Frankfurt a. M.
Mainz. Hessen.
Mainfranken
Architektur, durch ausdrucksvolle Zeichnung der Figuren; charakteristisch sind die schar-
fen Schlagschatten der Fenstersimse, die starke Betonung der Schatten in den Gewändern.
Die Technik arbeitet mit einfachen Mitteln, aber durchaus nicht ungeschickt; ungewöhn-
lich ausgeprägt zeigen sich die Spaltlagen.
In dem einen Behang kommt eine bekannte Szene — König David beobachtet die am
Bach sitzende Bathseba, sein Lanzenträger überreicht der Schönen den Brief — zur Dar-
stellung. An der Turmtür lehnen zwei Wappenschilder, von denen nur das eine, das des
fränkischen Geschlechtes von Binckenberg25), klar erkennbar ist; zum Überfluß nennt ein
Schriftband den Namen der Auftraggeberin Margareta ■ vo • Rinckenberg mit der Jahreszahl
1520 (Abb. 8, H. 79 cm, L. 76 cm).
In dem zweiten, weniger gut erhaltenen Behang (Abb. 9, H. 0,80 m, L. 1,35 m) gelangt
eines der Saba-Salomo-Rätsel zur Darstellung: Der König sitzt auf dem Thron, allzu naiv
sind die beiden Vögel, um die die Frage geht, eingefügt. Hinter dem Hochsitz stehen ein
jüngerer und ein bärtiger älterer Mann — das Gesicht ist technisch recht mäßig gelöst — an
einem schwach belaubten Stämmchen. Die Königin kniet in reichem Brokatgewand, ein
Knabe — der Kopf ist zerstört — hält die Schleppe. Drei Frauen beobachten den Vorgang.
Die Landschaft zeigt die gleiche Tiefe und Weiträumigkeit wie in der David-Bathseba-
Szene. Der von bewaldeten Hügeln umrahmte See mit der Schloßanlage (links) ist ziem-
lich wörtlich dem Hintergrundmotiv von Hans Schäufeleins „Kalvarienberg"26) entnom-
men, die Figuren haben durch die textile Übertragung viel an Frische verloren. Zu dem
gleichen Kreise gehört ein in der Technik noch primitiveres Fragment — Judith mit dem
Haupte des Holofernes, Christus und die Samariterin am Brunnen — im Stuttgarter
Schloßmuseum (Abb. 10). Es handelt sich um ein ausgesprochen häusliches Erzeugnis.
Die Wirkerin steht der Hintergrundlandschaft ziemlich hilflos gegenüber; sie versucht mit
Hilfe von Zickzacklinien Wiesenlagen und Gelände vorzutäuschen; die Gesichter sind unge-
schickt erfaßt, der Arm des enthaupteten Holofernes ist. infolge des gleichlaufenden Kett-
fadens, stark verunglückt. Übereinstimmend mit den beiden vorbesprochenen Behängen ist
die Vorliebe für tiefe Schatten (Gewand des Heilandes und der Frau), für ausgiebige
Spaltlagen.
Mainz. Hessen.
Mainfranken
Architektur, durch ausdrucksvolle Zeichnung der Figuren; charakteristisch sind die schar-
fen Schlagschatten der Fenstersimse, die starke Betonung der Schatten in den Gewändern.
Die Technik arbeitet mit einfachen Mitteln, aber durchaus nicht ungeschickt; ungewöhn-
lich ausgeprägt zeigen sich die Spaltlagen.
In dem einen Behang kommt eine bekannte Szene — König David beobachtet die am
Bach sitzende Bathseba, sein Lanzenträger überreicht der Schönen den Brief — zur Dar-
stellung. An der Turmtür lehnen zwei Wappenschilder, von denen nur das eine, das des
fränkischen Geschlechtes von Binckenberg25), klar erkennbar ist; zum Überfluß nennt ein
Schriftband den Namen der Auftraggeberin Margareta ■ vo • Rinckenberg mit der Jahreszahl
1520 (Abb. 8, H. 79 cm, L. 76 cm).
In dem zweiten, weniger gut erhaltenen Behang (Abb. 9, H. 0,80 m, L. 1,35 m) gelangt
eines der Saba-Salomo-Rätsel zur Darstellung: Der König sitzt auf dem Thron, allzu naiv
sind die beiden Vögel, um die die Frage geht, eingefügt. Hinter dem Hochsitz stehen ein
jüngerer und ein bärtiger älterer Mann — das Gesicht ist technisch recht mäßig gelöst — an
einem schwach belaubten Stämmchen. Die Königin kniet in reichem Brokatgewand, ein
Knabe — der Kopf ist zerstört — hält die Schleppe. Drei Frauen beobachten den Vorgang.
Die Landschaft zeigt die gleiche Tiefe und Weiträumigkeit wie in der David-Bathseba-
Szene. Der von bewaldeten Hügeln umrahmte See mit der Schloßanlage (links) ist ziem-
lich wörtlich dem Hintergrundmotiv von Hans Schäufeleins „Kalvarienberg"26) entnom-
men, die Figuren haben durch die textile Übertragung viel an Frische verloren. Zu dem
gleichen Kreise gehört ein in der Technik noch primitiveres Fragment — Judith mit dem
Haupte des Holofernes, Christus und die Samariterin am Brunnen — im Stuttgarter
Schloßmuseum (Abb. 10). Es handelt sich um ein ausgesprochen häusliches Erzeugnis.
Die Wirkerin steht der Hintergrundlandschaft ziemlich hilflos gegenüber; sie versucht mit
Hilfe von Zickzacklinien Wiesenlagen und Gelände vorzutäuschen; die Gesichter sind unge-
schickt erfaßt, der Arm des enthaupteten Holofernes ist. infolge des gleichlaufenden Kett-
fadens, stark verunglückt. Übereinstimmend mit den beiden vorbesprochenen Behängen ist
die Vorliebe für tiefe Schatten (Gewand des Heilandes und der Frau), für ausgiebige
Spaltlagen.