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DIE GARTENKUNST
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theaters entworfen. Man darf gespannt sein, wie er von der
Zeit des graziösen Rokoko, dem solche Theater im Grünen
ihre Entstehung verdanken, in die moderne Industrieaera hinüher
leiten wird.
Einen eigenen Garten wird auch Professor Billing-
Karlsruhe, der Erbauer der Kunsthalle, anlegen, der es eben-
falls liebt, besonders stark die Architektur auf die ganze Ge-
staltung der Anlage wirken zu lassen. Ferner wäre noch
Professor Bruno Schmitz zu erwähnen, der den von ihm vor
Jahren geschaffenen monumentalen Friedrichsplatz künstlerisch
ergänzen und teilweise umgestalten wird; insbesondere war es
die Vergrößerung der Wasserkünste, die eine teilweise neue
Raumeinteilung und Bepflanzung zur Notwendigkeit machte.
Diesen Künstlern steht eine Gruppe von Gartenarchitekten
gegenüber, deren künstlerische Begabung sich verbindet mit
praktisch-gärtnerischer Erfahrung. Es finden sich unter
ihnen Persönlichkeiten, die zu der Erwartung berechtigen, daß
Leistungen vorgeführt werden, welche dem Beruf, dem ihre
Schöpfer angehören, Ehre machen werden.
Gartenbaudirektor Siesmeyer - Frankfurt a. M. hat sich
die ungemein schwierige Aufgabe gestellt, einen vertieft ge-
legenen Bauplatz vor dem Billingschen Kunstausstellungs-
gebäude in einen Garten umzugestalten. Die Kunsthalle
nämlich ist so gelegen, daß sie ihre schmucklose Rückseite
der Ausstellung zukehrt. Erst später soll ein Museum mit der
Front nach dem jetzigen Ausstellungsgelände gebaut werden
und der dafür bestimmte Bauplatz ist Siesmeyer überlassen
worden. Er ist durch eine zum Eingang der Kunsthalle
führende Brücke in zwei Felder geteilt, wodurch die zu lösende
Aufgabe noch wesentlich erschwert wird.
Die Firma Goos & Könemann-Niederwalluf a. Rh. wird
einen Staudengarten ausstellen. Die Firma versucht, die von
ihr gezogenen Pflanzen plastisch wirken zu lassen und
stellt sie auf den Untergrund einer weiten Wiesenfläche.
Zur Belebung des ganzen sind Koniferen und Sträucher
eingepflanzt, wodurch ein abwechselungsreiches, malerisches
Bild entstehen kann. An anderer Stelle führt Gartenarchitekt
Heinrich Henkel-Darmstadt einen Garten unter Verwendung-
japanischer Motive aus, der die seltensten und kostbarsten
Wasserpflanzen enthalten wird, deren Kultur einen erfolgreich
betriebenen Zweig der Henkeischen Gärtnerei bildet. Nebenbei
errichtet er auch ein Warmwasserbassin, so daß er imstande
sein wird, die auserlesensten Blumen Japans zur Blüte zu
bringen. Gartenarchitekt Brahe-Mannheim wird einen alt-
römischen Garten in architektonischem Stile vorführen und
läßt schon jetzt Pergolen, Brunnenwände, Wasserbassins usw.
errichten.
Von besonderem Interesse wird es ferner sein, bei der
Gartenanlage der Gebrüder Röthe-Bonn und Weißenfels zu
beobachten, wie durch das Zusammenschaffen von Architekt,
Bildhauer und Gartenkünstler ein Werk der Gartenkunst ent-
steht. Die Firma hat den Architekten Krug aus Darmstadt
mit der Ausführung des architektonischen Teils ihres Gartens
betraut, während Bildhauer Paul Juckuff die Anlage mit
Skulpturen schmückt. Das Ganze wird einen Hausgarten dar-
stellen, der in Verbindung mit einem herrschaftlichen Wohn-
sitz vornehmen Anstrichs gedacht ist.
Auch Michael Buchner-München, welcher im vorigen
Jahre in Nürnberg den allseitig sehr beifällig beurteilten Garten
vor dem Gebäude der Kunstgewerbeausstellung entworfen und
ausgeführt hat, wird in Mannheim mit einer kleinen Garten-
anlage vertreten sein, die durch plastischen Schmuck bereichert
sein wird.
Diese kurzen Daten beweisen zur Genüge, daß es sich in
Mannheim um eine Reihe sehr eigenartiger, künstlerischer
Veranstaltungen handelt, denen auch jeder gärtnerische Fach-
mann das größte Interesse entgegenbringen wird.
Nach den ursprünglichen generellen, von Professor Läuger
gefertigten Plänen sollte das ganze Ausstellungsgelände ein-
heitlich nach dessen Ideen behandelt werden. Es darf als ein
glücklicher Zug der Ausstellungsleitung bezeichnet werden,
daß sie sich entschloß, einer gegebenen Anregung zu folgen
und innerhalb des im allgemeinen beibehaltenen Rahmens des
Eäugersehen Entwurfes die verschiedenen Gärtner, Garten-
architekten und Künstler zur selbständigen Geltung kommen
zu lassen.
Das wurde dadurch erzielt, daß die Ausstellungsleitung
den einzelnen Ausstellern bestimmte Flächen zur Ausge-
staltung nach eigenen Ideen überlassen konnte; jedem dieser
Aussteller wurde so Gelegenheit geboten, ein bestimmtes Areal
nach seinem Geschmack und seinen Intentionen in vollkommen
freier Weise zu bearbeiten. Naturgemäß mußte da schon bei
der Aufteilung des Geländes auf die künftige Gesamtwirkung
Rücksicht genommen werden. Durch die Aufteilung und die
dadurch bedingte verschiedenartige Behandlung der einzelnen
Flächen ergibt sich auch, vielfach zufällig, eine reizvolle Ab-
wechselung. So wirkt an sich die Augustaanlage als ein
Straßenzug von seltener Großartigkeit; im Grundriß der Aus-
stellung wäre sie aber als ein breites langgestrecktes Band
erschienen, das leicht sehr monoton hätte werden können.
Durch Vertiefung der einen Hälfte der Augustaanlage, durch
mehrfache Teilung der übrigen Fläche, Plazierung einiger Ge-
wächshäuser und verschiedener anderer Hochbauten wurde
aber die Eintönigkeit gründlich beseitigt. In die Um- und
Ausgestaltung der einzelnen Abschnitte selbst teilen sich ver-
schiedene gärtnerische Verbände; dann ist durch Anlage von
Farbengärten, durch Rampen und Treppen, Balustraden und
Hecken ein Übergang zu dem übrigen Ausstellungsgelände
geschaffen. Bei all diesen Maßnahmen kam der Ausstellung
sehr zustatten, daß die Stadtgemeinde Mannheim schon vor
längerer Zeit den Garteningenieur Keerl engagiert hatte, der
von Düsseldorf her in allen gärtnerischen Kreisen im besten
Andenken steht. Die Ausstellungsleitung war so in die Lage
gesetzt, für die Leitung des gartentechnischen Teil der Aus-
stellung in der Person Keerls eine Kraft zu besitzen, der ein-
mal eine große Erfahrung zur Seite steht, und die zudem eine
besondere Begabung für dieses Spezialgebiet schon mehrfach
an den Tag gelegt hat.
Keerl wird übrigens auch mit einer nach seinen eigenen
Entwürfen ausgeführten Anlage vertreten sein, und zwar mit
einer Schwarzwaldlandschaft, durch deren reizvollen Aufbau
gleichzeitig der Nebenzweck verfolgt wurde, den Blick nach
der unschönen Rückseite benachbarter Mietskasernen tunlichst
zu verdecken. Diese Schwarzwaldlandschaft wird als eine
Kombination von natürlicher Plastik und gemalter Kulisse
gewiß von reizvoller Wirkung sein.
Unser Bericht würde unvollständig sein, wenn die beiden
Rosarien unerwähnt blieben, welche rechts und links neben
dem Haupteingang am Friedrichsplatze vor dem Wasserturm
angeordnet sind. Sie werden nach Entwürfen von Professor
Läuger reich mit Hecken und Architektur ausgestattet
sein. Die Bepflanzung wird von Peter Lambert in Trier und
F. Boehm in Oberkassel bei Bonn ausgeführt werden.
Wenn man auch um das Gesamtbild der Ausstellung
richtig zu beurteilen, erst die Vollendung abwarten muß, so
läßt sich doch schon heute voraussehen, daß es sich hier um
eine Fülle schöner Einzelheiten handelt, und es wird mit zu
den schönsten Überraschungen gehören, zu beobachten, wie
DIE GARTENKUNST
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theaters entworfen. Man darf gespannt sein, wie er von der
Zeit des graziösen Rokoko, dem solche Theater im Grünen
ihre Entstehung verdanken, in die moderne Industrieaera hinüher
leiten wird.
Einen eigenen Garten wird auch Professor Billing-
Karlsruhe, der Erbauer der Kunsthalle, anlegen, der es eben-
falls liebt, besonders stark die Architektur auf die ganze Ge-
staltung der Anlage wirken zu lassen. Ferner wäre noch
Professor Bruno Schmitz zu erwähnen, der den von ihm vor
Jahren geschaffenen monumentalen Friedrichsplatz künstlerisch
ergänzen und teilweise umgestalten wird; insbesondere war es
die Vergrößerung der Wasserkünste, die eine teilweise neue
Raumeinteilung und Bepflanzung zur Notwendigkeit machte.
Diesen Künstlern steht eine Gruppe von Gartenarchitekten
gegenüber, deren künstlerische Begabung sich verbindet mit
praktisch-gärtnerischer Erfahrung. Es finden sich unter
ihnen Persönlichkeiten, die zu der Erwartung berechtigen, daß
Leistungen vorgeführt werden, welche dem Beruf, dem ihre
Schöpfer angehören, Ehre machen werden.
Gartenbaudirektor Siesmeyer - Frankfurt a. M. hat sich
die ungemein schwierige Aufgabe gestellt, einen vertieft ge-
legenen Bauplatz vor dem Billingschen Kunstausstellungs-
gebäude in einen Garten umzugestalten. Die Kunsthalle
nämlich ist so gelegen, daß sie ihre schmucklose Rückseite
der Ausstellung zukehrt. Erst später soll ein Museum mit der
Front nach dem jetzigen Ausstellungsgelände gebaut werden
und der dafür bestimmte Bauplatz ist Siesmeyer überlassen
worden. Er ist durch eine zum Eingang der Kunsthalle
führende Brücke in zwei Felder geteilt, wodurch die zu lösende
Aufgabe noch wesentlich erschwert wird.
Die Firma Goos & Könemann-Niederwalluf a. Rh. wird
einen Staudengarten ausstellen. Die Firma versucht, die von
ihr gezogenen Pflanzen plastisch wirken zu lassen und
stellt sie auf den Untergrund einer weiten Wiesenfläche.
Zur Belebung des ganzen sind Koniferen und Sträucher
eingepflanzt, wodurch ein abwechselungsreiches, malerisches
Bild entstehen kann. An anderer Stelle führt Gartenarchitekt
Heinrich Henkel-Darmstadt einen Garten unter Verwendung-
japanischer Motive aus, der die seltensten und kostbarsten
Wasserpflanzen enthalten wird, deren Kultur einen erfolgreich
betriebenen Zweig der Henkeischen Gärtnerei bildet. Nebenbei
errichtet er auch ein Warmwasserbassin, so daß er imstande
sein wird, die auserlesensten Blumen Japans zur Blüte zu
bringen. Gartenarchitekt Brahe-Mannheim wird einen alt-
römischen Garten in architektonischem Stile vorführen und
läßt schon jetzt Pergolen, Brunnenwände, Wasserbassins usw.
errichten.
Von besonderem Interesse wird es ferner sein, bei der
Gartenanlage der Gebrüder Röthe-Bonn und Weißenfels zu
beobachten, wie durch das Zusammenschaffen von Architekt,
Bildhauer und Gartenkünstler ein Werk der Gartenkunst ent-
steht. Die Firma hat den Architekten Krug aus Darmstadt
mit der Ausführung des architektonischen Teils ihres Gartens
betraut, während Bildhauer Paul Juckuff die Anlage mit
Skulpturen schmückt. Das Ganze wird einen Hausgarten dar-
stellen, der in Verbindung mit einem herrschaftlichen Wohn-
sitz vornehmen Anstrichs gedacht ist.
Auch Michael Buchner-München, welcher im vorigen
Jahre in Nürnberg den allseitig sehr beifällig beurteilten Garten
vor dem Gebäude der Kunstgewerbeausstellung entworfen und
ausgeführt hat, wird in Mannheim mit einer kleinen Garten-
anlage vertreten sein, die durch plastischen Schmuck bereichert
sein wird.
Diese kurzen Daten beweisen zur Genüge, daß es sich in
Mannheim um eine Reihe sehr eigenartiger, künstlerischer
Veranstaltungen handelt, denen auch jeder gärtnerische Fach-
mann das größte Interesse entgegenbringen wird.
Nach den ursprünglichen generellen, von Professor Läuger
gefertigten Plänen sollte das ganze Ausstellungsgelände ein-
heitlich nach dessen Ideen behandelt werden. Es darf als ein
glücklicher Zug der Ausstellungsleitung bezeichnet werden,
daß sie sich entschloß, einer gegebenen Anregung zu folgen
und innerhalb des im allgemeinen beibehaltenen Rahmens des
Eäugersehen Entwurfes die verschiedenen Gärtner, Garten-
architekten und Künstler zur selbständigen Geltung kommen
zu lassen.
Das wurde dadurch erzielt, daß die Ausstellungsleitung
den einzelnen Ausstellern bestimmte Flächen zur Ausge-
staltung nach eigenen Ideen überlassen konnte; jedem dieser
Aussteller wurde so Gelegenheit geboten, ein bestimmtes Areal
nach seinem Geschmack und seinen Intentionen in vollkommen
freier Weise zu bearbeiten. Naturgemäß mußte da schon bei
der Aufteilung des Geländes auf die künftige Gesamtwirkung
Rücksicht genommen werden. Durch die Aufteilung und die
dadurch bedingte verschiedenartige Behandlung der einzelnen
Flächen ergibt sich auch, vielfach zufällig, eine reizvolle Ab-
wechselung. So wirkt an sich die Augustaanlage als ein
Straßenzug von seltener Großartigkeit; im Grundriß der Aus-
stellung wäre sie aber als ein breites langgestrecktes Band
erschienen, das leicht sehr monoton hätte werden können.
Durch Vertiefung der einen Hälfte der Augustaanlage, durch
mehrfache Teilung der übrigen Fläche, Plazierung einiger Ge-
wächshäuser und verschiedener anderer Hochbauten wurde
aber die Eintönigkeit gründlich beseitigt. In die Um- und
Ausgestaltung der einzelnen Abschnitte selbst teilen sich ver-
schiedene gärtnerische Verbände; dann ist durch Anlage von
Farbengärten, durch Rampen und Treppen, Balustraden und
Hecken ein Übergang zu dem übrigen Ausstellungsgelände
geschaffen. Bei all diesen Maßnahmen kam der Ausstellung
sehr zustatten, daß die Stadtgemeinde Mannheim schon vor
längerer Zeit den Garteningenieur Keerl engagiert hatte, der
von Düsseldorf her in allen gärtnerischen Kreisen im besten
Andenken steht. Die Ausstellungsleitung war so in die Lage
gesetzt, für die Leitung des gartentechnischen Teil der Aus-
stellung in der Person Keerls eine Kraft zu besitzen, der ein-
mal eine große Erfahrung zur Seite steht, und die zudem eine
besondere Begabung für dieses Spezialgebiet schon mehrfach
an den Tag gelegt hat.
Keerl wird übrigens auch mit einer nach seinen eigenen
Entwürfen ausgeführten Anlage vertreten sein, und zwar mit
einer Schwarzwaldlandschaft, durch deren reizvollen Aufbau
gleichzeitig der Nebenzweck verfolgt wurde, den Blick nach
der unschönen Rückseite benachbarter Mietskasernen tunlichst
zu verdecken. Diese Schwarzwaldlandschaft wird als eine
Kombination von natürlicher Plastik und gemalter Kulisse
gewiß von reizvoller Wirkung sein.
Unser Bericht würde unvollständig sein, wenn die beiden
Rosarien unerwähnt blieben, welche rechts und links neben
dem Haupteingang am Friedrichsplatze vor dem Wasserturm
angeordnet sind. Sie werden nach Entwürfen von Professor
Läuger reich mit Hecken und Architektur ausgestattet
sein. Die Bepflanzung wird von Peter Lambert in Trier und
F. Boehm in Oberkassel bei Bonn ausgeführt werden.
Wenn man auch um das Gesamtbild der Ausstellung
richtig zu beurteilen, erst die Vollendung abwarten muß, so
läßt sich doch schon heute voraussehen, daß es sich hier um
eine Fülle schöner Einzelheiten handelt, und es wird mit zu
den schönsten Überraschungen gehören, zu beobachten, wie