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F, Kurz: Österreich unter Alhrecht II
barg zu derselben Zeit. lernen, warum sich am Anfänge des
seehszehnten Jahrhunderts jedermann nach einer Monarchie
und nach den Soldaten und einer Polizei sehnen nmfste, welche
ohne Soldaten nicht bestehen kann.
Aus der Geschichte der Streitigkeiten über Albrechts
Vormundschaft, über des Herzogs Ernst oder Leopold gröfse-
ren LandCsiheil lernen wir mit Vergnügen, dafs die Wort-
führer der -Universitäten schon im Mittelalter geschickte Di-
plomaten waren. Herzog Friedrich, der bekanntlich Tyrol
erhalten hatte und verwaltete, nahm in einer Streitigkeit den
Bischoff von Trident gefangen , weil er die Verträge nicht
gehalten hatte, schickte ihn zu freier Haft nach Wien, und
weigerte sich, als die theologische Facultät um seine Freiheit
bat, diese zu gewähren. Nachdem dies erzählt ist, folgt die
Stelle, die wir meinen. Es heifst nämlich hier S. 130:
„Die Folge davon war, dafs das Interdict in Wien fort-
dauerte und in der Stadt sogar keine Glocke geläütet werden
durfte. Herzog Ernst, obgleich er sich damals in Oberöster-
reich aufhielt, blieb nicht gleichgültig darüber, dafs die Haupt-
stadt so lange eines einzigen Mannes halber eine so grofse
Ungelegenheit erdulden und allen Gottesdienst entbehren sollte.
Er schrieb an die Universität und verlangte ihr Gutachten:
Ob es für die Residenz des Herzogs und für die Stadt, in
welcher sich so viele ansehnliche und gelehrte Männer auf-
halten, nicht entehrend sey, dafs des Bischoffs Georg halber
kein Gottesdienst gehalten werde. Das erscheine ihm desto
unschicklicher, da der Bischoff in keinem Gefängnifs ver-
schlossen sitze, sondern frei herumgehen dürfe. Begiebt er
sich nach Set. Ulrich hinaus} so ertönen die Glocken und es
wird öffentlicher Gottesdienst gehalten 5 warum.sollte denn
dasselbe der Hauptstadt untersagt bleiben? Die Univer-
sität wich einer entscheidenden Antwort mit der
Entschuldigung aus, dafs man sie über diesen Ge-
genstand nie zu Rathe gezogen habe und dafs es
nicht in ihrer Gewalt stehe, das Interdict aufzu-
heben. Nachdem übrigens Herr Kurz berichtet hat, wie
sich Sigmund des jungen illbrecht, den er seinen Sohn nannte,
annahm, wie er endlich zwischen Herzog Leopold und Ernst
Frieden stiftete und den unsäglichen Verwüstungen Öster-
reichs ein Ende machte, rückt er die Formel der Erneuerung
der Erbverbrüderung, welche Sigmunds Vater Carl mit Osler
 
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