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Die Gartenkunst — 9.1907

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Heicke, C.: Städtische Mietgärten in München, [1]: nach Mitteilungen vom Städt. Bauamtmann L. Schachner München
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0171

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IX, 8 DIE GARTENKUNST 165

seits das Land in kleineren Abteilungen an ihre Mit- Bei vielen Anlagen befinden sich Turnspielplätze, sowie

glieder weiter verpachten und für die allgemeinen Ein- kleine Hallen und Wächterhäuschen, auch werden wiederholt
richtungen Sorge tragen. Wo die Stadt die Anlage Gartenwirtschaften und kleine Vereinsgebäude angetroffen,
selbst errichtete, umgab sie die geeigneten Grundstücke Für den Fall die Gartonpächter ihr Pachtgrundstück

mit Drahtnetzzäunen, stellte Wege und Turnplätze hör abgeben, werden die Einrichtungen und Pflanzungen gegen
und sorgte für die Anlage von Brunnen bzw. für Ablösungssummen hierfür von dem Pachtnachfolger über-
dio Zuführung der Wasserleitung usw. Die Herstellung nommen. Es ist, wie dies Bielefeld in seinen Abhand-
der Umfriedung der einzelnen Gärten überließ sie den hingen über Arbeitergärten (Zeitschrift für Armenwesen,
Pächtern derselben. Die Gärten
haben durchschnittlich eine
Größe von 150—200 qm. Der
jährliche Pachtzins beträgt bei
den von der Stadt errichteten
Anlagen je nach der Lage der
Gärton in den einzelnen
Stadtteilen 6—11 Pfg. pro qm,
während bei den an die
Schrebervereine verpachteten
Ländereien 2'/a —10 Pfg. pro
qm Pachtzins in Anrechnung
gebracht wurden, je nachdem
das für Wege und Spielplätze
verwendete Areal mitbezahlt,
wurde oder nicht. Die Nach-
frage nach den Gärton ist
fortgesetzt sehr rege, auch
hat die Stadtgcmeindo mit
der Verpachtung der Lände-
reien gute Erfahrungen ge-
macht.

Die verschiedenen, von
der Kommission besichtigen
Gartonanlagen machten durch
wegs einen günstigen Ein
druck. Dieselben waren sauber
gehalten und gut gepflegt.
Bei den älteren Anlagen
waren Bäume und Strauch er
ziemlich hoch gewachsen und
boten einen hübschen An-
blick; dieselben sind zum Teil
als Ziergärten ausgebildet,
zum Teil zur Obstkultur vor-
wendet, so insbesondere die

Wettbewerbsentwurf zum Mannheimer Zentralfriedhof. Von R. Hoening und
0. Gaedt, Kiel (angekauft).

in der Nähe des Johannisspitales gelegenen Gärten. Auch 5. Jahrg., No. 8) erwähnt, vom volkswirtschaftlichen Stand-
bei den in neuerer Zeit angelegten Gärten finden sich punkte aus betrachtet hierbei allerdings der Mißstand her-
gloichfalls größere Baumpflanzungen und Obstkulturen, vorgetreten, daß bei fortschreitendem Alter der Gärton ein
doch wird in denselben neben der Blumenzucht über- Nachfolger oft mehrere hundert Mark Entschädigung b w.
wiegend Gemüsebau betrieben. Fast in jedem Gärtchen Einrichtungs- und Anpflanzungsablösung an den Vorpäc tei-
lst ein Gartenhäuschen oder eine Laube errichtet, auch zu zahlen hat, was, wenn auch die Ablösungssumme dem
fehlt selten ein kleines Aborthäuschen. DieFäkalien werden Werte entspricht, doch die Unmöglichkeit der Übernahme
zur Düngung der Beete verwendet. Das Wasser zum solcher Gärten durch Minderbemittelte mit sich bringt.
Begießen der Beete entnehmen die Gartenpächter zum Teil Die Stadtgemeinde, sowie die einzelnen Schrebervereine
odn auf ihren Pachtgrundstücken von ihnen selbt aufge- haben auf Gruud langjähriger Erfahrungen Pachtverträge
stellten Tonnen und Reservoirs, in welchen die Nieder- und Gartenordnungen aufgestellt, um den Betrieb und die
schlagswasser gesammelt sind, zum Teil den allerorts be- Bewirtschaftung der gemeinnützigen Anlagen zu regeln,
findlichen, nächst den Wegkreuzungen angelegten Brunnen Ein Exemplar des derzeit geltenden Pachtvertragsformulares
oder Wasserleitungshydranton. des Rates der Stadt Leipzig befindet sich bei den Akten.
 
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