Ν°. 47. HEIDELBERGER 1837.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Sanchuniathonis historiarum Phoeniciae Libros IX graece versus a Philone
Byblio edidit Intinaque versione donavit F. Wagenfeld. Bremae 1837.
8. 205 S.
.13ie phönizische Geschichte des Sanchuniathon soll, nach
früheren Annahmen, von Philo ins Griechische übersetzt, gro-
fsentheils verloren gewesen, jetzt aber wieder ganz aufgefunden
worden seyn. Vgl. meine Rec. im Augustheft i836. Die Kritiker
haben zwei Fragen wohl zu unterscheiden. Die erste ist: Hat
Philo aus Byblus wirklich eine phönikische Geschichte übersetzt,
oder nur erdichtet? Davon ist die zweite Frage noch immer sehr
verschieden. Es fragt sich nämlich : Ist das jetzt bekanntgemachte
wenigstens eben das, was Philo übersetzt zu haben behauptete?
oder kommt hier zu einer alten Täuschung der Versuch einer
neuen Täuschung hinzu, so dafs das jetzt edirte nur ein unter-
geschobenes Machwerk ist ?
Unsere Leser fragen ohne Zweifel zuvörderst: ob das, was
die Geschichte der Juden betrifft (Ιουδαίοι werden sie im Texte
genannt) irgend für uns merkwürdige Aufschlüsse gewähre?
Einiges von Andeutung des Auszugs aus Ägypten giebt im
dritten Buch das Cap. iS :
»Nach dem Tode des Taaut und seiner Nachkommen (?)
wurden die Ägyptier, da sie gegen die am Meere wohnenden
Hirten kriegten, von diesen besiegt. Sie flüchteten sich in eine
grofse Stadt (?), wo sie von den Hirten belagert wurden. In
dieser Bedrängnifs erfand ein Prieser die Sichelwagen (?),
deren der König sogleich hundert anfertigen liefs , mit ihnen in
Kurzem die Hirten besiegte und zurückwarf und die ganze Land-
schaft bis auf eine am Meere gelegene Burg (?) eroberte. Hier-
auf wandelten die Hirten aus und versetzten sich meist in die
bisher unbewohnten Gegenden Arabiens. Ihre Anführer waren
Omlakus [Amalek], Idumas [Edorn], Amon und Mobos
[Moab] , nach denen die Stämme benannt wurden. Zuletzt wan-
derten auch Judas und Somyro (?) aus. Die Juden und So*
myräer nahmen die Gegend von Idumäa in Besitz.«
Wie nichtssagend! Wie sichtbar alles Bestimmtere, alle
Ortsnamen, vermeidend! Mehr sollte ein lyrischer Geschicbt-
XXX. Jahrg, 8. Heft. 41
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Sanchuniathonis historiarum Phoeniciae Libros IX graece versus a Philone
Byblio edidit Intinaque versione donavit F. Wagenfeld. Bremae 1837.
8. 205 S.
.13ie phönizische Geschichte des Sanchuniathon soll, nach
früheren Annahmen, von Philo ins Griechische übersetzt, gro-
fsentheils verloren gewesen, jetzt aber wieder ganz aufgefunden
worden seyn. Vgl. meine Rec. im Augustheft i836. Die Kritiker
haben zwei Fragen wohl zu unterscheiden. Die erste ist: Hat
Philo aus Byblus wirklich eine phönikische Geschichte übersetzt,
oder nur erdichtet? Davon ist die zweite Frage noch immer sehr
verschieden. Es fragt sich nämlich : Ist das jetzt bekanntgemachte
wenigstens eben das, was Philo übersetzt zu haben behauptete?
oder kommt hier zu einer alten Täuschung der Versuch einer
neuen Täuschung hinzu, so dafs das jetzt edirte nur ein unter-
geschobenes Machwerk ist ?
Unsere Leser fragen ohne Zweifel zuvörderst: ob das, was
die Geschichte der Juden betrifft (Ιουδαίοι werden sie im Texte
genannt) irgend für uns merkwürdige Aufschlüsse gewähre?
Einiges von Andeutung des Auszugs aus Ägypten giebt im
dritten Buch das Cap. iS :
»Nach dem Tode des Taaut und seiner Nachkommen (?)
wurden die Ägyptier, da sie gegen die am Meere wohnenden
Hirten kriegten, von diesen besiegt. Sie flüchteten sich in eine
grofse Stadt (?), wo sie von den Hirten belagert wurden. In
dieser Bedrängnifs erfand ein Prieser die Sichelwagen (?),
deren der König sogleich hundert anfertigen liefs , mit ihnen in
Kurzem die Hirten besiegte und zurückwarf und die ganze Land-
schaft bis auf eine am Meere gelegene Burg (?) eroberte. Hier-
auf wandelten die Hirten aus und versetzten sich meist in die
bisher unbewohnten Gegenden Arabiens. Ihre Anführer waren
Omlakus [Amalek], Idumas [Edorn], Amon und Mobos
[Moab] , nach denen die Stämme benannt wurden. Zuletzt wan-
derten auch Judas und Somyro (?) aus. Die Juden und So*
myräer nahmen die Gegend von Idumäa in Besitz.«
Wie nichtssagend! Wie sichtbar alles Bestimmtere, alle
Ortsnamen, vermeidend! Mehr sollte ein lyrischer Geschicbt-
XXX. Jahrg, 8. Heft. 41