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Die Gartenkunst — 9.1907

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G2

DIE GARTENKUNST

IX, 3

all die einzelnen Kunstschöpfungen zusammenklingen werden
in eine einzige harmonische Gesamtleistung.

III. Internationale Gartenbau-Ausstellung, Dresden
1907. Bereits in No. 6 des Jahrgangs 1906 der Gartenkunst ist
auf die in Vorbereitung begriffene diesjährige Dresdener Aus-
stellung hingewiesen und es wird dem Leser nicht unerwünscht
sein, wenn jetzt, nachdem der Termin der Ausstellung (4.—12. Mai
d. J.) näher gerückt ist und sich dasAusstellungsunternehmen
in seinen Einzelheiten überschauen läßt, nochmals darüber be-
richtet wird.

Die Ausstellung gliedert sich dem ausgegebenen Programm
gemäß in Abteilungen für Palmen, Warmhauspflanzen, Frühjahr-
blüher usw. (A), Orchideen (B), Wissenschaftliche Grundlagen
des Gartenbaus (O), Bindekunst (D), Gartenkunst und Garten-
technik (E), Wasserpflanzen (P), Obstbäume (G), Frische Ge-
müse (H), Baumschulartikel (I), Zwiebeln, Knollen usw. (K).

Eine Gartenbau-Austeilung, die nur acht Tage dauern
kann und mit Rücksicht auf ihren Hauptzweck — die Winter-
blüher in der größten Vollkommenheit zu zeigen — spätestens
auf Anfang Mai gelegt werden muß, kann naturgemäß nicht
die Gelegenheit bieten, die Gartenkunst in derart liebevoll
ausgeführten Mustern vorzuführen, wie dies 1905 in Darmstadt
mit so großem Erfolge geschehen ist. Wir müßen unweiger-
lich acht Tage nach Schluß der Ausstellung das Terrain selbst
mit den schönsten Objekten wieder geräumt haben. Wir
haben mit Bedauern für Dresden darauf verzichten müssen,
die Darmstädter Hauptaufgabe auch bei ans obenanzustellen,
nämlich die Darstellung des zeitgemäß entwickelten
Hausgartens. Uns fehlt Raum und Zeit für diese Aufgabe,
ja wir müssen uns in der Hauptsache für alle in Frage
kommenden Wettbewerbsobjekte auf die graphischen Dar-
stellungsverfahren beschränken. Das Spezialprogramm für
Gartenkunst und Gartentechnik enthält eine ganze An-
zahl recht interessanter Aufgaben, die zum Teil ja auch schon
von geeigneten Kräften in die Hand genommen worden sind
und es brauchen sich die Leute in unserer Kunst, die etwas
zu sagen haben, von der Beteiligung nicht abhalten zu lassen.
Das Sonderprogramm, dessen Versand auf Wunsch jederzeit
durch das Geschäftsamt Dresden-A., Neumarkt 10, erfolgt, ist
wohl in den Händen aller, die es angeht und es genügen
einige Hinweise.

Interessant ist von den Aufgaben, welche öffentliche An-
lagen betreffen, deren Ausführung früher oder später einmal
kommen muß, ein „Volkspark" mit anliegender Villenkolonie
auf dem Gelände des Kamniergutes Gorbitz bei Dresden.
Das stark bewegte Terrain bietet dem erfahrenen Garten-
künster eine sehr dankbare Aufgabe. In dankenswerter Weise
sind außerdem von der städtischen Gartenverwaltung eine An-
zahl Aufgaben zur Verfügung gestellt, die in nicht allzuferner
Zeit auszuführende Platzanlagen des Stadtbezirkes Dresden
betreffen.

Für die Vorführungen solcher Anlagen, die vom Aussteller
selbst ausgeführt sind, ist schon eine recht ansehnliche Zahl
von Anmeldungen eingelaufen. Diese Ausstellungsgruppe er-
möglicht es dem ausübenden Gartenkünstler die Vielseitigkeit
seines Könnens mit allen Mitteln der Graphik dem Publikum
vor Augen zu führen und wird meines Erachtens viel zu
wenig in der richtigen Weise benützt.

Die Gruppe für „Gartenarchitekturen" in Modellen und
Zeichnungen wird wahrscheinlich auch gut beschickt werden.
Die Eigenentwürfe solcher Art werden, wenn es sich verlohnt
und die Autoren zustimmen, als Sammelwerk im Buchhandel
erscheinen.

Eine hoffentlich recht reich beschickte Gruppe von Wett-

bewerbspunkten umfaßt die für den Schmuck der Gärten
bestimmten Kunstgegenstände. Sie werden, soweit dies
angängig ist, einer im Stil der italienischen Renaissance aus-
geführten Gartenanlage (in einer großen Ausstellungshalle)
eingefügt. Jedenfalls werden alle plastischen Kunstwerke auf
dieser Gartenbau-Ausstellung in wirkungsvollem und schönem
Rahmen zur Geltung kommen, der ihnen sonst auf den meisten
Kunstausstellungen, die ohne die Mitwirkung der Gartenkunst
auskommen zu können glauben, in der Regel fehlt.

Für ausgeführte Haus- und Vorgärten, denen wie gesagt
nur eine geringe Entfaltung gestattet werden kann, stehen
recht hübsche Preise zur Verfügung.

Ein großer Raum wird der Gartentechnik gewährt.
Alles, was der Gartenkünstler heute an technischen Hilfsmitteln
zur Verfügung hat, wird sehr gut ausgestellt sein.

Es versteht sich für Dresden von selbst, daß auch der
Blumenschmuck der Häuser in geeigneter Weise be-
dacht worden ist. Die Aufgaben sind im Programm für
Allgemeine Bindekunst enthalten und werden hoffentlich
einen starken Wettbewerb hervorrufen. Man hat sicherlich es
bisher viel zu sehr versäumt, dem Publikum den Schmuck-
wert von Blumenzwiebeln und Frühjahrsstauden für Balkons,
Veranden usw. zu zeigen und anzubieten. Im Winter und
Frühjahr sehen selbst die Balkone im blumenschmuckfreudigen
Dresden recht öde aus; und das Material ist doch ein so
reiches! Es muß dem Publikum nur einmal in geeigneter
Form vorgeführt werden. Mit Zeitungsartikeln allein ist es
da nicht getan. Da müßen eben die Handelsgärtner heran,
die nachher auch lieferungsfähig sind und das Geschäft machen
sollen. Für sogen. Blumenschmuck-Innenkunst enthält
das Programm für allgemeine Bindekunst sehr hübsche Auf-
gaben und auch entsprechende Preise, z. B. für eine hervor-
ragende Dekoration großen Stiles Mk. 1000 usf., die auch wohl
auswärtige Gartenkünstler reizen dürften.

Diese Aufgaben verdienen die allergrößte Beachtung, denn
sie berühren die Interessen aller Gartenbautreibenden, die der
Künstler sowohl als die der Pflanzenproduzenten. Das be-
weist am besten der Aufschwung, der in den Handel mit ge-
wissen krautartigen Sachen gekommen ist, seitdem man aller
Orten die Bewegung für den Blumenschmuck der Häuser auf-
genommen hat.

In der Abteilung O: Wissenschaftliche Grundlagen des
Gartenbaues werden in historischer Reihenfolge die fünf Haupt-
perioden des mitteleuropäischen Gartenbaus dargestellt und durch
die bei ihnen vorherrschenden Pflanzenarten, Neueinführungen
usw. charakterisiert werden. Die künstlerischen Wandlungen
werden durch Plarjmaterial, welches die Ausdrucks weise der
verschiedenen Stilrichtungen zeigen soll, veranschaulicht.

Daß in Rhododendron und Azaleen die Ausstellung das
besondere Interesse aller Liebhaber dieser schönen Pflanzen
— und wer gehörte nicht dazu! — in Anspruch nehmen wird,
darf bei den Erfolgen, die die Züchtungsversuche der Dresdner
Kultivateure aufzuweisen haben, als selbstverständlich angesehen
werden. F. Ledien.

Gesetzgeberische Mafsnahmen gegen die Verunstaltung
von Ortschaften und landschaftlich hervorragenden Gegen-
den. Seitdem vor Jahren im Herrenhause durch den Vortrag
des Oberbürgermeisters der Stadt Bonn die Anregung zu einem
Gesetz gegen die Verunstaltung von Ortschaften und Gegen-
den durch die Auswüchse der Reklame gegeben wurde, haben
sich die preußische Regierung und die Volksvertretungen nur
verhältnismäßig selten mit rein ästhetischen Fragen beschäftigt.
In den letzten Wochen aber ist ein Wandel darin eingetreten,
der die Aufmerksamkeit weiter Kreise hervorruft und gerade
 
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