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Caesar: De Carm. Graecc. elegiac.

1109

Arten und Gattungen annehmen, leicht die Zahl dieser Gat-
tungen und Arten in’s Unendliche steigern inüfste, und dadurch
der Gefahr sich aussetzen würde, den allemeinen Charakter
der Elegie, als Lyrik, zu verkennen. „Consentaneum est,
elegiam, schreibt der Verf. S. 81, si quidem Jonum poesis ly-
rica recte appellatur, omnia ea genera in se recipere, quae
ex Jonum indole et moribus originem ducere possent, neque
aliter procedere ac temporum ratio ferret.“ Eben aus der Zeit,
d. h. aus den politischen Verhältnissen, wie sie in den joni-
rchen Staaten seit dem siebenten Jahrhundert sich uns dar-
stellen, und den dadurch auch in dem sittlichen Zustande des
Volks hervorgebrachten Veränderungen glaubt der Verf. ein-
zig und allein (sollte diefs nicht zu Viel gesagt seyn? Vgl.
S. 82) die verschiedene Anwendung der Elegie auf die ver-
schiedenen politischen, sittlichen und geistigen Zustände, und
damit also das, was wir die verschiedenen Arten und Gat-
tungen der Elegie nennen, ableiten zu können. Dafs man
die äufseren Verhältnisse, den politischen wie den intellec-
tuellen Zustand der jonischen Griechen, bisher zu wenig bei
Beantwortung dieser Frage beachtet, ist unläugbar, und mag
unseren schon oben bei Hrn. Bode’s Ansicht ausgesprochenen
Zweifel eben so sehr rechtfertigen, als die Aufmerksamkeit,
die nach unserm Ermessen die hier S. 81 — 84 behandelten
Punkte verdienen. Die öfteren Streitigkeiten und Kämpfe
der jonischen Staaten während des siebenten Jahrhunderts
veranlafsten die kriegerische Elegie, während die inneren
Streitigkeiten der europäischen Griechen die Anwendung
derselben Dichtform auf politische Gegenstände, auf politische
und ethische Grundsätze und Lehren hervorriefen; der Ver-
lust der Freiheit der jonischen Griechen durch Lyder und
Perser, die Erschlaffung und Verweichlichung, die eine Folge
dieses Verlustes politischer Selbstständigkeit war, und hin-
wiederum mit dem gröfseren Ileichthum und Luxus zusam-
menhieng, rief dann die weiche und klagende, nicht mehr
auf öffentliche Gegenstände, sondern zunächst zur Darstel-
lung schmachtender oder unglücklicher Liebesgefühle gerich-
tete erotische Elegie eines Mimnermos hervor, die daher auch
von der alexandrinischen Zeit weiter aufgenommen und aus-
gebildet wurde. Diefs ist ungefähr die Ansicht des Verf.,
deren weitere Ausführung wir wohl von seinen fortge-
setzten Studien erwarten können; eine Ansicht, die uns
 
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