen, daß alle Gebiete der
bildenden Kunst in solchen Krisen stehen, wie die ist, in Wer hat noch vor 15 Jahren der Volkskunst anders denn
welche die Gartenkunst vor ein paar Jahren eingetreten als Sammler gegenüber gestanden? Heute haben wir die
ist, ja eintreten mußte, zu zeigen, daß vielfach schon ein stilistische Wahrhaftigkeit der bodenständigen Volkskunst
Anlauf genommen wird zu einem Aufschwünge im höheren erkannt, die zu pflegen, zu erhalten und, da wo sie
Sinne. Ich verstehe unter „höherem Sinne" die Betonung durch Unverstand und die Surrogatwirtschaft unserer
der rhythmischen Gestaltung. Wir werden sehen, daß die modernen Zivilisation zertreten wurde, wieder aufzurichten
Kraft zu diesem letzten, bedeutungsvollsten Schritt gewonnen unsere ernsteste Pflicht ist. Uberall sogar schon auf
wird im Anschluß an die Tradition, das will heißen an die Dörfern existieren Museen oder sind solche im Entstehen
Kunstübung derjenigen Zeit, die dem Verfalle des natio- begriffen, die sich die Pflege der Volkskunst zur Aufgabe
nalen Bewußtseins voraufgegangen ist. machen- Vortreffliche Publikationen existieren über dieses
Am markantesten zeigt sich diese Erscheinung in der Thema. All dies geschieht, um dem Landvolk zu zeigen,
Malerei. Nach einer Periode heftigsten Haders, die jede wo es anzuknüpfen hat zur Wiedererlangung einer eigenen,
Saison ein anderes Schlagwort als Parole ausgab, ist eine selbständigen Kultur, die es braucht als Prophylaxe gegen
solche ernstester Arbeit und tiefster Verinnerlichung ge- die verzweifelte Erscheinung der Landflucht,
folgt. Keine Verinnerlichung des Darzustellenden, des Ein Kunstgebiet, das direkt auf unser Thema überleitet,
Sujets, denn das wäre ein Rückschritt gewesen, sondern ist die Architektur. Sie ist die einzige Kunst, die von
eine Verinnerlichung, Vergeistigung der formalen und denen, die sie ausüben, von je bewußterweise als Rhythmus
koloristischen Ausdrucksweise. Man begriff: Kunst ist behandelt wurde. Das vielgebrauchte Wort: Architektur
Rhythmus, in diesem Falle Rhythmus der Form und der ist versteinerte Musik, weist daraufhin. Trotzdem konnte
Farbe. Woher kam nun dieser plötzliche Umschwung, es auch hier geschehen, daß dieser Fundamentalsatz ver-