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1823.

N. 77,
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.


Friedrich Ancilloids Geist der Staatsveriassungen.

XII. Verbesserungen und Umwandlungen der
Staaten. S. 114 — 126-
Um unsern Lesern ein Beispiel zu geben, gegen welche
Irrlehren der Verf., laut der Vorrede, ankämpft, führen wir
folgende Stelle aus diesem Abschnitte wörtlich an, und be-
kennen, dass auch wir dieser Meinung sind: S. 123. „Eine
Umwälzung in den Idccr, und Gefühlen eines Volks führt bei-
nahe unvermeidlich eine politische Revolution herbei. Keine
Richtung der Ideen ist der Erhaltung der gesellschaftlichen.
Ordnung nachteiliger, als wenn man glaubt, Achtung und
Gehorsam nicht mehr dem Ran-ge und dem Standpunkt, den
ein Jeder in der bürgerlichen Gesellschaft einnimmt, schuldig
zu seyn, sondern beides einzig und allein von dem Geiste,
dem Genie, der Einsicht der Individuen, welche die Remter
bekleiden, will abhängen lassen. Nichts scheint zwar natür-
licher, ja vernünftiger, und doch werden alle Verhältnisse
mit einer nahen Auflösung bedrohet, sobald diese Tendenz
die Oberhand erhält. Zuvörderst ist es unmöglich, dass in
allen bürgerlichen Verhältnissen die Tugendhaften, die Ein-
sichtsvollen, die Kenntnisreichen allein befehlen. Wenn nun
die Rechte der Befehlenden ihnen nicht den Gehorsam sichern;
wenn der von der Natur und von der Gesetzgebung ihnen an-
gewiesene Standpunkt nicht hinreicht, ihnen die nöthige Ach-
tung zu verschaffen, so wird es keine geehrte Gewalt mehr
geben, denn man wird verlangen, dass die Könige, die Mi-
nister, dieBeamten, die Familienväter, die Hausherren, eine
entschiedene Ueberlegenheit über diejenigen besitzen, die sie
leiten, führen, beherrschen sollen. — Man muss zwar wün-
schen, man muss sogar wollen, und, in so fern es möglich
ist, dahin trachten, dass diejenigen, die befehlen sollen, auch
XVIII. Jahrg. 12. Heft. 77
 
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