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Scheidler: Paränesen für Studirende, 865
Noth thut, wer möchte, wer wollte dies« in Abrede stellen! Und
wenn in unserer Zeit ganz besonders die Jngend einer solchen
Anregung und Belebung bedarf, soll sie anders nicht in den zer-
störenden Richtungen der Zeit zu Grunde gehen und allem edle-
ren, höheren Streben entfremdet weiden, so wird diess, abgesehen
von andern Mitteln, die freilich tiefer liegen und Seiten berühren,
die wir hier nicht weiter verfolgen können, insbesondere dadurch
erwirkt werden können, dass man dem besseren, noch nicht von
dem Strudel fortgerissenen, wahrhaft bildungsfähigen Theile un-
serer Jugend die Ansichten und Aussprüche erleuchteter Geister
unserer Nation über wissenschaftliche Studien und deren Betrieb,
über Unterricht und Methode desselben vorlegt und so anregend,
belebend und stärkend auf sie einwirkt, um sie damit zugleich
vor dem sinnlichen Materialismus, der unsere Jugend zu verpe-
sten droht, und der ihr freilich schon in unteren Sphären, in Haus
und Schule eingeimpft wrird, zu bewahren, und in ihr eine wahre
Begeisterung für ein höheres und edleres Streben zu erwecken,
welches in der Wissenschaft mehr sucht, als blosse Befriedigung
materieller Bedürfnisse und sinnlicher Genüsse.
Diess ist es nun, was der Verf. mit dieser Sammlung be-
zweckt, der er den Titel Paränesen gegeben, in sofern sie auf-
munternd und anregend auf das Gemüth des jungen Lesers wir-
ken sollen, um diese ächte Begeisterung für das Wahre, Schöne
und Gute zu erwecken, und damit dem in Folge des erwähnten
Zeitgeistes auf unsern Universitäten sich immer mehr ausbreiten-
den „handwerksmässigen Tagelöhnerleben“ wie es
der Verf. S. XXII. passend bezeichnet, das zunächst in der ge-
meinen Beschränkung auf das sogenannte Brodstudium sich zu
erkennen gibt, entgegenzuwirken. Um aber diesen Zweck zu er-
reichen, durfte die Auswahl nicht nach dem Zufall zusammenge-
setzt, oder, wie sich der Verf. ausdrückt, zusammengewürfelt
werden, sie musste vielmehr so eingerichter seyn, dass die einzeln
ausgewählten Stücke in ihrer Zusammensetzung ein organisches
in sich zusammenhängendes und wohlgegliedertes Ganze bilden,
das vorzugsweise an Gemüth und Herz (Gefühlsvermögen) sich
wendet, um jenen Enthusiasmus zu erzeugen und nachhaltige Be-
geisterung zu wecken, weshalb der Verf. (S. XIII.) ihm selbst
den Namen eines wissenschaftlichen Ändachts- und Erbauungsbu-
ches geben möchte, welches eben dadurch von der Hodegetik sich
1 unterscheidet, dass diese einen wissenschaftlichen, streng zusam-
menhängenden Unterricht über die rechte Methode geben soll und
 
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