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Giebel (siehe Fig. 195) und an der Grande Galerie du Louvre (Fig. 114) wird er
jetzt sozusagen über jeder Travee angebracht.
6?8' Das erste Beispiel dieser Richtung findet man am unteren Theil der Facade
St »-Etienne» K
du-Mont von St.-Etienne-du-Moni in Paris, die 1609—1617 errichtet wurde. Der Grundstein
p™s des Hauptportals wurde 1610 von der ersten Frau Heinrich IV., Marguerite de
Valois, gelegt.
Das Hauptmotiv dieser Fagade wird durch die Halbsäulen und den strengen
Giebel des Erdgeschosses geliefert, die etwas vom ernsten Eindruck einer antiken
Tempelfront geben und den monumentalen Massstab zeigen, der in den damaligen
Werken Salomon! s de Br ofse herrscht, verbunden mit dem Einssuss der besseren
Durchbildung der Zeit Ph. de l'Orme'3.
Ferner ist das Mittelschiff viel reicher behandelt als die Seitenpartien. Ersteres
ist in drei Stockwerke getheilt: das untere mit antikem Giebel über vier Composita-
halbsäulen, das mittlere mit gebrochenem Segmentgiebel über einem Radfenster
zwischen zwei Nischen von Lisenen begleitet, das obere als steile gothische Giebel-
mauer, vor welcher ein Attikamotiv, seitwärts und oben von Consolen begleitet, ein
Rundfenster umrahmt.
Die Seitenpartien haben zwei Geschosse mit sehr einfachen glatten Mauern,
in welche die Thüren und Fenster mit ihren Rahmen gesleht sind. Der obere Ab-
schluss wird durch zahlreiche Abshufungen von Attikas und Piedestalbauten, durch
drei verschieden geformte Consolen, kleine Giebel, Vasen, Candelaber und Obelisken
verbunden, gebildet, und vermittelt ähnlich wie in Notre-Dame zu Havre und in
Auxerre die Verbindung mit dem Mittelschiff. Es herrscht in dieser Fagade kein
rechter Zusammenhang zwischen dem Mittelschiff mit seiner Ordnung und seinen
grossen Motiven und den glatten Seitentheilen und ihren kleinen Abstufungen. Wie
zwei verschiedene Massstäbe und Stile slehen sie nebeneinander, als ob die Gliederung
der Mittelpartie in eine ältere Fagade eingesetzt worden wäre. Es ist, als ob die Antike
verlegen gewesen wäre, eine Composition auf gothische Verhältnisse anzuwenden und
sseh an diesem Baue entschlossen hätte, von letzterer Abschied zu nehmen. Von
der schönen Behandlung des Details der Compositaordnung wird im Abschnitt über
letztere die Rede sein. Zum besseren Verständniss der hier auftretenden Composition
weisen wir ferner auf die Fagaden von St.-Pierre zu Auxerre (siehe Art. 668, S. 479)
und Notre-Dame zu Havre (Art. 685, S. 495).
ß) Weiterentwickelung der römischen Basilika-Facade.
6?9' Mit dem Abschied, den die Architektur an der Fagade von St.-Etienne-du-Mont
Zunehmender .
.Einssuss von der Gothik nahm, betritt die Behandlung der französischen Kirchenfagaden mit
von Entschiedenheit den Weg, den Italien seit hundert Jahren vorbereitet hatte, einer
Italien. ö
durchgeführten, den antiken Säulenordnungen entnommenen Gliederung.
Zu diesem Entschlusse wäre man auch ganz abgesehen vom Concil von Trient
und den Jesuiten gelangt. Die Entwickelung der Cultur der Renaissance allein hätte
hierzu geführt. Dagegen darf angenommen werden, dass der Triumph der Jesuiten
und die Erbauung ihrer Kirche II Gefii in Rom dazu beigetragen haben, für die
dort gewählten Formen eine gewisse Vorliebe zu erwecken.
Wir werden diese Bewegung hauptsächlich an drei verschiedenen Typen zu verfolgen haben : I. den
Fagaden mit drei Geschossen und Ordnungen; — 2. denen mit zwei; — 3. endlich an den Fagaden
mit Thürmen, wie bereits auf S. 487 gesagt oder angedeutet wurde.
Giebel (siehe Fig. 195) und an der Grande Galerie du Louvre (Fig. 114) wird er
jetzt sozusagen über jeder Travee angebracht.
6?8' Das erste Beispiel dieser Richtung findet man am unteren Theil der Facade
St »-Etienne» K
du-Mont von St.-Etienne-du-Moni in Paris, die 1609—1617 errichtet wurde. Der Grundstein
p™s des Hauptportals wurde 1610 von der ersten Frau Heinrich IV., Marguerite de
Valois, gelegt.
Das Hauptmotiv dieser Fagade wird durch die Halbsäulen und den strengen
Giebel des Erdgeschosses geliefert, die etwas vom ernsten Eindruck einer antiken
Tempelfront geben und den monumentalen Massstab zeigen, der in den damaligen
Werken Salomon! s de Br ofse herrscht, verbunden mit dem Einssuss der besseren
Durchbildung der Zeit Ph. de l'Orme'3.
Ferner ist das Mittelschiff viel reicher behandelt als die Seitenpartien. Ersteres
ist in drei Stockwerke getheilt: das untere mit antikem Giebel über vier Composita-
halbsäulen, das mittlere mit gebrochenem Segmentgiebel über einem Radfenster
zwischen zwei Nischen von Lisenen begleitet, das obere als steile gothische Giebel-
mauer, vor welcher ein Attikamotiv, seitwärts und oben von Consolen begleitet, ein
Rundfenster umrahmt.
Die Seitenpartien haben zwei Geschosse mit sehr einfachen glatten Mauern,
in welche die Thüren und Fenster mit ihren Rahmen gesleht sind. Der obere Ab-
schluss wird durch zahlreiche Abshufungen von Attikas und Piedestalbauten, durch
drei verschieden geformte Consolen, kleine Giebel, Vasen, Candelaber und Obelisken
verbunden, gebildet, und vermittelt ähnlich wie in Notre-Dame zu Havre und in
Auxerre die Verbindung mit dem Mittelschiff. Es herrscht in dieser Fagade kein
rechter Zusammenhang zwischen dem Mittelschiff mit seiner Ordnung und seinen
grossen Motiven und den glatten Seitentheilen und ihren kleinen Abstufungen. Wie
zwei verschiedene Massstäbe und Stile slehen sie nebeneinander, als ob die Gliederung
der Mittelpartie in eine ältere Fagade eingesetzt worden wäre. Es ist, als ob die Antike
verlegen gewesen wäre, eine Composition auf gothische Verhältnisse anzuwenden und
sseh an diesem Baue entschlossen hätte, von letzterer Abschied zu nehmen. Von
der schönen Behandlung des Details der Compositaordnung wird im Abschnitt über
letztere die Rede sein. Zum besseren Verständniss der hier auftretenden Composition
weisen wir ferner auf die Fagaden von St.-Pierre zu Auxerre (siehe Art. 668, S. 479)
und Notre-Dame zu Havre (Art. 685, S. 495).
ß) Weiterentwickelung der römischen Basilika-Facade.
6?9' Mit dem Abschied, den die Architektur an der Fagade von St.-Etienne-du-Mont
Zunehmender .
.Einssuss von der Gothik nahm, betritt die Behandlung der französischen Kirchenfagaden mit
von Entschiedenheit den Weg, den Italien seit hundert Jahren vorbereitet hatte, einer
Italien. ö
durchgeführten, den antiken Säulenordnungen entnommenen Gliederung.
Zu diesem Entschlusse wäre man auch ganz abgesehen vom Concil von Trient
und den Jesuiten gelangt. Die Entwickelung der Cultur der Renaissance allein hätte
hierzu geführt. Dagegen darf angenommen werden, dass der Triumph der Jesuiten
und die Erbauung ihrer Kirche II Gefii in Rom dazu beigetragen haben, für die
dort gewählten Formen eine gewisse Vorliebe zu erwecken.
Wir werden diese Bewegung hauptsächlich an drei verschiedenen Typen zu verfolgen haben : I. den
Fagaden mit drei Geschossen und Ordnungen; — 2. denen mit zwei; — 3. endlich an den Fagaden
mit Thürmen, wie bereits auf S. 487 gesagt oder angedeutet wurde.