2. Pieter Brueghel d. Ä., Federzeichnung. Wien, Slg. Liechtenstein
erscheinen. Das gleichförmige Schwarz ihrer Kleidung (swartte mus, swartte mantel, swartte
rock) wird nur durch das ,,wit" des Halskragens belebt. Bunter erscheint der ausruhende Alte:
grisse mus, omberre rock, witte kousen.
Sind auf diesen Blättern die Figuren nur zufällig zu einer Gruppe vereinigt, so scheint es,
daß Brueghel die beiden seltsamen Käuze auf dem letzten Blatt (Feder, 15*9 X 19-3 cm, Abb. 3)
mit Absicht nebeneinander gestellt hat, um die komische Wirkung, die schon jedem einzelnen
von ihnen sicher ist, durch die symmetrische Entsprechung noch zu steigern. Die Farban-
gaben sind hier besonders ausführlich. Der linke trägt einen ,,ville swartte hoedt" von kurioser
Form, einen „swartte rock met grauwe borden dar op" und ,,ville blauwe kousen". Sein Gegen-
über trägt ,,vil swartte lerssen en hedt binnest rodt"1, einen „vil bruinockker rock met groen
van binnen" und auf dem Haupt eine „vil omberre mus en witte verren dar op".
Stil, Gegenstand und die jedesmal wiederkehrende Aufschrift „Nart het leven" verbinden
unsere Blätter mit einer Gruppe von Zeichnungen im Werke Brueghels, die in der letzten Zeit
vielfach diskutiert wurden.2 Die ältere Meinung sah in ihnen Skizzenblätter mit Studien nach
Bauern, die nach Aussage der Beischrift unmittelbar vor der Natur gezeichnet seien. Tolnai
versuchte eine neue Deutung: Die ,,naert het leven"-Blätter sind keine Skizzen, sondern in
sich geschlossene, für die Öffentlichkeit bestimmte Kunstwerke. Sie geben auch nicht zeit-
genössische Bauern wieder, sondern Modelle, die in vom Künstler erfundene Trachten gesteckt
wurden. Die Aufschriften schließlich hätten eine Art kunstpädagogischer Tendenz. Brueghel
1 Die Lesung der Aufschrift verdanke ich Professor L. van Puyvelde, Brüssel.
2 K. Tolnai, Die Zeichnungen Pieter Brueghels. München 1925, S. 44 f.; derselbe, Beiträge zu Brueghels Zeich-
nungen, Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen, 1929, S. 208 ff.; H. Sedlmayr, Jahrbuch der kunst-
histor. Sammlungen, N. F. VIII, 159; vgl. auch G. Glück, Brueghels Gemälde, Wien 1932, S. 33 f.
5
erscheinen. Das gleichförmige Schwarz ihrer Kleidung (swartte mus, swartte mantel, swartte
rock) wird nur durch das ,,wit" des Halskragens belebt. Bunter erscheint der ausruhende Alte:
grisse mus, omberre rock, witte kousen.
Sind auf diesen Blättern die Figuren nur zufällig zu einer Gruppe vereinigt, so scheint es,
daß Brueghel die beiden seltsamen Käuze auf dem letzten Blatt (Feder, 15*9 X 19-3 cm, Abb. 3)
mit Absicht nebeneinander gestellt hat, um die komische Wirkung, die schon jedem einzelnen
von ihnen sicher ist, durch die symmetrische Entsprechung noch zu steigern. Die Farban-
gaben sind hier besonders ausführlich. Der linke trägt einen ,,ville swartte hoedt" von kurioser
Form, einen „swartte rock met grauwe borden dar op" und ,,ville blauwe kousen". Sein Gegen-
über trägt ,,vil swartte lerssen en hedt binnest rodt"1, einen „vil bruinockker rock met groen
van binnen" und auf dem Haupt eine „vil omberre mus en witte verren dar op".
Stil, Gegenstand und die jedesmal wiederkehrende Aufschrift „Nart het leven" verbinden
unsere Blätter mit einer Gruppe von Zeichnungen im Werke Brueghels, die in der letzten Zeit
vielfach diskutiert wurden.2 Die ältere Meinung sah in ihnen Skizzenblätter mit Studien nach
Bauern, die nach Aussage der Beischrift unmittelbar vor der Natur gezeichnet seien. Tolnai
versuchte eine neue Deutung: Die ,,naert het leven"-Blätter sind keine Skizzen, sondern in
sich geschlossene, für die Öffentlichkeit bestimmte Kunstwerke. Sie geben auch nicht zeit-
genössische Bauern wieder, sondern Modelle, die in vom Künstler erfundene Trachten gesteckt
wurden. Die Aufschriften schließlich hätten eine Art kunstpädagogischer Tendenz. Brueghel
1 Die Lesung der Aufschrift verdanke ich Professor L. van Puyvelde, Brüssel.
2 K. Tolnai, Die Zeichnungen Pieter Brueghels. München 1925, S. 44 f.; derselbe, Beiträge zu Brueghels Zeich-
nungen, Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen, 1929, S. 208 ff.; H. Sedlmayr, Jahrbuch der kunst-
histor. Sammlungen, N. F. VIII, 159; vgl. auch G. Glück, Brueghels Gemälde, Wien 1932, S. 33 f.
5