170 Straus«: Leben Jesu, u. Ammon; Fortbildung d Christenthums.
geistigen Wiedergeburt des Menschen. Dieser nothwendige Glaube
an Gott ist eine Thatsache des ßewusstseyns, alle übrigen Be-
weise gehen in diesem auf. Das Erfassen des Einen und Unend-
lichen in jedem Augenblicke des reinen Bewusstseyns ist eine
Idee; nur dieser Gedanke des Urersten und Urletzten kann eine
haltbare Wirklichkeit des Denkens begründen. In dem absoluten
Wesen Gottes liegt Alles, was von ihm gedacht werden kann; es
liegt der Vernunft ob, seine Vollkommenheiten einzeln aufzufas-
sen. Wir unterscheiden das Urseyn als einen unbeweglichen Ge-
danken, von der Welt und von uns selbst, und denken uns als
freigesetzt in der höchsten Idee — Gott ist ewig, weil er Alles
bewegt und selbst unbeweglich ist, also das vollkommenste Urie-
ben besitzt, Raum und Zeit, als bestimmte Articulationen der Be-
wegung in das Daseyn ruft und mit Elementen , Stoffen und or-
ganischen Wesen erfüllt. Niemand betrachtet nunmehr die Erhal-
tung der Dinge, dieses Wunder der Allmacht, anders als eine
fortgesetzte Schöpfung, so wie ein gehaltener Ton nichts Anders
ist, als ein fortgesetzter Gesang.
Das Ideal eines göttlichen Sohnes geht aus der göttlichen
Uridee so natürlich hervor als Licht aus dem Lichte, dass man
sich aus dem ersten Gott einen zweiten herausdenken muss, sobald
man das höchste Wesen in Absicht auf unser Geschlecht betrach-
tet, das sich nur an dem Bilde eines göttlichen Menschen als
Mittler, Erlöser und Heiland zu Gott erheben kann, ein Glaube,
der eine wesentliche Bedingung unseres Heiles ist.
Die christliche Kirche kann demnach als solche nur feststehen
auf dem Grunde, dass Christus, als wirkliches Ideal gedacht, der
eingeborne und höchste Sohn des lebendigen Gottes ist, und einen
Lehrbegriff nicht aufgeben, welcher den Uebergang jedes ihrer
Mitglieder von dem historischen Glauben zu dem Idealen bedingt.
Die hochwichtige und heilige Dreieinigkeits - Lehre ist dem
Christenthum eigenthümlich, sie hat in ihrer einfachen und that-
sächlichen Trilogie unaussprechlichen Segen über die Menschheit
verbreitet. Ihre immer wiederkehrende Erscheinung deutet auf
etwas Bleibendes in dem religiösen Bewusstseyn des Menschen,
welches das Christenthum thatsächlich begründet, und man möchte
sagen, durch eine dreifache Strahlenbrechung das himmlische Licht
zur höchsten Klarheit der göttlichen Idee in dem menschlichen
Gemüthe erheben will.
Auf dem Gebiete der Wissenschaft ist das Fortschreiten strei-
tig au sieh, weil wir weder tiefer als unsere Viiter in das Wesen
geistigen Wiedergeburt des Menschen. Dieser nothwendige Glaube
an Gott ist eine Thatsache des ßewusstseyns, alle übrigen Be-
weise gehen in diesem auf. Das Erfassen des Einen und Unend-
lichen in jedem Augenblicke des reinen Bewusstseyns ist eine
Idee; nur dieser Gedanke des Urersten und Urletzten kann eine
haltbare Wirklichkeit des Denkens begründen. In dem absoluten
Wesen Gottes liegt Alles, was von ihm gedacht werden kann; es
liegt der Vernunft ob, seine Vollkommenheiten einzeln aufzufas-
sen. Wir unterscheiden das Urseyn als einen unbeweglichen Ge-
danken, von der Welt und von uns selbst, und denken uns als
freigesetzt in der höchsten Idee — Gott ist ewig, weil er Alles
bewegt und selbst unbeweglich ist, also das vollkommenste Urie-
ben besitzt, Raum und Zeit, als bestimmte Articulationen der Be-
wegung in das Daseyn ruft und mit Elementen , Stoffen und or-
ganischen Wesen erfüllt. Niemand betrachtet nunmehr die Erhal-
tung der Dinge, dieses Wunder der Allmacht, anders als eine
fortgesetzte Schöpfung, so wie ein gehaltener Ton nichts Anders
ist, als ein fortgesetzter Gesang.
Das Ideal eines göttlichen Sohnes geht aus der göttlichen
Uridee so natürlich hervor als Licht aus dem Lichte, dass man
sich aus dem ersten Gott einen zweiten herausdenken muss, sobald
man das höchste Wesen in Absicht auf unser Geschlecht betrach-
tet, das sich nur an dem Bilde eines göttlichen Menschen als
Mittler, Erlöser und Heiland zu Gott erheben kann, ein Glaube,
der eine wesentliche Bedingung unseres Heiles ist.
Die christliche Kirche kann demnach als solche nur feststehen
auf dem Grunde, dass Christus, als wirkliches Ideal gedacht, der
eingeborne und höchste Sohn des lebendigen Gottes ist, und einen
Lehrbegriff nicht aufgeben, welcher den Uebergang jedes ihrer
Mitglieder von dem historischen Glauben zu dem Idealen bedingt.
Die hochwichtige und heilige Dreieinigkeits - Lehre ist dem
Christenthum eigenthümlich, sie hat in ihrer einfachen und that-
sächlichen Trilogie unaussprechlichen Segen über die Menschheit
verbreitet. Ihre immer wiederkehrende Erscheinung deutet auf
etwas Bleibendes in dem religiösen Bewusstseyn des Menschen,
welches das Christenthum thatsächlich begründet, und man möchte
sagen, durch eine dreifache Strahlenbrechung das himmlische Licht
zur höchsten Klarheit der göttlichen Idee in dem menschlichen
Gemüthe erheben will.
Auf dem Gebiete der Wissenschaft ist das Fortschreiten strei-
tig au sieh, weil wir weder tiefer als unsere Viiter in das Wesen