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HEIDELBERGER


1837.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kreuzhage: Über die Erkenntnifs der Wahrheit.
( B e s c h l uf s.)

Günther und Baader, deren Grundideen der Verf. auf
eine gefällige, leicht fafsliche Weise zur Entwicklung bringt, be-
haupten entschiedener, dafs der menschliche Geist die Wahrheit
zu erkennen, im Stande sey, freilich in der Immanenz des Gei-
stes in der Wahrheit. Aber es kommen auch Stellen genug vor,
.wo diese Ansichten vom Yf. selbst bestimmt ausgesprochen sind.
Z. B. S. 278 f. 298. 296 ff. Zwar ist S. 3oo ausgesprochen, dafs
der menschliche Geist die Wahrheit in ihrer absoluten Wirk-
lichkeit nicht absolut mit sich vermitteln, mithin keine abso-
lut vermittelte Erkenntnifs der Wahrheit erreichen könne. Aber
der Yf. nimmt hier, wie sonst, den menschlichen Geist im Ge-
gensätze zur Offenbarung nur als (logische) V e r n u n ft, und meint
eine Erkenntnifs, wie sie der Rationalismus behauptet, nicht aber
eine Erkenntnifs, wie sie die Systeme der Immanenz des erken-
nenden Geistes in Gott, z. B. F. Baader annimmt. Die Haupt-
frage ist nämlich hier die : Ist die Erkenntnifs der Wahrheit eine
absolute in dem Sinne, dafs, wie jener letztere Denker sagt, der
Erkennende Alles durchschaut und Gott ausforscht, oder dafs
wir eine wesentliche Erkenntnifs der Wahrheit haben in un-
serm normalen Verhältnifs zur Wahrheit? Wird der Begriff des
Menschen als des Ebenbildes Gottes eigentlich oder real genom-
men , so.mufs das Ebenbild das Urbild dem Wesen nach erken-
nen oder eine w7ahre , dem Urbilde entsprechende Erkenntnifs ha-
ben, sonst ist das Ebenbild nur ein leeres Wort. Aber damit ist
noch nicht gesagt, dafs das Urbild in dem es bestimmenden Eben-
bilde ganz aufgeht oder der menschliche Geist alle Tiefen der
Gottheit, dib nur der Geist Gottes durchschaut, zu durchschauen
vermag. Eine Erkenntnifs der Wahrheit ist dem menschlichen
Geiste nur möglich, wenn jene diesem wirklich oder real inwohnt,
wenn sie ihm mithin wesentlich ist. Es giebt keine andere Form,
die Wahrheit zu erkennen, als die Form des menschlichen Gei-
stes selbst. Die Frage kann daher nur seyn: ist sie eine blos
subjektive, oder eine objektive Form der Wahrheit? Die·

XXX. Jahrg. 8. Heft.

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