IX, 5
DIE GARTENKUNST
101
Es ist eine Betrachtungsweise, bei der auch die in der Hand gehabt. Und weiter führt er uns durch die
Gefühls- und Stimmungswerte der Gegenstände zu ihrem engen Gassen Alt-Hamburgs, zeigt, wie die alten Häuser
Rechte kommen sollen, gegenüber der rein Verstandes- dastehen, gleich wie ihre Bewohner so grundehrlich, derb,
gemäßen Betrachtung, die meist anzutreffen ist. breitspurig, schwerfällig, selbstbewußt, lebensfroh, behag-
Es ist naheliegend, daß diese Betrachtungsweise zu- lieh, gemütlich, und dann wieder läßt er uns Alster-
nächst auf die Schönheiten der Heimat hinweist, Schön- Studien machen, führt uns später hinaus nach „um
heiten, die wir oft bei der intimen Betrachtung der un- Hamburg herum", zeigt uns das alte Vierländer Bauern-
bedeutendsten und naheliegendsten Dinge entdecken können, haus, in seinem eigenartig, vielseitig, höchstentwickelten
Aber nicht mir das Unscheinbare, Intime der Heimat Bauernstil. Aber nicht nur Architektur und Lebensbilder
lehren uns die Büchlein suchen und lieben, nein auch weiß uns der Darsteller zu zeichnen, auch ein feines Ver-
das Großzügige, Bedeutungsvolle, historisch Interessante ständnis offenbart derselbe Künstler in der Schilderung
und Wertvolle sollen wir sehen und schätzen lernen, aber seiner Naturschönheit. Wie prächtig sieht er unseren
nicht mit dem
Verstände allein,
sondern auch
hier vornehmlich
mit dem Gemüte.
Sie führen
uns bald durch
stille alte Gassen,
deren malerische
Bauten von Jahr-
hunderten er-
zählen, sieführen
dann mitten hin-
ein ins hastende,
pulsierendeGroß-
stadlgewühl und
zeigen uns hier
den Reiz des
kraftvoll über-
schäumenden
Lebens, wie es
etwa auf dem
Marktplatz zu
Leipzig, der
Leipziger Messe,
oder etwa dem
Breslauer Markt
sich abspielt, Aus „Wie wir unsere Heimat sehen": Landschaftsbild aus der Umgebung von Breslau,
sie führen dann
wieder hinaus zu dem schlichten Landgraben (Königsberg), Buchenwald, wie warm erschaut er die Schönheit der
wo in stiller Einsamkeit feiertägliche Erholung bietender Heide!
Friede den Spaziergänger umfängt. Wie stolz ist er im Schlußsatz (Hamburg) auf seine
Bald zeigt uns der führende Künstler in hellem Heimat, der er mit treuer bodenständiger Liebe er-
Morgensonnenglanz die schlichten Reize der mitteldeutschen geben ist.
Landschaft („hinter den Bergen Leipzigs") mit ihren Aber nicht nur lernen wir einseitig das schöne Alte
Dörfern, Feldern und Wiesen mit Blumen und Schmetter- kennen, nein, auch für die Reize der Neuschöpfungen
lingen, bald zeigt er uns, wie der Sturm in Königsberg haben die Künstler ein offenes, helles Auge. Wie ge-
den großen Schloßteich peitscht, bald zeigt er, wie auch wandt wird uns in dem Gespräche zwischen Künstler
der stille, friedliche Landregen Stimmungswerte von und Techniker die Schönheit der modernen Brückenbauten
eigenem Reize auslösen kann. der Isarstadt dargestellt, wie zeigt uns das Büchlein
Jetzt wieder führt uns der Künstler nach Hamburg, (München) die Werke neuzeitlicher Künstler einesHocheder,
zeigt uns zunächst die prächtige Hansastadt als Gesamt- Theodor Fischer, Gabriel Seidel, wie lebendig
bild, weist auf die eigenartige Anmut dieses Bildes hin, schildert er uns die Schönheit der neuzeitlichen Brunnen-
von dem man vermuten könnte, ein großer Baumeister Schöpfungen der Kunststadt München,
und Landschaftsgärtner, ein Mann von feinstem künst- Und dann wieder finden wir z. B. im Band Breslau
lerische Gefühl hätte die Anordnung des ganzen Bildes eine köstliche Schilderung der Landschaft, eine Schilderung,
DIE GARTENKUNST
101
Es ist eine Betrachtungsweise, bei der auch die in der Hand gehabt. Und weiter führt er uns durch die
Gefühls- und Stimmungswerte der Gegenstände zu ihrem engen Gassen Alt-Hamburgs, zeigt, wie die alten Häuser
Rechte kommen sollen, gegenüber der rein Verstandes- dastehen, gleich wie ihre Bewohner so grundehrlich, derb,
gemäßen Betrachtung, die meist anzutreffen ist. breitspurig, schwerfällig, selbstbewußt, lebensfroh, behag-
Es ist naheliegend, daß diese Betrachtungsweise zu- lieh, gemütlich, und dann wieder läßt er uns Alster-
nächst auf die Schönheiten der Heimat hinweist, Schön- Studien machen, führt uns später hinaus nach „um
heiten, die wir oft bei der intimen Betrachtung der un- Hamburg herum", zeigt uns das alte Vierländer Bauern-
bedeutendsten und naheliegendsten Dinge entdecken können, haus, in seinem eigenartig, vielseitig, höchstentwickelten
Aber nicht mir das Unscheinbare, Intime der Heimat Bauernstil. Aber nicht nur Architektur und Lebensbilder
lehren uns die Büchlein suchen und lieben, nein auch weiß uns der Darsteller zu zeichnen, auch ein feines Ver-
das Großzügige, Bedeutungsvolle, historisch Interessante ständnis offenbart derselbe Künstler in der Schilderung
und Wertvolle sollen wir sehen und schätzen lernen, aber seiner Naturschönheit. Wie prächtig sieht er unseren
nicht mit dem
Verstände allein,
sondern auch
hier vornehmlich
mit dem Gemüte.
Sie führen
uns bald durch
stille alte Gassen,
deren malerische
Bauten von Jahr-
hunderten er-
zählen, sieführen
dann mitten hin-
ein ins hastende,
pulsierendeGroß-
stadlgewühl und
zeigen uns hier
den Reiz des
kraftvoll über-
schäumenden
Lebens, wie es
etwa auf dem
Marktplatz zu
Leipzig, der
Leipziger Messe,
oder etwa dem
Breslauer Markt
sich abspielt, Aus „Wie wir unsere Heimat sehen": Landschaftsbild aus der Umgebung von Breslau,
sie führen dann
wieder hinaus zu dem schlichten Landgraben (Königsberg), Buchenwald, wie warm erschaut er die Schönheit der
wo in stiller Einsamkeit feiertägliche Erholung bietender Heide!
Friede den Spaziergänger umfängt. Wie stolz ist er im Schlußsatz (Hamburg) auf seine
Bald zeigt uns der führende Künstler in hellem Heimat, der er mit treuer bodenständiger Liebe er-
Morgensonnenglanz die schlichten Reize der mitteldeutschen geben ist.
Landschaft („hinter den Bergen Leipzigs") mit ihren Aber nicht nur lernen wir einseitig das schöne Alte
Dörfern, Feldern und Wiesen mit Blumen und Schmetter- kennen, nein, auch für die Reize der Neuschöpfungen
lingen, bald zeigt er uns, wie der Sturm in Königsberg haben die Künstler ein offenes, helles Auge. Wie ge-
den großen Schloßteich peitscht, bald zeigt er, wie auch wandt wird uns in dem Gespräche zwischen Künstler
der stille, friedliche Landregen Stimmungswerte von und Techniker die Schönheit der modernen Brückenbauten
eigenem Reize auslösen kann. der Isarstadt dargestellt, wie zeigt uns das Büchlein
Jetzt wieder führt uns der Künstler nach Hamburg, (München) die Werke neuzeitlicher Künstler einesHocheder,
zeigt uns zunächst die prächtige Hansastadt als Gesamt- Theodor Fischer, Gabriel Seidel, wie lebendig
bild, weist auf die eigenartige Anmut dieses Bildes hin, schildert er uns die Schönheit der neuzeitlichen Brunnen-
von dem man vermuten könnte, ein großer Baumeister Schöpfungen der Kunststadt München,
und Landschaftsgärtner, ein Mann von feinstem künst- Und dann wieder finden wir z. B. im Band Breslau
lerische Gefühl hätte die Anordnung des ganzen Bildes eine köstliche Schilderung der Landschaft, eine Schilderung,