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Römische Literatur-Literärgesehiehte.

1215

Bauwerks und deren Bedeutsamkeit erwartet der Verf. Heil
und die Erreichung* des vorgesteckten Ziels, während Ver-
kennung dieser Grundsätze zu Mifsgriffen jeder Art bisher
geführt hat. Ref. kann nicht umhin, eine besonders wichtige
Stelle S. 45 hier mitzütheilen: ..Die Baustyle lassen sich
nicht willkührlich verpflanzen und wie exotische Gewächse
in Treibhäusern wärmen. Die Natur des Landes, Klima’s und
Volkes begründet die Verschiedenheit der Baustyle- Das
Material ist hinlänglich geeignet, als nothwendigstes Gestal-
tungselement unsere Bauwerke auf die in ihrer Natur lie-
genden Abweichungen zu führen. Die klimatischen Einflüsse
sind es, welche das Gedeihen der verschiedenen Stoffe, de-
ren wir bedürfen, fördern, sie sind es, welche die Natur
rings mit dem Menschen in Verwandschaft setzen und dessen
äufseres und inneres Gedeihen begründen oder wenigstens
bestimmen. Es erheischt das Interesse der Wissenschaft,
die verschiedenen historisch gegebenen Baustyle nach den
bezeichneten klimatischen und volksthümlichen Bedingun-
gen näher in Betracht zu ziehen , mit _ der durchgebil-
detsten Entwickelungsform zu beginnen, und von den ein-
zelnen Theilen zum Ganzen fortzuschreiten. In der durch
klare Einfachheit und innere Vollendung charakteristisch
ausgezeichneten griechischen Baukunst erscheinen die
Elemente in so deutlicher und bündiger Zusammenfü-
gung, dafs es nicht schwer hält, zn erkennen, welche
Bedeutung dem einzelnen Theile zukommt und auf wel-
che Weise das vereinzelte Element, dem Bedürfnis und
Zwecke des Baues geinäfs, die Formausbildung des gesumm-
ten Werks nothwendig machte.“
Damit läfst sich noch eine andere Stelle verbin-
den S. 51: ,,Zum einheitlich vollendeten Bauwerke kann
mithin nur ein solches werden, welches vom Werkmeister
kn vollkommensten Bewufstseyn seines Zweckes, sowie
des natürlichen und deshalb nothwendigen Gebrauches
seines Baustoffes durchgebildet ist. Unter den mit
Klarheit durchgebildeten Schöpfungen der Architectur, zu
welchen der ägyptische und griechische Tempel, nicht min-
der aber der deutsche Dom zu rechnen sind, stellt sich als
die vollendetste und durchgebildetste von allen der grie-
chisch-dorische Tempel dar.“ Diese Stellen, aus den
allgemeinen Betrachtungen dieses Aufsatzes entnommen, mö-
gen genügen, unsern Lesern einen Begriff von dem darin
herrschenden Geiste zu geben: denn in das Einzelne dessel-
ben, und die verschiedenen mehr technischen Bemerkungen
kann Ref. nicht eingehen. Nur auf das an mehreren Stellen,
insbesondere S. 46 ausgesprochene Urtheil über Vitruvius
und dessen, vom Verf. für unhaltbar ausgegebene Mafsbe-
stimmungen, will Ref. noch aufmerksam machen. Redlichen
Willen, Ruhe und Mäfsigung erkennt der Verf. gern bei
 
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