Hamburg. Altona. Stade. Schleswig-Holstein
Die meisten der aufgezählten Werkstätten arbeiten noch im ersten Drittel des 17. Jahr-
hunderts. An neuen Namen tauchen auf: Klas Piereux (Peröes), „Tapitmaker, Tapytsier,
als Shipman" (Stade, 30. Mai 1601, 7. April 1610; Altona 1616), Johan Danmeyer (Dam-
meyer, Bürgerbuch 14. November 1659, Weddebuch 22. November 1656, Taufbuch Jacobi
1658, 1660, 1674), John (Johann) Stumman, Tapetenmacher (1657, 1658, 1663, 1667, 1669,
1672, 1673, 1675, 1681, 1682, 1695), Gottfried Strutz, tapitsier (31. August 1688).
In allen Fällen handelt es sich unzweifelhaft um Wirker. Die führende Rolle spielt
Johan Dammeyer, der auch geldlich gut gestellt ist und Beziehungen zu den maßgebenden
Hamburger Familien unterhält. Johann Summan (Stumman) ist 1681 für den Rat tätig, der
ihm unter dem 12. Februar 21 Gulden anweist „laut Rechnung für tapeten, so er auff dem
Eimbekische hause außgebeßert". Ein ähnlicher Vermerk findet sich fast 40 Jahre zuvor:
„20. Juli 1644, vor 24 Stuelkußen in den Kriegs Rhat, kerten laut Henrich Wich-
m a n s Rechnung 145 fl. 9 gr. 6 ^f." Man geht kaum fehl, in Heinrich Wichman den Er-
zeuger der noch zahlreich erhaltenen Hamburger Kissenblätter aus dem zweiten Drittel des
17. Säkulums zu erblicken.
Unklar ist die Berufsbezeichnung „Deckenmacher", die in Wismar den Wirker charak-
terisiert, in Hamburg, da sie neben dem Ausdruck Tapetenmacher geht, wohl eher für den
Tapezierer im heutigen Sinne gebraucht worden ist. In Frage kommen als Deckenmacher:
Nicolai in der Grinß (Bürgerbuch 9. August 1610), Johan Kojenun (16. Januar 1618). Jean
d'Espece (wohl aus der französischen Marche), erscheint am 20. Mai 1698 als tapissier im
Bürgerbuch und dürfte als Wirker zu werten sein.
Die Verwirrung der technischen Ausdrücke steigert sich durch das Auftreten der Platt-
werker64). 1674 hat Franciscus Anama, ein holländischer Maler, „für einen Plattwerker
(Plattwirker, Blattwürker) hieselbst die Stadt Hamburg abgemalt auf Patron, Papier ins
Platte, so daß dieser darnach weben konnte, und die Stadt mit ihren 22 Bollwerken in Sei-
den oder wollen schlagen, welches große Mühe erfordert". Der Plattwerker lehnte die ge-
forderte Bezahlung als zu hoch ab, die Durchführung der Arbeit unterblieb. Schon die
Ausdrücke „weben", „Seide oder Wolle" beweisen m. E. unzweideutig, daß es sich nicht
um eine Wirkerei handelt. Die Plattwerker sind identisch mit den hautelissiers (Webern),
die unter der alten Bezeichnung nicht mehr erscheinen.
Noch mehr Konfusion bringt im 18. Jahrhundert die Bezeichnung tapissier, im Gegensatz
zu den Tapetenmachern und Deckenmachern. Der Deckenmacher Nicolaus Bent (Bürger-
buch, 8. Mai 1722) ist ein Deckenmacher im heutigen Sinne, der in der gleichen Zeit tätige
Tapetenmacher Nicolaus Ditrich Hansen am Gosenmarkt (1725, 1728) dagegen ein Fabri-
kant von Ledertapeten; das gleiche gilt von Jacob Seidler (19. September 1710). Philip
Morell erscheint als Tappezier (1710, 1714, 1715, 1717, 1723); die Lösung gibt ein Vermerk
des Taufbuches St. Petri vom 31. Januar 1717, Morell ist diesmal als „Bett macher in der
Papentwite" bezeichnet. Entsprechend verhält es sich mit dem Tapissier Johan Anthon
Pietschman (1731—1739), 1733 richtiger als „Bettmacher aufm Dohms Kirchhoff" erwähnt
und mit den anderen Tapissiers des 18. Säkulums, deren Namen ich übergehe.
Die lange Aufstellung beweist m. E. unzweideutig, daß die Blüte der Hamburger Bildwir-
kerei, ausgesprochen niederländischen Gepräges, die Spanne von etwa 1590 bis 1680, also
rund hundert Jahre, umfaßt, daß in der Folge ein starkes Nachlassen eintritt und die edle
Kunst mit dem beginnenden 18. Jahrhundert erlischt. Die zeitgenössischen Inventare brin-
gen keine Aufklärung, soweit es sich um Wirkerateliers und ihre Inhaber handelt. Wir
lernen lediglich die gängigen Darstellungen kennen. So hinterläßt „H. Engebrecht Tem-
mingks Frauen Wittib"85) in ihrem in der kleinen Reichenstraße, „da die Stadt ,Bourdeaux'
aushengt", gelegenen Hause am 3. Februar 1652 unter anderem: eine gewirkte Tisch
decke „mit der Historia, da Josua die Kinder Israel durch den Jordan führet", ein weiteres
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Die meisten der aufgezählten Werkstätten arbeiten noch im ersten Drittel des 17. Jahr-
hunderts. An neuen Namen tauchen auf: Klas Piereux (Peröes), „Tapitmaker, Tapytsier,
als Shipman" (Stade, 30. Mai 1601, 7. April 1610; Altona 1616), Johan Danmeyer (Dam-
meyer, Bürgerbuch 14. November 1659, Weddebuch 22. November 1656, Taufbuch Jacobi
1658, 1660, 1674), John (Johann) Stumman, Tapetenmacher (1657, 1658, 1663, 1667, 1669,
1672, 1673, 1675, 1681, 1682, 1695), Gottfried Strutz, tapitsier (31. August 1688).
In allen Fällen handelt es sich unzweifelhaft um Wirker. Die führende Rolle spielt
Johan Dammeyer, der auch geldlich gut gestellt ist und Beziehungen zu den maßgebenden
Hamburger Familien unterhält. Johann Summan (Stumman) ist 1681 für den Rat tätig, der
ihm unter dem 12. Februar 21 Gulden anweist „laut Rechnung für tapeten, so er auff dem
Eimbekische hause außgebeßert". Ein ähnlicher Vermerk findet sich fast 40 Jahre zuvor:
„20. Juli 1644, vor 24 Stuelkußen in den Kriegs Rhat, kerten laut Henrich Wich-
m a n s Rechnung 145 fl. 9 gr. 6 ^f." Man geht kaum fehl, in Heinrich Wichman den Er-
zeuger der noch zahlreich erhaltenen Hamburger Kissenblätter aus dem zweiten Drittel des
17. Säkulums zu erblicken.
Unklar ist die Berufsbezeichnung „Deckenmacher", die in Wismar den Wirker charak-
terisiert, in Hamburg, da sie neben dem Ausdruck Tapetenmacher geht, wohl eher für den
Tapezierer im heutigen Sinne gebraucht worden ist. In Frage kommen als Deckenmacher:
Nicolai in der Grinß (Bürgerbuch 9. August 1610), Johan Kojenun (16. Januar 1618). Jean
d'Espece (wohl aus der französischen Marche), erscheint am 20. Mai 1698 als tapissier im
Bürgerbuch und dürfte als Wirker zu werten sein.
Die Verwirrung der technischen Ausdrücke steigert sich durch das Auftreten der Platt-
werker64). 1674 hat Franciscus Anama, ein holländischer Maler, „für einen Plattwerker
(Plattwirker, Blattwürker) hieselbst die Stadt Hamburg abgemalt auf Patron, Papier ins
Platte, so daß dieser darnach weben konnte, und die Stadt mit ihren 22 Bollwerken in Sei-
den oder wollen schlagen, welches große Mühe erfordert". Der Plattwerker lehnte die ge-
forderte Bezahlung als zu hoch ab, die Durchführung der Arbeit unterblieb. Schon die
Ausdrücke „weben", „Seide oder Wolle" beweisen m. E. unzweideutig, daß es sich nicht
um eine Wirkerei handelt. Die Plattwerker sind identisch mit den hautelissiers (Webern),
die unter der alten Bezeichnung nicht mehr erscheinen.
Noch mehr Konfusion bringt im 18. Jahrhundert die Bezeichnung tapissier, im Gegensatz
zu den Tapetenmachern und Deckenmachern. Der Deckenmacher Nicolaus Bent (Bürger-
buch, 8. Mai 1722) ist ein Deckenmacher im heutigen Sinne, der in der gleichen Zeit tätige
Tapetenmacher Nicolaus Ditrich Hansen am Gosenmarkt (1725, 1728) dagegen ein Fabri-
kant von Ledertapeten; das gleiche gilt von Jacob Seidler (19. September 1710). Philip
Morell erscheint als Tappezier (1710, 1714, 1715, 1717, 1723); die Lösung gibt ein Vermerk
des Taufbuches St. Petri vom 31. Januar 1717, Morell ist diesmal als „Bett macher in der
Papentwite" bezeichnet. Entsprechend verhält es sich mit dem Tapissier Johan Anthon
Pietschman (1731—1739), 1733 richtiger als „Bettmacher aufm Dohms Kirchhoff" erwähnt
und mit den anderen Tapissiers des 18. Säkulums, deren Namen ich übergehe.
Die lange Aufstellung beweist m. E. unzweideutig, daß die Blüte der Hamburger Bildwir-
kerei, ausgesprochen niederländischen Gepräges, die Spanne von etwa 1590 bis 1680, also
rund hundert Jahre, umfaßt, daß in der Folge ein starkes Nachlassen eintritt und die edle
Kunst mit dem beginnenden 18. Jahrhundert erlischt. Die zeitgenössischen Inventare brin-
gen keine Aufklärung, soweit es sich um Wirkerateliers und ihre Inhaber handelt. Wir
lernen lediglich die gängigen Darstellungen kennen. So hinterläßt „H. Engebrecht Tem-
mingks Frauen Wittib"85) in ihrem in der kleinen Reichenstraße, „da die Stadt ,Bourdeaux'
aushengt", gelegenen Hause am 3. Februar 1652 unter anderem: eine gewirkte Tisch
decke „mit der Historia, da Josua die Kinder Israel durch den Jordan führet", ein weiteres
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