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N°. 52. HEIDELBERGER 1837.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

R ö m i s c h e Liter a l u r.
( B e s c hluf s.)
Solennia anniversciria in gymnasio regio Baruthino — rite celebranda rec-
toris collegiique nomine indicit Dr. Henr. Gnil. Heer wagen.
Praemittitur de P. et L. Scipionum accusatione quaestio.
Baruthi MDCCCXXXFI. Ex officina Hoerethiana. 19 5. in gr. 4.
Den Inhalt dieses Programms bildet eine sehr genaue Erör-
terung der berühmten, aber von den Alten auf verschiedene Weise
erzählten Anldage, welche 565 u. c. gegen die beiden Scipionen,
den Africanus und den Asiaticus erhoben wurde. Zeit der Klage
sowie die letztere selbst , dann die Person der Ankläger und an-
dere Nebenumstände werden auf verschiedene und von einander
abweichende Weise berichtet. Livius (XXXVIII, 5o — 6oQ aller-
dings-die Hauptquelle, und wie der Verlauf dieser Untersuchung
zeigt, auch die zuverlässigste, folgt, wie der Vf. nachzuweisen
iin Stande war, hier zunächst dem älteren Annalisten Valerius
von Ar.tium; Gellius (Noct. Att. IV, 18), der mit ihm in Wider-
spruch steht, beruft sich gleichfalls auf ältere Quellen. Darum
hat der Vf. hier zuvörderst eine genaue Untersuchung über die
einzelnen Punkte des Widerspruchs eingeleitet, um so aus der
gegenseitigen Vergleichung den Grund und die letzte Quelle der
abweichenden Nachrichten auszumitteln um darnach den Grad
der Glaubwürdigkeit bestimmen zu können, den die eine Nach-
richt vor der andern verdient. So wird zugleich die Schrift ein
neuer Beleg für die wichtige Frage über die Quellen des Livius,
die Kritik und Auswahl sowie die sorgfältige Benutzung derselben,
und die darnach zu bestimmende Glaubwürdigkeit des Livius selbst.
Wir fr euen uns, zu sehen, wie günstig für Livius sich das Re-
sultat dieser mit eben so vieler Genauigkeit als Unbefangenheit
angestellten kritischen Untersuchung herausstellt, da seine Nach-
richten hier im Ganzen den Vorzug verdienen; sein Anschliefsen
an Valerius wird aber hier um so bedeutender und wesentlicher
erscheinen , wenn man weifs , mit welcher grofsen Vorsicht Li-
vius diesen Annalisten überhaupt benutzt hat, wie er ihm keines-
wegs blindlings folgt, sondern selbst zum öfteren auf Übertrei-
bungen desselben oder Leichtgläubigkeit uns hinweist. (Vgl. z. B.
die Stellen p. i3.) Die abweichenden Angaben des. Gellius haben
keineswegs den Gehalt und verdienen nicht den Grad der Glaub-
würdigkeit, den die Erzählung des Livius, oder vielmehr seines
Gewährsmann’s, des Valerius, auch dadurch gewinnt, dafs die
späteren Schriftsteller (mit einziger Ausnahme des Seneca), da
XXX. Jahrgv 8. Heft. 52
 
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