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Strebepfeiler vorhanden, mit drei Ordnungen Compositapilastern und Medaillons, 1530—1533 vom Erz-
bischof de Grammont sorgfältig neugebaut und nach ihm benannt.
An der Kirche St.-Pierre zu Tonnerre, die schon zur classisch-edeln Früh-
Renaissance gehört, sind die Strebepfeiler der Seitenschiffe durch freistehende canne-
lirte korinthische Säulen von sehr schöner Bildung ersetzt, die nur durch Piedestale
und Gebälk mit der Mauer verbunden sind.
Die Strebepfeiler der Kirche La Madeleine zu Montargis sind zwischen den Capellen nur durch
Pilaster markirt. Erst über denselben treten die Pfeiler der Strebebogen hervor. An ihren Enden sind
seitwärts Pilaster und an der Stirnseite sleht, wie in Tonnerre, eine frei vorgesetzte schöne Säule.
2) Strebepfeiler der Hoch-R enaissance und des XVII. Jahrhunderts.
Die Formen der Strebepfeiler zur Zeit der Hoch-Renaissance sind theilweise
nur reifere Ausbildungen der von der Früh-Renaissance angenommenen Motive.
795- An St.-Alpin zu Chälons-sur-Marne (etwa 1530) werden einige Strebepfeiler mit
GiebeiformTn1 Segmentgiebeln in der Höhe der Fensterscheitel abgeschlossen und dann als Lisenen
bis zum Gesims geführt. Diesen Gedanken sehen wir an folgenden drei Beispielen
weiter entwickelt.
z\n den Pfeilern der Strebebogen der Kirche zu St.-Florentin ist der bekrönende Abschluss als
reizender kleiner, edel antiker Tempel gebildet, ohne alles Detail als das Gebälk und der antike Giebel.
In St.-Eufebe zu Auxerre sind die Strebepseiler als glatte Mauern bis über ihre Bogen emporgeführt, wo
sie sacellenartig durch ein dorisches Gebälk mit Giebeldach vorne wie hinten mit Vasen als Akroterien
abgeschlossen sind.
An der Kirche zu Goussainville sind Strebepfeiler, an denen diese Tempel mit gekuppelten Pilastern
an den Stirnseiten und einfachen Pilastern an den Längsseiten gegliedert sind. Weiter unten, über der
Sohlbank der Seitenschifffenster, werden Tabernakel über Flachnischen dadurch gebildet, dass an den Kanten
jonische Pilaster sind , über deren Kapitellen Consolen ein vorspringendes Gebälk mit Spitzgiebel tragen.
Es profilirt sich an den Seiten durch, und über dem Giebel führt eine umgekehrte Console zur Fläche des
Strebepseilers zurück. In der Höhe des Seitenschiffgesimses ist ein Gurt mit Mäander um den Strebepfeiler
geführt, der ihn mit dem Gesims verbindet.
Ebenso findet man solche wieder, die als Pfeiler mit einem Kapitell ausgebildet sind.
796. Die hübschen Strebepfeiler des nördlichen Seitenschiffs von Ste.-Clotilde im
Piiasterformen. Grand-Andely (um 1550) sind als quadratiche jonische, cannelirte Pilaster oder Pfeiler
gebildet, über welchen das Gebälk sich verkröpft. Der durchbrochenen Balustrade
entsprechen dann mit Cartouchen verzierte Piedestale, welche von Urnen gekrönt
werden, aus deren Spitze Flämmchen kommen (siehe Art. 670, S. 480).
An der anstossenden Kreuzschiffsagade bilden Paare gruppirter Säulen durch Nischen verbunden, das
System, welches die Strebepfeiler ersetzt. Diese Säulenpaare werden im oberen Geschoss je durch einen
abschliessenden Giebel untereinander verbunden.
Das mit letzterer Disposition verwandte System der Strebepfeiler am neuen Thurme der Kirche zu
Gisors wurde gelegentlich dieses beschrieben.
An der Kirche zu Villiers-le-Bel sind die Pfeiler einiger Strebebogen über den Seitenschiffsdächern
als reiche Composita-Pfeiler ausgebildet, deren Tiefe zwei- bis dreimal grösser als die Stirnseite ist1218).
Letztere ist cannelirt; das Kapitell hat die ganze Tiefe des Pfeilers und das Gebälk reich sculpirte Glieder
und Fries. Ueber demselben folgt ein fialenartiger Abschluss. Aus dem Schaft treten Wasserspeier heraus
als von Putten getragene Rinnen. Andere Pfeiler sind als dorische Pfeiler und einfacher ausgebildet.
Oft trachtet man diesen Pfeilern mit Kapitellen die Verhältnisse der classischen
Säulenordnungen zu geben. Das ist der Fall an den Seitenschiffen oder Neben-
3218) Montaiglon hält diese zwei Strebepfeiler der Kirche zu Villiers-le-Bel bei Ecouen für ein Werk Jean
Bullant's — vielleicht auch den unfertigen Thurm der Kirche von Ecouen. — Archiv es de V Art franQais. Documents Bd. VI,
S. 317 n. 1 (1858—60).
Strebepfeiler vorhanden, mit drei Ordnungen Compositapilastern und Medaillons, 1530—1533 vom Erz-
bischof de Grammont sorgfältig neugebaut und nach ihm benannt.
An der Kirche St.-Pierre zu Tonnerre, die schon zur classisch-edeln Früh-
Renaissance gehört, sind die Strebepfeiler der Seitenschiffe durch freistehende canne-
lirte korinthische Säulen von sehr schöner Bildung ersetzt, die nur durch Piedestale
und Gebälk mit der Mauer verbunden sind.
Die Strebepfeiler der Kirche La Madeleine zu Montargis sind zwischen den Capellen nur durch
Pilaster markirt. Erst über denselben treten die Pfeiler der Strebebogen hervor. An ihren Enden sind
seitwärts Pilaster und an der Stirnseite sleht, wie in Tonnerre, eine frei vorgesetzte schöne Säule.
2) Strebepfeiler der Hoch-R enaissance und des XVII. Jahrhunderts.
Die Formen der Strebepfeiler zur Zeit der Hoch-Renaissance sind theilweise
nur reifere Ausbildungen der von der Früh-Renaissance angenommenen Motive.
795- An St.-Alpin zu Chälons-sur-Marne (etwa 1530) werden einige Strebepfeiler mit
GiebeiformTn1 Segmentgiebeln in der Höhe der Fensterscheitel abgeschlossen und dann als Lisenen
bis zum Gesims geführt. Diesen Gedanken sehen wir an folgenden drei Beispielen
weiter entwickelt.
z\n den Pfeilern der Strebebogen der Kirche zu St.-Florentin ist der bekrönende Abschluss als
reizender kleiner, edel antiker Tempel gebildet, ohne alles Detail als das Gebälk und der antike Giebel.
In St.-Eufebe zu Auxerre sind die Strebepseiler als glatte Mauern bis über ihre Bogen emporgeführt, wo
sie sacellenartig durch ein dorisches Gebälk mit Giebeldach vorne wie hinten mit Vasen als Akroterien
abgeschlossen sind.
An der Kirche zu Goussainville sind Strebepfeiler, an denen diese Tempel mit gekuppelten Pilastern
an den Stirnseiten und einfachen Pilastern an den Längsseiten gegliedert sind. Weiter unten, über der
Sohlbank der Seitenschifffenster, werden Tabernakel über Flachnischen dadurch gebildet, dass an den Kanten
jonische Pilaster sind , über deren Kapitellen Consolen ein vorspringendes Gebälk mit Spitzgiebel tragen.
Es profilirt sich an den Seiten durch, und über dem Giebel führt eine umgekehrte Console zur Fläche des
Strebepseilers zurück. In der Höhe des Seitenschiffgesimses ist ein Gurt mit Mäander um den Strebepfeiler
geführt, der ihn mit dem Gesims verbindet.
Ebenso findet man solche wieder, die als Pfeiler mit einem Kapitell ausgebildet sind.
796. Die hübschen Strebepfeiler des nördlichen Seitenschiffs von Ste.-Clotilde im
Piiasterformen. Grand-Andely (um 1550) sind als quadratiche jonische, cannelirte Pilaster oder Pfeiler
gebildet, über welchen das Gebälk sich verkröpft. Der durchbrochenen Balustrade
entsprechen dann mit Cartouchen verzierte Piedestale, welche von Urnen gekrönt
werden, aus deren Spitze Flämmchen kommen (siehe Art. 670, S. 480).
An der anstossenden Kreuzschiffsagade bilden Paare gruppirter Säulen durch Nischen verbunden, das
System, welches die Strebepfeiler ersetzt. Diese Säulenpaare werden im oberen Geschoss je durch einen
abschliessenden Giebel untereinander verbunden.
Das mit letzterer Disposition verwandte System der Strebepfeiler am neuen Thurme der Kirche zu
Gisors wurde gelegentlich dieses beschrieben.
An der Kirche zu Villiers-le-Bel sind die Pfeiler einiger Strebebogen über den Seitenschiffsdächern
als reiche Composita-Pfeiler ausgebildet, deren Tiefe zwei- bis dreimal grösser als die Stirnseite ist1218).
Letztere ist cannelirt; das Kapitell hat die ganze Tiefe des Pfeilers und das Gebälk reich sculpirte Glieder
und Fries. Ueber demselben folgt ein fialenartiger Abschluss. Aus dem Schaft treten Wasserspeier heraus
als von Putten getragene Rinnen. Andere Pfeiler sind als dorische Pfeiler und einfacher ausgebildet.
Oft trachtet man diesen Pfeilern mit Kapitellen die Verhältnisse der classischen
Säulenordnungen zu geben. Das ist der Fall an den Seitenschiffen oder Neben-
3218) Montaiglon hält diese zwei Strebepfeiler der Kirche zu Villiers-le-Bel bei Ecouen für ein Werk Jean
Bullant's — vielleicht auch den unfertigen Thurm der Kirche von Ecouen. — Archiv es de V Art franQais. Documents Bd. VI,
S. 317 n. 1 (1858—60).