N". 60. HEIDELBERGER 1837.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Histoire de la guerre de Mehemed-Ali contre la Porte Ottomanne en Syrie
et en Asie’mineure 1831— 1833. Ouvrage enrich·. de Cartes, de Plans
et de documens officiels par Μ. M. de Cadalvene et B arr ault.
Paris 1837. 512 Seiten 8.
H,ef. zeigt dieses Buch besonders darum an , weil es einen Be-
griff von der Art Civilisation giebt, welche der Orient von den
beiden Beformatoren Mahmud und Mehemed Ali zu erwarten hat.
Der Held des Buches ist, wie man von Franzosen, deren Ideal
Bonaparte’s Militärregierung und die derselben angemessene Or-
ganisation immer bleiben wird, erwarten kann, der Pascha von
Ägypten, und man kann daher vermuthen, dafs sie weder tief
eindringen noch das Innere enthüllen; für die klare Übersicht des
allgemeinen Ganges der Begebenheiten ist indefs das Buch sehr
nützlich.
Übrigens ist es sonderbar genug, dafs der Pascha von Ägyp-
ten in demselben Augenblick, als er dem türkischen Beiche zwei
grofse Statthalterschaften mit Gewalt der Waffen entreifst, und
Anstalt macht, dem türkischen Beichsheer eine entscheidende
Schlacht zu liefern, den Sultan immer noch als seinen rechtmäfsi-
gen Herrn erkennt, das Kirchengebet für ihn halten, und dem
Imam in Damascus, der zu zweifeln - wagt, ob er für Mahmud
beten (S. i56) soll, ein Paar Hundert Stockprügel geben läfst.
Die ersten anderthalbhundert Seiten des Buchs enthalten übri-
gens nur das Vorspiel des Kriegs zwischen Mahmud und Mehemed
Ali; sie handeln von der Unternehmung gegen Acre und Damas-
cus, welche den Sultan mit seinem vorgeblichen Vasallen ent-
zweit hatte, nachdem Mahmud vorher alles aufgeboten, den Frie-
den und den Schein der Freundschaft zu erhalten. Mehemed Ali
war schon vorher Herr von Mecca und Djedda, er hatte die
Wechabiten besiegt und dem Sultan im Streit mit den Griechen
geholfen; er strebte jetzt nach dem Besitze von Palästina und
von Syrien, war auch erbötig, dem Sultan, dem er den jährli-
chen Tribut für Ägypten zahlte, für Syrien dieselbe Summe zu
entrichten, welche die Statthalter bezahlten , denen er die Pro-
vinz entreifsen wollte; er glaubte daher anfangs, dafs er es nur
mit den Statthaltern werde zu thun haben, allein der Sultan nahm
doch die Sache diesmal ernstlicher.
XXX. Jahrg·. 10. Heft.
60
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Histoire de la guerre de Mehemed-Ali contre la Porte Ottomanne en Syrie
et en Asie’mineure 1831— 1833. Ouvrage enrich·. de Cartes, de Plans
et de documens officiels par Μ. M. de Cadalvene et B arr ault.
Paris 1837. 512 Seiten 8.
H,ef. zeigt dieses Buch besonders darum an , weil es einen Be-
griff von der Art Civilisation giebt, welche der Orient von den
beiden Beformatoren Mahmud und Mehemed Ali zu erwarten hat.
Der Held des Buches ist, wie man von Franzosen, deren Ideal
Bonaparte’s Militärregierung und die derselben angemessene Or-
ganisation immer bleiben wird, erwarten kann, der Pascha von
Ägypten, und man kann daher vermuthen, dafs sie weder tief
eindringen noch das Innere enthüllen; für die klare Übersicht des
allgemeinen Ganges der Begebenheiten ist indefs das Buch sehr
nützlich.
Übrigens ist es sonderbar genug, dafs der Pascha von Ägyp-
ten in demselben Augenblick, als er dem türkischen Beiche zwei
grofse Statthalterschaften mit Gewalt der Waffen entreifst, und
Anstalt macht, dem türkischen Beichsheer eine entscheidende
Schlacht zu liefern, den Sultan immer noch als seinen rechtmäfsi-
gen Herrn erkennt, das Kirchengebet für ihn halten, und dem
Imam in Damascus, der zu zweifeln - wagt, ob er für Mahmud
beten (S. i56) soll, ein Paar Hundert Stockprügel geben läfst.
Die ersten anderthalbhundert Seiten des Buchs enthalten übri-
gens nur das Vorspiel des Kriegs zwischen Mahmud und Mehemed
Ali; sie handeln von der Unternehmung gegen Acre und Damas-
cus, welche den Sultan mit seinem vorgeblichen Vasallen ent-
zweit hatte, nachdem Mahmud vorher alles aufgeboten, den Frie-
den und den Schein der Freundschaft zu erhalten. Mehemed Ali
war schon vorher Herr von Mecca und Djedda, er hatte die
Wechabiten besiegt und dem Sultan im Streit mit den Griechen
geholfen; er strebte jetzt nach dem Besitze von Palästina und
von Syrien, war auch erbötig, dem Sultan, dem er den jährli-
chen Tribut für Ägypten zahlte, für Syrien dieselbe Summe zu
entrichten, welche die Statthalter bezahlten , denen er die Pro-
vinz entreifsen wollte; er glaubte daher anfangs, dafs er es nur
mit den Statthaltern werde zu thun haben, allein der Sultan nahm
doch die Sache diesmal ernstlicher.
XXX. Jahrg·. 10. Heft.
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