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N. 66,

1825,

Heidelberger

Jahrbücher der Literatur.


Po;! 1823. 23 <y. ^7^ 4,

Nichts ist rätselhaster in der Anthropologie und daher
auch in der menschlichen (von den Beziehungen des Menschen
auf die Gottheit ausgehenden) Religionslehre, als die Ver-
bindung der geistigen (d. i. der wollenden, denkenden und
sich empfindenden) Krast mit der sinnlich-fühlen den
oder seelischen (animalischen, psychischen). Dieser schei-
nen zweierlei Wirksamkeiten eigenthümlich anzugehören,
nämlich dass der dritte Bestandtheil des Menschen, die orga-
nisirte materielle Kraft, der Leib, durch sie, wenigstens
nicht ohne sie, lebt ^ in der zur Selbsterhaltung nöthigen
Lebensthätigkeitist, und dass siedieVeränderungen, welche
in dem mit ihr vereinten Leibe Vorgehen, nicht nur auf-
nimmt (percipirt) und von ihnen afficirt wird, sondern
auch, bisaufeinengewissenGrad, adpercipirt, d.i.eine
der Einwirkungen mit den andern zusammenfasst und nach
dem sinnlich-gesühlten sich modißcirt.
Bringen wir, ohne dadurch das eigentliche Wesen des
Menschen an sich als theilbar bezeichnen zu wollen, blos un-
sere Selbsterfahrungen unter Glassen, so scheinen dreierlei
Kräfte die Bestandteile des Menschenwesens während sei-
nes jetzigen Daseyns zu seyn, geistige, seelische und
sinnlich-körperliche. Und unläughar ist besonders
dies, dass, y?enn wir gleich das Geistige (d. i. die Kraft,
welche durch ihre Aeulserungen sich selbst als ein Wollen-
können, Denkenkönnen, Emphndenkönnen bekannt wird)
als das höchste und reinste, als unsinnlich und unkörperlich
zu betrachten allen Grund haben, ihre Wirksamkeit dennoch
mit dem sühlenden oder psychischen sehr in Wechselwirkung
steht. Denn wie könnten wir, wenn wir noch so sehr den
Spiritualismus des Wollens und Denkens sesthalten, uns ab-
läugnen, dass das Nachdenken selbst mit der Erkraftiguug der
individuellen Animalität kräftiger wird und reifer, auch dass
unser geistiges Selhstempflnden (sögewiis dieses der genauere
XVIII. Jasrg. ll. Heft. 66
 
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