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N. 49. 1825.
H eideiberger
Jahrbücher der Literatur.


Geschichte und Beschreibung des Doms in Köln
von S. Boisseree.

(FurtretzM/rj.)
Nun aber ergieht sich, wenn wir mit prüfendem Blick
zunächst von innen heraus das ganze Werk betrachten, dass
es wesentlich aus nichts a!s aus Kreisbogen und Säulenbündeln
besteht. Alle Lasten sind jenen Bogen aufgelegt; und diese
vertheilen sich auf die Pfeiler, also dass das Ganze allein auf
diesen ruht, und in sie nach abwärts immer zusammenläuft;
die Mauer an sich aber völlig bedeutungslos als blosse Ausfül-
lung zum Uebergang erscheint. Bogen und Pfeiler, oder
vielmehr dessen Element, der Säulenschaft, sind also die we-
sentlichen Glieder, aus denen der ganze Bau also sich zusam-
mensetzt, dass der Bogen immer die höchste Höhe sucht, der
Schaft aber sich ihm unterstellt. Die Höhe aber ist das über-
irdische Element, das jetzt erst den andern beiden beigetre-*
ten; unten ist der Ort der Erde, alles erdhaft Schwere ruht
hier auf breiter Basis festgegründet; oben aber ist des Him-
mels Stätte, Sitz der hohem Mächte, wohin die Gebete mit
den Rauchwolken des Opfers steigen. Das Untere in der Kir-
che wird daher überall , obgleich auf' einer niedrigem Stufe;
zu dem Oberen in dem nämlichen Verhältniss stehen,- wie das
hintere um die giossen Eingänge zum Vorderen und das Aller-
heiligste. Wie daher dieses von der Kreislinie umschrieben
ist, so muss auch nach oben das Höhere überall in Bogenform
sich fügen; und die Kirche, wie sie im Grundrisse in ihren
drei Hauptabtheilungen in die Kreuzesform sich zusammen-
schliesst, wird von unten nach oben sich noch einmal wieder-
holen, indem die Seitengänge mit dem Mittelgange die Form
eines aufgerichteten halben Kreuzes bilden, dessen andife
Hälfte sich in der Erde birgt, und die drei Hauptformen des
Grundrisses, ablanges Viereck, Kreuz und Kreisbogen wer-
den in jedem der drei Anne dieses Kreuzes wiederkehren.
XVIII. Jahrg. g. Heft, 49
 
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