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N°. 44. ' HEIDELBERGER 1837.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

E. v. Bülow; bas Novellenbach.
(ReSchlufs.)
Der Dichter Jorge von Montemor, einem portugiesichen
Dorfe bei Coirabra, daher er sich de Montemayor nannte (von
iÖ20 — 1562), ist durch den in castilischer Sprache geschriebe-
nen Schäferroman Diana hinlänglich behannt. Aus diesem Roman
erhalten wir (IV, 1) eine Episode, der Alkaldc von Alora
und der Abencerage, eine Geschichte, die passend als Muster
spanischer Ritterpoesie gegeben ist, da ßie alle Hauptmotive die-
ser Dichtungsart vereinigt. Der junge Abencerage, ein Abkömm-
ling eines verfolgten, ehemals grofsen, maurischen Hauses, in
einer Nacht dem Bescheid seiner Geliebten folgend, sie aufzu-
suchen, wird von Christen nach tapferer Gegenwehr gefangen,
auf Ehrenwort zu Vollziehung seines Geschäfts entlassen, ge-
winnt die Jungfrau, entführt sie und erlangt endlich Verzeihung
ihres Vaters.
Von Cervantes, dem Haupt der spanischen Novellisten, be-
absichtigte anfangs Herr v. Bülow nichts mitzutheilen, weilseine
Novellen, wie die des Boccaccio, sämmtlich eine aparte Behand-
lung verdienen. Wirklich hat auch, wenn wir nicht irren, die
Verlagshandlung des Novellenbuchs eine Übersetzung der Novelas
exemplares von Herrn v. Bülow bereits angekündigt. Im vier-
ten Bande (S. 85) erhalten wir indefs doch ein Stück, das der
Herausgeber Cervantes zu vindiciren sucht, das aber unter die
ονχ δ^χολογοναενα gehört. Es ist Die vorgebliche Tante
(la tia fingida), welche einem Deutschen, dem Philologen F. A.
Wolf, Vorbehalten war, der gelehrten Welt mitzutheilen, der
sie zuerst in seinen Analekten abdrucken liefs, nachdem sie unter
die Novelas exemplares betitelte Novellensammlung des Cervantes
vielleicht wegen des minder exemplarischen Stoffs bis dahin nicht
aufgenommen war. Denn wenn auch streng genommen die poe-
tische Justiz darin nicht fehlt, namentlich nicht die durch die
Ironie exequirte, so bewegt sich doch die ganze Geschichte in
ziemlich niedriger schmutziger Atmosphäre. Es ist die Schilde-
rung des Studentenlebens in Salamanca und die Bewerbung dor»
XXX. Jahrg. 7. Heft. 44
 
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