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Heidelberger

Jahrbücher der Literatur.

Dionysius Areopagka, übersetzt von Dr. Engelhardt.

(yorfjrefSHHg*.)

Wir aber — müssen nicht Wir ausrufen : Weiche über-
heilige Dreistigkeit ! und weiche eben so unfruchtbare als
abeutheuerliche Lust zu frommen Betrügereien zeigt sich hier
in dem Urbiid der Mysticität, mit dem Hang zum Geheim-
nisserhnden in der Religion verbunden! Bedachte der grotse
Weihungsmann nicht, dass durch diese betrü gliche
Methode, wenn der Zweck (die Theologie in eine Mysti-
hcation umzuwandeln) jedes Mittel (unglaubliche Erdichtun-
gen wie ein Augenzeuge zu behaupten) heiligen kann , alles
Zeugniss für historische Wahrheit, alle Glaubhaftigkeit
des Wunderbaren in der Urgeschichte des Christenthums,
durch ihn und Seinesgleichen zerstört und zernichtet werde?
Kann jemals ein Augenzeugniss für ein Gestirnwunder,
welches aller Welt sichtbar geworden seyn müsste, und doch
von allen Himmelsbeobachtern jener Zeit nicht beobachtet
worden ist, kecker, umständlicher, ehrlich scheinender be-
hauptet und als ein Beweis für die Wahrheit des Christenthums
absichtlicher ersonnen worden seyn?
Wie traurig und abschröckend beweisen diese Beispiele,
was dergleichen Andächtige, wenn sie gewissb Meinungen,
wie unmittelbare (der Urtheilskraft nicht untergeordnete) Ge-
fühle des Wahren, wie gnadenreiche Einflüsse und Einströ-
mungen des Göttlichen in ihr Individuum, geltend zu machen
für nöthig halten, sich selbst zu erlauben fähig sind. Und ist
es nicht eben so traurig und warnend für alle Zeit, dass eben
diese Beispiele zugleich beweisen, wie kurzsichtig und blind,
wenigstens wie nachgiebig, auf der andern Seite diejenige
zu seyn pflegen, welche sich dem Vertrauen für dergleichen
Führer einmal gefühlgläubig hingegeben haben. Wie hand-
greislich ist nicht das Unwahre nicht nur dieser Fiction von
Sonnenßnsternils, sondern auch des durch allediese mystischen

XVIII. Jahrg. 11. Heft.

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