Heidelberger Jahrbücher der Literatur (24,2.1831)

arbeitet der Mann mit Freuden und Segen, und dann
erst kommt aus der Berathmig für des Landes Beste
etwas heraus. Das Urtheil unserer Zeit hegt vielleicht
mehr ais man glaubt in einer gewissen VerbUdung des
weibiichen Geschtechts, wodurch die häusliche Bestim-
mung, und das oft auch physisch, nur zu sehr leidet.
Der Verf. der vorliegenden Schrift spricht also mit
Recht sogleich über (las Wort Bildung, dessen Begriff,
wie er sagt, tot! gehandhabt wird," und er stimmt nicht
dem gewöhnlichen Gebrauch zu, wornach man dieje-
nigen Frauenzimmer die gebildeten nennt, die in Re-
densarten und Manieren sich so zu benehmen w issen,
wie es die Mode der Stadt verlangt, und also doch
eigentlich Kleinstädterinnen sind. Darum billigen wir
auch die Erzieherin in diesen Briefen , dafs sie ihre
Kleine mit ihren Puppen spielen läfst, bis die Zeit
kommt, wo sie denn auch auf die Bälle gehen mag, wie
auch dafs sie es lächerlich findet, wenn Hr. T\. N. seine
14jährige Tochter aus seinem Landstädtchen in die
Residenz schickt, „damit sie, aufser der übrigen Zurü-
stung, auch eine reinere Sprache annehmen sollte, und
sie dann nach einem halben Jahre wieder zurückrief.
Das Lächerliche bleibt doch von einer andern Seite,
„wenn er sie auch lange genug dort gelassen hätte, um
das reinere Sprechen völlig einzuüben: denn das sollte
sie zu Hause in der Sprache ihrer Mutter lernen, und in
mehrfacher Hinsicht erkennen wir das Urtheil dieses
Briefes als ächt pädagogisch : „es ist immer etwas unge-
schickt , wenn der Procefs der Sprachreinigung und
Sprachveredlung in einem andern als dem häuslichen
Element vorgeht." Auch wünschen wir, dafs man nur
recht beherzigen möge, w as der Verf. über die harmo-
nische Entwicklung des Weibes zu Gemüthe zu führen
sucht, dafs der Garten, die Küche, die Gesindestube,
die Kinderstube sich recht gut vertragen mit den weib-
lichen Handgeschicklichkeiten, mit Musik und mit Lek-
türe, und dafs die Geisteserhebung vielmehr auch eine